Das ideale Anlageportfolio von Schweizer Privatanleger besteht zu 39 Prozent aus ESG-ETFs
Das Interesse an nachhaltigen passiven Anlageprodukten wächst. Wie eine aktuelle, von Invesco beauftragte Umfrage zeigt, halten Schweizer Privatanleger eine Portfolioallokation von 38,5% in börsengehandelte Fonds (ETFs) mit ESG-Schwerpunkt für ideal.
Die Mehrheit (50%) der Schweizer Privatanleger will das Engagement in ESG-ETFs in den nächsten drei Jahren erhöhen. Von den Investoren, die derzeit nicht in ESG-ETFs investiert sind, würden 79% ein derartiges Engagement in den nächsten drei Jahren in Betracht ziehen. Damit sich ESG-ETFs in Zukunft noch mehr durchsetzen, müssen Invesco zufolge vor allem Wissenslücken geschlossen werden. Die Invesco-Umfrage, für die 250 Schweizer Privatanleger befragt wurden, zeigt, dass viele Investoren ETFs nutzen, um in ESG-Themen zu investieren. Gut zwei Drittel (67%) derjenigen, die in ESG investieren, nutzen ETFs für mindestens einen Teil dieses Exposures, und bei diesen Anlegern machen ESG-ETFs durchschnittlich mehr als ein Drittel (37%) der Gesamtportfolios aus.
Nima Pouyan, Leiter ETF & Institutional Schweiz und Liechtenstein, InvescoDer Hauptgrund, warum die von uns befragten Anleger nicht in ESG-ETFs investieren, war schlicht und ergreifend ein mangelndes Verständnis dieser Produkte.
Darüber hinaus ergab die Umfrage ein grosses Interesse an einer Ausweitung des ESG-ETF-Engagements in den kommenden Jahren. Von den Anlegern, die bereits in ESG-ETFs investieren, erwartet die Mehrheit (50%), ihr Engagement künftig auszuweiten, während nur 6% beabsichtigen, es zu reduzieren. Bei denjenigen, die aktuell nicht in ESG-ETFs investieren, stellte Invesco eine grosse Aufgeschlossenheit für diese Anlageprodukte fest: So gab eine Mehrheit (79%) an, in den nächsten drei Jahren Investitionen in ESG-ETFs in Betracht ziehen zu wollen; 10% wollten dies nicht tun. Dabei ist das Interesse über alle Portfoliogrössen ähnlich ausgeprägt und offenbar weitgehend unabhängig von der Investmenterfahrung.
«E», «S» und «G» unterschiedlich bedeutend
Bei der Frage nach der relativen Bedeutung der Kategorien – «E» für Umwelt, «S» für Soziales und «G» für Governance oder gute Unternehmensführung – gab es einen klaren Sieger: Für 37% der Schweizer Anleger haben Umweltaspekte Priorität, gefolgt von Governance (20%) und sozialen Aspekten (20%). Dabei bezeichneten 33% der Befragten die Förderung erneuerbarer Energien als wichtigsten Umweltfaktor. An zweiter und dritter Stelle folgten der Schutz der natürlichen Ressourcen und der Artenvielfalt (26%) sowie die Vermeidung von Umweltverschmutzung und Abfall (16%). Der am häufigsten genannte soziale Faktor (34%) war die Wahrung der Menschenrechte durch die Verhinderung ausbeuterischer Arbeitspraktiken. Auf Platz 2 und 3 folgten die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit (19%) sowie die Förderung von Vielfalt, Gleichheit und Integration (18%). Im Governance-Bereich legten die Anleger bei den Unternehmen, in die sie investieren, am meisten Wert auf eine angemessene Vergütung und geeignete Anreize für Führungskräfte. Dies wurde von 34% der Befragten als wichtigster Faktor genannt.
Die «Wissenslücke» schliessen
Trotz eines klaren Anlegerinteresses daran, ETFs für das ESG-Engagement zu nutzen, zeigte die Studie, dass sich Schweizer Anleger mehr Informationen wünschen, sowohl über die am Markt erhältlichen Produkte als auch über die positiven realwirtschaftlichen Auswirkungen von Investitionen in ESG-ETFs. Als Hauptgrund, nicht in ESG-ETFs zu investieren, nannten fast die Hälfte der Befragten (45%) die Präferenz für einen aktiven ESG-Ansatz, knapp ein Drittel der Befragten (28%) hatten das Gefühl, nicht genug über die verfügbaren Optionen zu wissen, um eine derartige Investition zu tätigen. An dritter Stelle folgt die fehlende Bereitschaft, in nachhaltige ETFs zu investieren (10%). Auf die Frage, was die Anleger am meisten dazu bewegen würde, ihr Engagement in ESG-ETFs zu erhöhen, nannten 30% der Befragten die Aussicht auf höhere Renditen im Vergleich zu anderen Anlageoptionen als Motivation. Das Verständnis dafür, ob ihre Investitionen eine positive Wirkung haben, waren für 29% der Befragten wichtig. Der Informationsbedarf lässt sich auch aus den Kenntnissen der Befragten über die verfügbaren Produkte herauslesen. Umweltbezogene Produkte mit leicht verständlichen, klaren Themen – zum Beispiel Wind- und Solarstrategien – sind den meisten Anlegern vertraut. Weniger bekannt waren den Befragten dagegen ‚traditionelle‘ ESG-ETFs mit einer fachspezifischeren Investmentterminologie: Das Schlusslicht bildeten Strategien auf der Grundlage von Negativ-Screenings, die nur 11% der Anleger vertraut waren. Als wichtigsten Grund für eine Investition in ESG-ETFs nannten die Schweizer Anleger die Möglichkeit, durch ETFs einen kostengünstigen Zugang zu einem differenzierten ESG-Engagement aufzubauen (39%). «Der Markt für ESG-ETFs ist so stark gewachsen und hat so viele innovative Ansätze hervorgebracht, dass diese Produkte eine wichtige und vielseitige Rolle in den Anlageportfolios spielen können, unabhängig von den Zielen der Anleger», sagt Nima Pouyan, Leiter ETF & Institutional Schweiz und Liechtenstein bei Invesco. «Dabei ist das Wachstumspotenzial dieses Marktes noch lange nicht ausgeschöpft. Der Hauptgrund, warum die von uns befragten Anleger nicht in ESG-ETFs investieren, war schlicht und ergreifend ein mangelndes Verständnis dieser Produkte – mit anderen Worten, eine klare Herausforderung für unsere Branche, der wir uns stellen müssen.»
ETF-Zuflüsse spiegeln Interesse an ESG wider
Die Schweizer Umfrage ist Teil einer grösser angelegten Invesco-Befragung von 5’500 Anlegern in sieben europäischen Märkten – Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Schweden und der Schweiz. Der Bericht zu dieser Befragung, der über Invesco zu beziehen ist, vergleicht die Durchsetzung von ESG und ESG-ETFs in den verschiedenen Märkten und verdeutlicht ein europaweit grosses Interesse an nachhaltigen passiven Strategien. Diese Nachfrage kommt auch in den jüngsten Entwicklungen bei den Zuflüssen in EMEA-ETFs zum Ausdruck: In den vergangenen drei Jahren betrafen diese fast zur Hälfte Produkte mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt. Solche ETFs machen inzwischen mehr als 19% des Marktes aus – Anfang dieses Jahrzehnts waren es erst 3%.