Bitcoin: ETF-Revolution mit Schönheitsfehlern
Seit wenigen Wochen ist ein börsengehandelter Bitcoin-ETF in den USA zum Handel zugelassen. Ein wichtiger Schritt, der das Anlegerinteresse an der neuen Anlageklasse weiter verstärkt. Allerdings hat das Produkt einen Makel.
Es ist ein wichtiger Meilenstein, den die digitale Währung Bitcoin erreicht hat – just zum Zeitpunkt des jüngsten Allzeithochs und kurz vor dem dreizehnten Jahrestag der ersten Publikation des Whitepapers, das als Gründungspapier der Kryptowährung gilt. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC bewilligte zum ersten Mal einen Antrag zur Kotierung eines Bitcoin-ETFs. Zuvor waren seit 2013 mehrere Versuche für ein solches Produkt am Widerstand der Behörden gescheitert. Die öffentliche Wahrnehmung hat sich in diesem Zeitraum deutlich verändert. Das Produkt stiess auf ein reges Interesse unter den Anlegern und verzeichnete rekordverdächtige Handelsvolumen.
Markus Lackner, Leiter Research, VermögensZentrum (VZ)Insbesondere bei synthetisch replizierten Produkten wie dem US-ETF können massive Preisdifferenzen zum Basiswert auftreten. Zudem fallen für die Produkte laufende Verwaltungskosten von 1 bis 4 Prozent pro Jahr an.
Die Lancierung des ersten Bitcoin-ETF in den USA ist ein wichtiger Schritt, da die US-Regulierung eine Signalwirkung auf andere Länder haben kann. Die Konstruktionsweise des ETF hat jedoch einen Makel. Während Länder wie Kanada und Australien bereits physisch gesicherte Bitcoin-ETFs zugelassen haben, entschied sich die amerikanische Aufsichtsbehörde SEC dazu, ein Futures-basiertes Produkt zuzulassen.
Rollkosten und Gegenparteirisiken
ETFs werden entweder mit physischer oder synthetischer Replikation aufgesetzt. Bei der physischen Replikation wird direkt in den Basiswert investiert. Bei einer synthetischen Replikation hingegen wird der Basiswert indirekt über Futures-Kontrakte an einer Terminbörse oder einem Tauschgeschäft (Swap) abgebildet. Die SEC begründet die Zulassung eines synthetischen ETF mit dem Anlegerschutz. Jedoch hat dieser Ansatz einige strukturelle Nachteile. Ein auf Futures basierter Bitcoin-ETF weist vier Probleme auf: Es führt zu zusätzlichen Kosten (Rollkosten genannt), weil Termingeschäfte irgendwann auslaufen und verlängert werden müssen. Es entstehen Gegenparteirisiken. Ein ETF muss nicht zwingend vollständig in Bitcoin-Futures investiert sein und die Funktionsweise von Futures kann Preisschwankungen zusätzlich verstärken. Besonders die Rollkosten stellen für Anleger eine grosse Kostenkomponente dar, da sie die Rendite erheblich schmälern können. Je nach Marktsituation muss für den Wechsel in den nächsten Kontrakt mehr bezahlt werden als der Kontrakt aktuell wert ist. Seit an der Chicago Mercantile Exchange (CME) Bitcoin-Futures zugelassen sind, wäre die Rendite bei der Umsetzung über Futures-Kontrakte gegenüber einer Direktinvestition um 100% tiefer, wie der Asset Manager Horizons berechnet hat. Die Abbildung zeigt die unterschiedliche Entwicklung des Bitcoin-Preises und -Futures, die daraus entstehende Minderrendite ist mit der rot eingefärbten Fläche abgebildet.
Es stellt sich somit die Frage, ob der Anleger dadurch wirklich besser geschützt ist. Die Risiken von physisch replizierenden ETF werden häufig als geringer eingestuft. In der Regel sind, wenn möglich und unabhängig von der Anlageklasse, physisch replizierte ETF zu bevorzugen.
Regulierung von Produkten an der Schweizer Börse
In der Schweiz sind nach wie vor keine ETFs auf Kryptowährungen zugelassen. Die hierzulande erhältlichen ETP (Exchange Trades Products) investieren physisch in die zugrundeliegenden Basiswerte. Dabei werden die digitalen Vermögenswerte respektive die privaten Schlüssel (engl. private keys) durch den Produktanbieter in digitale Portemonnaies (engl. Wallets) verwahrt. Dieser Ansatz und die Schweizer Regulierung stellen einen Vorteil gegenüber Futures-basierten US-ETFs dar. Es ist jedoch zu beachten, dass es sich bei diesen Produkten nicht wie bei klassischen, in der Schweiz zugelassenen ETFs um Sondervermögen handelt. Daher besteht ein gewisses Emmittentenrisiko.
Vor- und Nachteile diverser Umsetzungsmethoden
Sowohl mit ETFs, ETPs oder auch strukturierten Produkte ist ein einfacher Handel und eine sichere Verwahrung möglich. Mit einer indirekten Umsetzung entstehen jedoch auch diverse Nachteile und Kosten. Insbesondere bei synthetisch replizierten Produkten wie dem US-ETF können massive Preisdifferenzen zum Basiswert auftreten. Zudem fallen für die Produkte laufende Verwaltungskosten von 1 bis 4 Prozent pro Jahr an. Eine möglichst direkte Investition ist deshalb meistens zu bevorzugen. Direkte physische Investitionen sind einfacher verständlich, weisen weniger Kosten auf und bieten eine höhere Sicherheit.