Gary Buxton: «Institutionelle Investoren haben ihre Meinung zum Bitcoin-Markt schon lange gemacht.»

Bitcoin (BTC) dominiert mit 42 Prozent den zwei Billionen US-Dollar schweren Markt für Kryptowährungen. Mit einem täglichen Handelsumsatz von mehr als zwei Milliarden US-Dollar an den weltweiten digitalen Börsen ist Bitcoin zudem die aktuell liquideste Kryptowährung. Trotz der Grösse und der hohen Liquidität des Bitcoin-Marktes fand sich bis dato kein ausreichend robustes Vehikel, das den Anforderungen institutioneller Anleger genügt hätte. Diese Lücke schliesst nun der weltweit tätige Asset Manager Invesco. Wir haben bei Gary Buxton, Head of ETFs and Indexed Strategies EMEA nachgefragt.

Gary Buxton, die Skepsis gegenüber Kryptowährungen scheint auch in der institutionellen Welt langsam der Erkenntnis zu weichen, dass kein Weg an Bitcoin & Co., vorbeiführt. Woher rührt dieser Sinneswandel?

Gary Buxton: Bei jeder neuen Anlageklasse dauert es seine Zeit, bis verstanden wird, ob und wie sie in ein Portfolio integriert werden kann, gerade bei institutionellen Anlegern, die sehr strenge Due-Diligence-Prozesse anwenden. Aus unseren Gesprächen mit diesen Investoren hat sich schnell gezeigt, dass viele von ihnen ihre Meinung zum Bitcoin-Markt schon lange gemacht haben. Die Frage war nicht mehr «ob», sondern nur noch «wie» ein Engagement erfolgen kann. Von einem einen Sinneswandel würde ich deshalb nicht sprechen, sondern eher von der Suche nach der besten Investmentlösung.

Was veranlasst Invesco, als viertgrösster ETF-Anbieter der Welt, mit einem an der SIX gelisteten Bitcoin-ETP, jetzt in diesem Markt einzusteigen und wie sieht Ihr Offering genau aus?

Wir verfolgen seit jeher einen innovativen Ansatz und sind offen für Neues. So haben wir beispielsweise bereits 2019 einen globalen Blockchain-ETF aufgelegt, um Anlegern ein Engagement in Unternehmen zu bieten, die sich mit der zugrunde liegenden Technologie für Bitcoin und andere digitale Vermögenswerte befassen.

Mit der Lancierung unseres Physical Bitcoin-ETP haben wir jetzt ein robustes und institutionell einsetzbares Produkt geschaffen. Jedes ETP-Zertifikat ist mit Bitcoin unterlegt, die im Namen des ETPs von Zodia Custody verwahrt werden. Zodia Custody bietet die Sicherheit von Cold Wallets unter Verwendung von Hardware-Sicherheitsmodulen (HSMs) in gesicherten Rechenzentren, ohne die damit verbundenen operativen Risiken (physische Interaktion von Menschen mit den HSMs) oder die langsameren Transaktionsdurchlaufzeiten herkömmlicher Cold Storage. Zodia befindet sich dabei mehrheitlich im Besitz der Standard Chartered Bank, wobei Northern Trust ein Minderheitsaktionär ist. Dieses Bankfundament war die treibende Kraft bei der Entwicklung ihrer digitalen Vermögensverwahrungslösung. Auch mit den anderen Partnern unseres Produkts wollen wir bei den Investoren Vertrauen schaffen: Northern Trust ist der Verwalter des ETP, KMPG der Wirtschaftsprüfer und CoinShares der Benchmark-Sponsor.

Die grössten Vorbehalte der institutionellen Investorengemeinde dürften die Verwahrung der Vermögenswerte, das Risikomanagement, den Handel und die Bewertung von Kryptowährungen betreffen. Wie überwinden Sie diese Hürden konkret?

Das sind genau die Punkte, die institutionelle Anleger besonders interessieren, weshalb wir bei der Entwicklung des Bitcoin-ETPs besonders darauf geachtet haben. Interessanterweise wurden uns vor zehn Jahren im Rahmen der Lancierung des Physical Gold-ETC identische Fragen gestellt. Obwohl die zugrunde liegenden Vermögenswerte völlig unterschiedlich sind, ist das Konstrukt des Bitcoin-ETPs bemerkenswert ähnlich.

Stichwort Sicherheit: Wie stellen Sie die für institutionelle Investoren so wichtige Sicherung der Private Keys sicher?

Die Sicherheit der privaten Schlüssel ist in der Tat von grösster Bedeutung, was wiederum unsere Entscheidung für eine Partnerschaft mit Zodia unterstützt, die für die Verwahrung der digitalen Vermögenswerte verantwortlich zeichnet. Die privaten Schlüssel werden in militärtauglichen Hardware-Sicherheitsmodulen (HSMs) gespeichert, die in sicheren Rechenzentren untergebracht sind.

An welchem Referenzkurs orientiert sich Ihr Produkt bzw. wie verhindern Sie verlässlich Kursmanipulationen?

Unser ETP orientiert sich an der CoinShares Bitcoin Hourly Reference Rate, die für einen transparenten Bitcoin-Referenzpreis mit unabhängiger Steuerung und Aufsicht Gewähr bietet. Das gesamte Verfahren basiert dabei auf einer belastbaren und BMR-konformen Methodik. Der Index berücksichtigt alle Trades in Echtzeit auf einer minütlichen Basis, aber nur an den liquidesten und seriösesten digitalen Börsen.

Hand aufs Herz: Ist Ihnen beim Gedanken wohl, dass über ein ETF aus Ihrem Hause Pensionskassengelder, die für die Altersvorsorge der Beschäftigten von grosser Bedeutung sind, in Bitcoins investiert sind?

Wir sind überzeugt davon, dass unser Produkt ein geeignetes Vehikel besonders auch für institutionelle Anleger ist, die in Bitcoin investieren wollen. Wie bei jeder Anlage kann die Eignung der Anlageklasse aber letztlich nur vom Anleger selber beurteilt werden.

Wagen Sie eine Kursprognose? Wo steht der Bitcoin Ende 2022?

Nein, eine Kursprognose werden Sie von mir nicht hören. Wir sind aber sehr zuversichtlich, was das Wachstum digitaler Vermögenswerte im Allgemeinen und die zugrunde liegende Blockchain-Technologie im Speziellen betrifft.

Letzte Frage: Sind Sie persönlich in Krypotwährungen investiert und wenn ja, in welche?

Ich bin selbstverständlich in Bitcoin investiert.