Elektromobilität beflügelt die Halbleiter-Produktion

US-Präsident Biden unterzeichnete kürzlich eine Executive Order, die eine umfassende Überprüfung der US-Lieferketten einleitete und feststellte, dass das Land zu wenig in die Halbleiter-Technonlogie investiert hat. Der Anteil der USA an der weltweiten Produktion ist seit Jahrzehnten stetig gesunken, von 37 % im Jahr 1990 auf aktuell 12 %.

Ein wichtiges Merkmal der Halbleiter-Lieferkette ist der Umstand, dass sie sehr stark globalisiert ist. Länder wie die USA und China sind zunehmend darauf bedacht, ihre eigenen Fertigungskapazitäten zu sichern, um die Nachfrage zu befriedigen und die Abhängigkeit von externen Anbietern für diese hochstrategische Industrie zu reduzieren. Halbleiter sind das Herzstück aller moderner elektronischen Systeme und damit unverzichtbar für das digitale Zeitalter. Die Pandemie hat die Nachfrage nach diesen lebenswichtigen Komponenten angekurbelt, darüber hinaus werden auch strukturelle und zyklische Kräfte sie noch weiter in die Höhe treiben.

Die Halbleiterhersteller erleben eine erhöhte Nachfrage nach Chips, was Engpässe in der Lieferkette, aber auch Chancen für eine expansive Entwicklung offenbart.

Gerard Guerdat, Global Equities Analyst, Lombard Odier Investment Managers

Intel hat kürzlich 20 Milliarden US-Dollar für den Bau von zwei neuen Halbleiterfabriken in Arizona bereitgestellt, um die Fertigung im Westen der USA wiederzubeleben. Der Wettbewerb in diesem Bereich wird sich wahrscheinlich weiter verschärfen, da die Nachfrage sowohl kurz- als auch langfristig weiter steigen wird. Die COVID-19-Pandemie hat sich auf die Nachfrage nach Halbleitern ausgewirkt. Die Ereignisse des letzten Jahres haben viele Unternehmen dazu gebracht, drastische Massnahmen zu ergreifen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten und ihre Endkunden erreichen zu können. Viele Unternehmen mussten das Tempo der Digitalisierung beschleunigen, indem sie Cloud-basierte Dienste in einem schnelleren Tempo einführten. Dies führte zu einer steigenden Nachfrage nach Cloud Computing, was sich auch in der Nachfrage nach Halbleitern zeigte. Ebenso mussten sich auch viele Einzelpersonen an die Arbeit von zu Hause aus anpassen, was sich tiefgreifend auf die Art und Weise auswirkte, wie Menschen ihr Leben führen und ihre Konsumentscheidungen treffen. Diese Situation schürte die Nachfrage nach Erweiterungen für Elektronik wie Laptops oder Computermonitore. Die Lockdown-Massnahmen verlagerten auch die Freizeitaktivitäten in Richtung des Digitalen, was zu einem Nachfrageschub nach ähnlichen Produkten sowie nach Spielkonsolen, Fernsehern und anderen Geräten führte. Der traditionelle PC-Markt verzeichnete im zweiten Quartal 2020 ein Wachstum von 11,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Verbraucherausgaben für Videospiel-Hardware stiegen 2019 um 35 % auf 5,3 Milliarden US-Dollar.

Es wird prognostiziert, dass der Markt für Halbleiterfertigungsanlagen bis 2025 103,5 Milliarden US-Dollar erreichen wird – ein Anstieg von 66,1 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Jahr 2020.

Gerard Guerdat

Im Jahr 2021, sofern die Wirtschaft wieder anspringt, ist es gut möglich, dass drei weitere Trends die Nachfrage nach Halbleitern in noch grössere Höhen treiben werden. Einer der treibenden Faktoren für die weltweite Nachfrage nach Halbleitern ist das schnelle Wachstum des Marktes für Elektrofahrzeuge. Halbleiter treiben eine Reihe wichtiger Funktionen an, von fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen (ADAS) bis hin zu Batterien, die in Elektrofahrzeugen in grösseren Mengen vorhanden sind, als in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Es ist wichtig zu beachten, dass Elektrofahrzeuge typischerweise auch eine grössere Menge an Halbleitertechnologie enthalten. Der Halbleiterhersteller Infineon schätzt, dass im Durchschnitt fast doppelt so viele Halbleiter pro EV benötigt werden, wie in einem durchschnittlichen Verbrennungsfahrzeug. Es wird prognostiziert, dass der Markt für Halbleiterfertigungsanlagen bis 2025 103,5 Milliarden US-Dollar erreichen wird – ein Anstieg von 66,1 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Jahr 2020, basierend auf der wichtigen Rolle, die sie bei der fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft spielen.

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