Die erste Leitzinserhöhung der Fed dürfte noch etwas weiter in die Ferne gerückt sein

Die gesamte Finanzwelt wartete gespannt auf seine Worte: Was wird Jerome Powell sagen? Wann will der Chef der US-Notenbank sein Land – und die Märkte – aus der ultralockeren Geldpolitik herausführen?

Am Zentralbank-Treffen von Jackson Hole letzte Woche liess er sich dann tatsächlich etwas in die Karten blicken. «Es könnte angemessen sein, in diesem Jahr mit dem Tapering zu beginnen», sagte Powell laut Medienberichten am virtuell durchgeführten Treffen. Mit anderen Worten: Noch dieses Jahr könnte die Fed damit starten, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe herunterzufahren.

Die Finanzmärkte gehen aktuell davon aus, die Fed werde die Leitzinsen ein erstes Mal im Frühjahr 2023 anheben.

VermögensZentrum (VZ)

Aktuell kauft die US-Notenbank jeden Monat Wertpapiere im Wert von 120 Milliarden US-Dollar. So will sie die von der Corona-Krise gebeutelte Wirtschaft stützen. Der Fed-Chef legte sich aber nicht fest, wann genau und in welchem Umfang das Kaufprogramm reduziert werden soll. Der US-Arbeitsmarkt und die Inflation hätten zwar Fortschritte gemacht, hiess es von Powell. Er wies aber auf die derzeit wieder von dem Coronavirus ausgehenden Gefahren hin. Powell unterstrich weiter, dass die Tapering-Entscheidung nicht als Indikation für die erste Leitzinserhöhung wahrgenommen werden sollte. Die Finanzmärkte gehen aktuell davon aus, die Fed werde die Leitzinsen ein erstes Mal im Frühjahr 2023 anheben. Nach der Rede von Powell hat sich die Erwartung einer ersten Zinserhöhung weiter nach hinten verschoben (siehe Grafik).

Erwarteter Zeitpunkt für den ersten Zinsschritt. Bildnachweis: Bloomberg per 30.08.21

Die Märkte zeigten sich zufrieden mit der Rede von Powell. Seine Aussagen, insbesondere zu den Zinsen, wurden eher als «dovish», also als zurückhaltend, interpretiert. Die Aktienkurse an der Wall Street legten zu, die Preise von US-Staatsanleihen stiegen etwas, der US-Dollar schwächelte leicht. Fazit: Es wird immer wahrscheinlicher, dass die Fed noch in diesem Jahr mit dem Zurückfahren der Anleihenkäufe beginnt. Die jüngste Rede von Fed-Chef Powell deutet auf eine sehr langsame und vorsichtige Normalisierung der Geldpolitik hin. Die erste Leitzinserhöhung dürfte noch etwas weiter in die Ferne gerückt sein.

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