Kryptowährungen: «Hold on for dear life»

Trotz der aktuellen Verwerfungen im Markt sind Kryptowährungen gekommen, um zu bleiben und stellen damit eine relevante Assetklasse für Schweizer Privatanleger dar. Mehr als die Hälfte der Schweizer Kryptoinvestoren (51%) hat dazu zwischen 1‘000 bis 10’000 Schweizer Franken in diese Assetklasse angelegt. 17% haben sogar bis zu 100‘000 Schweizer Franken investiert. Für ein Drittel der befragten Investoren machen Kryptowährungen und Digital Assets (NFTs, Security Tokens etc.) dabei zwischen 5 bis 10% ihres Vermögens aus – bei 23% liegt dieser Anteil nochmals deutlich darüber.

Mit grossem Abstand ist die Geldanlage für 59% der Schweizer Privatanleger der wichtigste Zweck, weshalb sie Kryptowährungen erwerben. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen «European Crypto Survey» von Strategy&, der Strategieberatung von PwC. Für die Umfrage wurden im März und April 2022 insgesamt 500 Privatanleger in Schweiz zu ihrem Anlageverhalten bei Kryptowährungen und digitalen Assets befragt. Zusätzlich wurden 1‘000 Investoren in Deutschland sowie weitere 500 Anleger in der Türkei befragt. Die aktuellen starken Kursschwankungen und Wertverluste im Juni 2022 wurden bei der Umfrage noch nicht berücksichtigt.

Am häufigsten investieren die Schweizer in Bitcoin (76%), Ethereum (56%) sowie Litecoin und Cardano (jeweils 27%). Weiterhin halten 25% Dogecoin, und 23% haben einen Teil ihres Vermögens bereits in NFTs angelegt. Zudem zeigen sich Schweizer Kryptoinvestoren von der langfristigen Zukunftsperspektive der Assetklasse überzeugt: Trotz der jüngsten Einbrüche des Kryptomarktes seit November 2021 folgen 43% der befragten Privatanleger der Prämisse «Hold on for dear life» (HODL) und haben ihre Positionen während des Crashs nicht verändert – rund ein Viertel (27%) hat hingegen Positionen zunächst verkauft, um dann zu günstigeren Kursen wieder einzusteigen.

Etwa 20% der Kryptoinvestoren verfolgen Daytrading-Strategien oder handeln nach den Signalen der technischen Chartanalyse.

«European Crypto Survey» von Strategy&

«Krypto hat sich in der Vermögensanlage der Schweizer etabliert und das investierte Kapital hat eine beachtliche Dimension erreicht. Mehr als 80% der Kryptoinvestoren planen, ihre Bestände weiter auszubauen. Das attraktive Ertragspotenzial aus dieser Assetklasse lassen viele Banken jedoch noch unberührt. Gleichwohl zeigen unsere Analysen, dass Kryptoinvestments zu einem vollständigen Produktangebot für die Vermögensanlage dazugehören und Anleger sich den Zugang über die Hausbank wünschen. Hier können die Institute auf ihre Stärken bei den Themen Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit setzen, den mit Abstand wichtigsten Entscheidungsfaktoren für Schweizer Privatanleger, wenn es um die Auswahl ihres Zugangs zu Kryptoinvestments geht», kommentiert Dr. Philipp Wackerbeck, Global Head of Financial Services bei Strategy&.

Denn als grösstes Risiko beim Investieren in Kryptowährungen und Digital Assets fürchten die Schweizer Investoren den Diebstahl durch Hacking (27%). Daher steht für 18% der Befragten die Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit der Handelsplattform an erster Stelle. Die Auswahl der handelbaren Kryptowährungen (8%), die Möglichkeit zum Kauf mittels Fiatwährungen (7%) und niedrige Kosten (6%) sind hingegen nur nachgelagerte Kriterien bei der Entscheidung für die Nutzung von Handelsplattformen.

Für Banken und Broker stellen Kryptoinvestoren eine attraktive Kundengruppe dar. Diese sind überdurchschnittlich stark auch in anderen Assetklassen investiert: 50% besitzen auch Aktien, und jeweils rund ein Drittel hat in ETFs, Edelmetalle und Derivate, oder in Immobilien angelegt. Zudem sind Kryptoinvestoren äusserst aktiv: Während «Buy and Hold», also das langfristige Halten der Assets, die häufigste Investmentstrategie ist, verfolgen jeweils etwa 20% der Anleger Daytrading-Strategien oder handeln nach den Signalen der technischen Chartanalyse.

Derzeit teilen sich vor allem Kryptobörsen und Neo-Broker den Grossteil des Marktes auf. Bei genauer Betrachtung der Handelsplattformen zeigt sich eine eher fragmentierte Anbieterlandschaft, wobei internationale Kryptobörsen auch im Schweizer Markt führend sind. «In der Schweiz beobachten wir eine dynamische Marktentwicklung mit vielen Neuangeboten. Für Banken gilt es, die Kryptonachfrage ihrer Kunden zu bedienen, Zusatzerträge zu erwirtschaften und Abwanderungen zu anderen Spielern zu vermeiden. Neo-Broker und Kryptobörsen brauchen ihrerseits differenzierende Elemente in ihrem Angebot, um den zunehmenden Wettbewerb zu meistern. Auffallend ist, dass sowohl die etablierten wie auch die neuen Marktteilnehmer zunehmend konventionelle wie digitale Assets aus einer Hand offerieren wollen. Die Dynamik unter den Anbietern wird für Investoren positiv sein, da zukünftig die bisweilen stattlichen Entgelte bei der Anlage in digitale Assets sinken dürften», schliesst Jonas Heydasch, Experte für Crypto Finance und FinTechs bei Strategy& Schweiz.

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