Emissionsvolumen von ESG-Anleihen dürfte in den nächsten zehn Jahren explosionsartig wachsen

Aktuellen Analysen von Pictet Asset Management und dem Institute for International Finance (IIF) zufolge könnte das Emissionsvolumen von globalen ESG-Anleihen bis 2025 auf USD 4,5 Billionen jährlich steigen

Bislang sind ESG-Investments massgeblich auf Aktienmärkte ausgerichtet, doch angesichts eines weltweiten Kapitalbedarfs von jährlich rund 4 Billionen US-Dollar zur Eindämmung Klimawandel-bedingter Bedrohungen wird mehr Kapital von Anleiheinvestoren benötigt. Diese stille Revolution wird an den Anleihemärkten in den nächsten fünf bis zehn Jahren stattfinden. Erfreulicherweise, so die Darstellung des Berichts, scheinen die Anleihemärkte dieser Aufgabe gewachsen. Der Anteil an Schuldtiteln, die ökologische und soziale Aspekte integrieren, nimmt an diesen Märkten stetig zu. Seit einigen Jahren wächst der Markt für nachhaltige Anleihen stark, wenn auch ausgehend von einem niedrigen Niveau. Gleichzeitig nehmen die Vielfalt des Angebots an Instrumenten und die Bandbreite der mit nachhaltigen Anleihen finanzierten Projekte mit Umweltfokus in rasantem Tempo zu.

Das Emissionsvolumen von ESG-Anleihen in den Schwellenländern dürfte bis 2030 von circa 50 Milliarden US-Dollar auf 360 Milliarden US-Dollar jährlich steigen.

Raymond Sagayam, CIO Fixed Income, Pictet Asset Management

Grüne Anleihen, bei denen die Verwendung der Erlöse bestimmten Auflagen unterliegt, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Schuldtitel, deren Kupons an die Umweltleistung von Regierungen und Unternehmen gekoppelt sind, und Sozialanleihen sind nur einige Beispiele für innovative Strukturen, die sich in den nächsten Jahren als Mainstream etablieren werden. Für Anleger ergeben sich daraus neue Möglichkeiten, aber auch neue Herausforderungen. Es lassen sich jetzt Portfolios zusammenstellen, mit denen sowohl finanzielle als auch nichtfinanzielle Ziele berücksichtigt werden können. So werden etwa die Eindämmung des Klimawandels, der Schutz der Biodiversität und die Bekämpfung von Ungleichheit über Anleiheinvestments möglich.

2025 wird es kaum noch weltweit tätige Investoren ohne bedeutsamen Anteil an ESG- und grünen Investments geben.

Sonja Gibbs, Head of Sustainable Finance, Institute for International Finance (IIF)

Doch es gibt auch Risiken, die es zu beachten gilt. Aufgrund ihrer Komplexität kann die Analyse von ESG-Anleihen kostspielig werden, weil sie im Vergleich zu klassischen Anleihen einer sorgfältigeren Prüfung zu unterziehen sind. Ausserdem fügen sie sich nicht so einfach in die von Anlegern tendenziell für die Portfoliokonstruktion bevorzugten Rahmen ein. ESG-Anleihen dürften auch an den Märkten für Staats- und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern eine immer wichtigere Rolle spielen.

Dem Bericht von Pictet und IIF zufolge wird das Emissionsvolumen in den Schwellenländern bis 2030 von circa 50 Milliarden US-Dollar auf 360 Milliarden US-Dollar jährlich steigen. Für die Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) bis spätestens 2030 ist privates Kapital von entscheidender Bedeutung. Die Finanzierungslücke der SDGs, also die Differenz zwischen dem, was Schwellenländer an Finanzmitteln benötigen, und dem, was sie derzeit an Mitteln in Form von Anlagen erhalten, beläuft sich auf etwa 2,5 Billionen US-Dollar pro Jahr. Mit geschätzten 82 Milliarden US-Dollar für 2020 entsprachen die für Entwicklungsländer bestimmten klimabezogenen Investitionen weniger als 8 Prozent der gesamten grenzüberschreitenden Kapitalströme in diese Länder. Die Entwicklung von ESG-Anleihen könnte dabei einen echten Unterschied machen, denn ein vollwertiger Markt für nachhaltige Schuldtitel würde das von Regierungen und Unternehmen in Schwellenländern benötigte Kapital mobilisieren. Raymond Sagayam, CIO Fixed Income bei Pictet Asset Management, sagte: «Die Entwicklung von ESG-Anleihen ist ein Marktbereich, den wir bereits seit geraumer Zeit genau beobachten. Die Analyse von IIF und der Investmentteams von Pictet Asset Management bestätigt unsere Einschätzung, dass an den Anleihemärkten eine stille Revolution stattfindet, die sowohl Anlegern, Umwelt und Gesellschaft zugute kommt.» Sonja Gibbs, Managing Director und Head of Sustainable Finance beim IIF, ergänzt: «2025 wird es kaum noch weltweit tätige Investoren ohne bedeutsamen Anteil an ESG- und grünen Investments geben. Richtet man den Blick darüber hinaus auf 2050 – das Jahr, in dem Regierungen und Unternehmen rund um den Globus ihre Netto-Null-Verpflichtungen erreichen wollen – werden wir die globalen Anleihemärkte erfolgreich grün gemacht und unsere Umweltbilanz zum Besseren gewendet haben.»

Die detaillierte Studie von Pictet Asset Management und dem Institute for International Finance (IIF) zum Thema findet sich hier.