Engagement – ohne kommt Nachhaltigkeit nicht voran
Der EU Green Deal und weitere Programme spülen Milliarden von Euro in nachhaltige Anlagen. Doch mindestens ebenso effektiv, wenn nicht sogar langfristig mehr, richten Dialoge mit Unternehmen aus.
Allein 209 Dialoge führte DNB Asset Management im vergangenen Jahr mit Unternehmen, gab 216 Stimmabgaben auf Generalversammlungen ab und versendete mehrere Hundert Anfragen sowie Aufforderungen. Dies alles mit dem Ziel, ESG-Risiken zu mindern, bevor sie entstehen und ESG-Chancen zu nutzen, die derzeit nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Diese Dialoge können auf zwei Arten geführt werden: Reaktiv, um spezifische ESG-Vorfälle zu erörtern und proaktiv, um ESG-Risiken und -Chancen zu verbessern. Dabei liegt es im Interesse der Unternehmen, offen mit ihren Aktionären zu sein und deren Feedback zu berücksichtigen. Nicht zuletzt mit dem EU-Steuerrecht, dem Green Deal im Zuge von Covid-19 wird sich ein Mehr an Transparenz durchsetzen.
Einfluss von Marktführern auf Sektorstandards stärken
Im Rahmen von neuen Schwerpunktthemen bestand ein Fokus auf Lieferketten in Schwellenländern. Dafür wurde ein Rahmen für die Zusammenarbeit mit Unternehmen in der Textilindustrie entwickelt. Zusätzlich hat sich das ESG-Team im ersten Quartal mit Nike zusammengetan, um zu erfahren, wie das Unternehmen mit Risiken und Chancen in seinen Betrieben umgeht. Obwohl das Unternehmen insgesamt eine gute ESG-Punktzahl erreicht hat, ist es innerhalb seiner Lieferkette mit einigen Risiken in Bezug auf Rohstoffbeschaffung und Menschenrechtsfragen konfrontiert. Hierbei handelte es sich nicht um einen spezifischen Vorfall oder eine Kontroverse, sondern eher um ein proaktives Engagement gegenüber einem Unternehmen, das in einem Sektor tätig ist, der innerhalb seiner Lieferkette in hohem Masse Menschenrechts- und Arbeitsrechtsfragen ausgesetzt ist. In den Gesprächen Anfang des Jahres ging es um existenzsichernde Löhne und Fragen der Arbeitsweisen. Dabei sprach sich DNB AM dafür aus, konkrete Ziele zu setzen und durch Sektorkooperationen ihren Einfluss geltend zu machen.
Nike ist eines der grössten Textilunternehmen der Welt und hat den Einfluss, Standards in der Branche zu beeinflussen. Sie verfolgen aktuell Ideen, wie sie umweltfreundlichere Produkte entwerfen und einen Kreislaufwirtschaftsansatz etablieren können. Insbesondere neue Technologien sollen helfen, nachhaltigere Textilien und Schuhe herzustellen. Ein nächster Dialog ist bereits geplant, bei dem die Fortschritte in den Schlüsselbereichen thematisiert und analysiert werden. Ausserdem soll diskutiert werden, wie Nike plant, die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung in seine Strategie zu integrieren.
Die Führung von Dialogen mit Unternehmen ist ressourcenintensiv, aber auch effektiv und damit wird sie auch weiterhin eine hohe Priorität haben. Denn Nachhaltigkeit ist mittlerweile bei institutionellen, aber auch vermehrt privaten Anlagen zunehmend verankert.