Adriano Lucatelli: «Es ist geplant, den VR mit einer jungen, weiblichen Persönlichkeit zu erweitern.»

Der Digital-Only-Vermögensverwalter Descartes Finance hat seine erste Finanzierungsrunde abgeschlossen. Bisher ist das Zürcher Startup ohne externe Investoren gewachsen. Neu soll es bald auch Frauen-Power im VR geben. Was es mit dem Robo-Advisor auf sich hat, erklärt Mitgründer und Geschäftsführer von Descartes, Adriano Lucatelli – Mark Baer hat nachgefragt.

Adriano Lucatelli, Sie haben kürzlich Ihre neuen Lead-Investoren Teddy Amberg, Daniel Andres, Heidi Kunz von Spicehaus Partners, Eric Gisiger und andere Privatinvestor begrüsst. Weshalb haben Sie diese Partner an Bord geholt? Geht es ums Geld oder handelt es sich vor allem um Smart Money?

Adriano Lucatelli: Unser Ziel für unser Aktionariat ist auf eine gute Mischung aus privaten und institutionellen Investoren zu setzen. In diesem Sinne geht es um Smart Money.

Welches sind die Erwartungen, die Sie an die Investorinnen und Investoren stellen?

Dass sie mit ihren Erfahrungen und ihrem Netzwerk Türen öffnen, sowohl für Descartes Finance im Bereich des freien Vermögens als auch für Descartes Vorsorge mit ihrer Säule 3a und Freizügigkeit. Die neuen Aktionäre werden uns unterstützen, unsere Vision erfolgreich umzusetzen.

Das Know-how der Investoren ist Deckungsgleich mit Ihrem Wissen im Wealth-Management-Bereich. Was bringen die neuen Partner zusätzlich in Ihr Unternehmen ein? Welche Türen sollen sie für Descartes öffnen?

Im aktuellen Stadium ist es uns wichtig, dass unsere Investoren ein profundes Fachwissen im Wealth Management mitbringen. Im Verwaltungsrat setzen wir aber auf Diversifikation, so wie mit unserem Präsidenten Rino Borini, einem ausgewiesenen Fintech-Spezialisten. Es ist zudem geplant, den VR mit einer jungen, weiblichen Persönlichkeit zu erweitern.

Erich Gisiger (Gründungsmitglied Credit Suisse Entrepreneur Capital) wird auch gleich Verwaltungsrat bei Ihnen. Der Lead-Investor Spicehaus nimmt nicht Einsitz im Board von Descartes Finance. Weshalb nicht?

Spicehaus und Descartes Finance passen sehr gut zusammen. Wir teilen die gleiche Passion und Vision. Die Vertreter von Spicehaus können ihre Ideen auch ohne VR-Sitz einbringen.

Wie hoch ist das Engagement der Investoren?

Es handelt sich um einen substantiellen Betrag.

Wir haben eine Netto-Profitabilität von 40 Basispunkten und das durchschnittlich investierte Vermögen pro Kunde liegt bei knapp 450’000 Franken.

Adriano Lucatelli, CEO Descartes Finance

Sie möchten mit dem Geld das Wachstum beschleunigen, das heisst, dass Sie den Mittelzufluss nicht fürs nackte Überleben benötigen?

Das ist Richtig. Wir haben aus der Stärke gehandelt, Descartes Finance ist finanziell kerngesund. Wir haben diese Finanzierungsrunde vor Covid-19 aufgegleist und trotz Pandemie erfolgreich abgeschlossen.

Möchten Sie Produkte verbessern, auf die Marketing-Tube drücken oder das Business-Development mit geeigneten Leuten bestücken? Wie wird das Geld eingesetzt? Wie sieht Ihre Strategie hier aus?

Genau so, doch in umgekehrter Reihenfolge. Natürlich sind wir ständig daran, sowohl den Robo-Advisor für das freie Vermögen, also Descartes Finance, wie auch unsere digitale Vorsorgeplattform, sprich die Säule3a und die Freizügigkeit, zu verbessern.

True Wealth, der erste Robo-Advisor im Bereich Vermögensverwaltung, musste sich in die Arme der Basellandschaftlichen Kantonalbank retten. Wird Ihnen bald das gleiche Schicksal mit einem anderen Player drohen?

Wir sind der einzige echte unabhängige digitale Vermögensverwalter der Schweiz. Und das soll so bleiben. Denn nur so können wir unsere Unabhängigkeit im Interesse unserer Kundinnen und Kunden wahren. Die Kapitalerhöhung ist ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie.

Wie gross ist der aktuelle Marktanteil von Descartes verglichen mit der Robo-Konkurrenz?

In Bezug auf die verwalteten Vermögen wie auch Kundenanzahl haben wir True Wealth oder Viac noch nicht eingeholt. Aber letztlich zählt die Profitabilität eines Unternehmens. Und da sind wir auf einem sehr guten Weg. Zwei Zahlen dazu: Wir haben eine Netto-Profitabilität von 40 Basispunkten und das durchschnittlich investierte Vermögen pro Kunde liegt bei knapp 450’000 Franken.

Was ist Ihre Vision?

Wir wollen die Geldanlage demokratisieren, sowohl im freien Vermögen wie auch im Vorsorgebereich. Und wir haben unser Unternehmen auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, sowohl intern wie auch extern über ESG-konforme Anlageprodukte.