Schweizer Arbeitsmarkt im Spannungsfeld zwischen Unsicherheit und Fachkräftemangel

Die unsichere epidemiologische Lage und die globalen Lieferkettenprobleme bremsen das Wirtschaftswachstum, dennoch wird sich die wirtschaftliche Erholung im 2022 insgesamt fortsetzen. Die Ökonomen der Credit Suisse rechnen weiterhin mit einem unveränderten Wirtschaftswachstum von 2,5% im kommenden Jahr. Gleichzeitig gehen sie von einer leicht höheren Teuerung aus und haben ihre Prognose auf 1% revidiert. Die Nominallöhne dürften um 0,8% steigen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie haben über die verschiedenen Infektionswellen hinweg deutlich abgenommen. So zeigen die Analysen der Ökonomen der Credit Suisse auf, dass die Detailhandelsumsätze sowie die Mobilität auf das Virusgeschehen in der Schweiz über die Zeit deutlich abgeschwächt reagieren. Derweil rechnet gemäss einer Umfrage von procure.ch und der Credit Suisse mehr als zwei Drittel der Schweizer Industrieunternehmen mit Produktionsausfällen wegen Problemen im Einkauf in den kommenden sechs Monaten. Rund jedes fünfte betroffene Unternehmen musste deshalb bereits wieder Kurzarbeit einführen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Liefersituation im kommenden Jahr neuerlich entspannt.

Inflation ist höher als erwartet – bleibt aber im Zielband der SNB

Preissteigerungen aufgrund von Lieferschwierigkeiten sind mitverantwortlich, dass die Ökonomen der Credit Suisse ihre Inflationsprognose für 2022 auf 1% erhöhen (bisherige Prognose 0,5%). Die positive Inflation sowie das solide Wirtschaftswachstum erlauben es der Schweizerischen Nationalbank, eine gewisse Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro zu tolerieren. Leitzinserhöhungen sind im kommenden Jahr eher unrealistisch.

Leitzinserhöhungen sind im kommenden Jahr eher unrealistisch.

«Monitor Schweiz» der Credit Suisse

Rekrutierungsschwierigkeiten haben in den letzten Quartalen wieder zugenommen
Im 3. Quartal 2021 lag die Beschäftigung bereits 0,9% über ihrem Vorkrisenniveau. Für Arbeitgeber ist es erneut anspruchsvoller geworden, offene Stellen zu besetzen: Die Zahl der zu besetzenden Stellen ist auf Rekordniveau und die Arbeitsmarktanspannung, das heisst das Verhältnis zwischen Vakanzen und Erwerbslosen, ist wieder auf dem langjährigen Durchschnitt. Zwischen den einzelnen Branchen gibt es jedoch signifikante Unterschiede: Am höchsten ist die Arbeitsmarktanspannung in der IT-Branche, gefolgt von den Architekturbüros, der chemisch-pharmazeutischen Industrie und dem Maschinenbau. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen war der sich akzentuierende Fachkräftemangel überdurchschnittlich hoch. Die zunehmenden Rekrutierungsschwierigkeiten haben einen Lohndruck zur Folge. Angesichts der erwarteten Inflation dürften die realen Löhne im 2022 – wie bereits im laufenden Jahr – leicht sinken.

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