In den nächsten Jahrzehnten kommen 30'000 Einfamilienhäuser auf den Schweizer Immobilienmarkt

Die Preise für Wohneigentum sind 2020 kräftig gestiegen: Im Kanton Zürich haben sie um 4 Prozent zugenommen – schweizweit gar um 5 Prozent. Dennoch bleibt die Nachfrage nach Wohneigentum hoch.

Im Kanton Zürich waren 2020 auf Homegate rund 13 Prozent weniger Eigenheime ausgeschrieben als im Jahr zuvor. Damit wurde die grosse Nachfrage nach Wohneigentum bei weitem nicht gestillt. Trotz prekärer Konjunkturlage und entsprechend ungewisser Arbeitsmarktaussichten gibt es weiterhin viele Kaufwillige. Eine mögliche Erklärung liegt darin, dass die Pandemie die einzelnen Branchen sehr unterschiedlich tangiert und die für den Eigenheimsektor relevanten Lohnsegmente bisher wenig betroffen waren. Damit bleiben die Hauptgründe für steigende Immobilienpreise auch über die Corona-Krise hinweg bestehen.

Wohneigentumsangebot steigt mit Generationenwechsel
Das knappe Angebot lässt manchen Eigenheimwunsch unerfüllt. Insbesondere bei Einfamilienhäusern ist der Neubau in den vergangenen Jahren praktisch zum Erliegen gekommen. Der einzige Lichtblick liegt in der Hoffnung, einst ein Haus einer älteren Person übernehmen zu können. Aktuell besitzen die Über-60-Jährigen im Kanton Zürich rund 54'000 Einfamilienhäuser und 158'000 Wohnungen. Dies sind über die Hälfte aller Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen. Bei Mehrfamilienhäusern sind es sogar mehr als 80 Prozent. Was die Über-60-Jährigen nicht innerhalb der Familie weitergegeben, landet früher oder später im Verkauf. Die Anzahl der künftigen Liegenschaftsverkäufe wird das Angebot und damit die Immobiliensituation in Zukunft massgeblich prägen.

Die tiefen Hypothekarzinsen sind ein wichtiger finanzieller Ansporn, ein Eigenheim zu erwerben.

Ursina Kubli, Leiterin Immobilien-Research, Zürcher Kantonalbank

Handänderungen von Liegenschaften mit einer Finanzierung bei der Zürcher Kantonalbank zeigen, dass fast jedes zweite Einfamilienhaus innerhalb der Familie bleibt und von dieser in der Regel selbst bewohnt wird. Für viele Familien ist es eine Herzensangelegenheit, Häuser in der Familie zu halten und die nächste oder sogar übernächste Generation darin aufwachsen zu sehen. Die gute Nachricht für diejenigen, welche von einem Haus träumen und nicht das Glück haben, ein Haus innerhalb der eigenen Familie erwerben zu können: In den nächsten 25 Jahren dürften die Über-60-Jährigen rund 30'000 Einfamilienhäuser auf dem freien Markt veräussern.

Bald mehr Stockwerkeigentum verfügbar
Beim Stockwerkeigentum sind die Aussichten für die Suchenden noch besser. Das Interesse von Familien an dieser Art Immobilie scheint insgesamt etwas weniger ausgeprägt als bei einem Einfamilienhaus. Bleibt eine ältere Eigentumswohnung innerhalb der Familie, wird sie relativ häufig vermietet (42 Prozent). 62 Prozent aller Erbschaften werden jedoch am freien Markt verkauft. In den nächsten 25 Jahren dürften folglich rund 100'000 Wohnungen allein von den Über-60-Jährigen auf den Markt kommen. Dies wäre ein jährliches Zusatzangebot von 4'000 Eigentumswohnungen. Da die Bevölkerung im Kanton Zürich weiterwachsen wird und Eigenheime besonders gefragt sind, sollte der Markt diese Menge aus heutiger Sicht vertragen. Würden die Zinsen jedoch unerwartet steigen, könnte der Markt für Stockwerkeigentum vom Verkäufer- in einen Käufermarkt kehren.

Umnutzung von Büros zu Wohnflächen gestaltet sich schwierig
Alles andere als knapp ist das Angebot auf dem stark von der Konjunktur abhängigen Büromarkt. Dieser ist unmittelbar vom wirtschaftlichen Stillstand betroffen und sorgt für steigende Leerstände. Umnutzungen von Büro- zu Wohnimmobilien könnten gleich zwei Probleme lösen. Investoren haben reges Interesse an der Umnutzung leerer Büroflächen, scheitern jedoch oft an behördlichen Hürden. So wurden im Kanton Zürich seit 2015 lediglich 53 Prozent der Umnutzungsgesuche bewilligt – im Gegensatz zu 90 Prozent im Wohnungsneubau. Damit bleiben Umnutzungen eine attraktive aber zugleich harzige Nischenstrategie.

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