Schwellenländer-Aktien bieten historisch günstige Einstiegschancen

Aktien von Schwellenländern zählen derzeit zu den am stärksten fehlbewerteten Anlageklassen und haben eines der attraktivsten Einstiegsniveaus überhaupt erreicht. Sofern eine grössere globale Rezession ausbleibt, dürften die Emerging Markets ab Mitte 2023 eine wirtschaftliche Erholungsphase erleben.

In den letzten 20 Jahren haben sich die Aktien der Schwellenländer weiterentwickelt. Die Liquidität hat sich erhöht und das Interesse der Anleger ist gestiegen. Demografische Trends und die Urbanisierung werden für langfristigen Rückenwind sorgen, der das Wachstum der Anlageklasse beschleunigt. Mit einer wachsenden Mittelschicht entwickele sich derzeit auch ein neuer Verbrauchertyp. Die Menschen sind jünger und zunehmend gebildeter. Sie nehmen neue Technologien daher auch schneller an – wobei Konsummuster und Präferenzen sich ständig ändern.

Die Emerging Markets werden aufholen, auch bei den Bewertungen.

James Donald, Leiter der Emerging Markets, Lazard Asset Management

Banken besser aufgestellt als in den USA
Ein Wiederaufflammen der Bankenkrise bereitet uns derzeit keine Sorgen. Die Banken in den Schwellenländern haben Lehren aus vergangenen Krisen gezogen und Fortschritte bei der aufsichtsrechtlichen Überwachung gemacht. In Verbindung mit ihrer ­– relativ zu den USA gesehen – gesunden Bilanzstruktur haben sie sich deshalb bisher als widerstandsfähig erwiesen. Mit Ausnahme von Taiwan weisen alle Bankensektoren der Schwellenländer eine höhere Kernkapitalquote auf als der Bankensektor der Vereinigten Staaten. Gleichzeitig ist das Verhältnis von Investments (z.B. in US-Staatsanleihen) zu Vermögenswerten bei den Banken in den Schwellenländern – mit Ausnahme von Brasilien – niedriger als in den Vereinigten Staaten. Ein wichtiger Punkt, der hervorgehoben werden muss, ist die Tatsache, dass das globale Bankensystem als Ganzes weiterhin gut kapitalisiert ist.

Wachstumsvorteil in der Krise
Natürlich ist bei allem Optimismus auch auf die weltweit schwierigen Rahmenbedingungen hinzuweisen: Die Prognosen für das weltweite Wirtschaftswachstum gehen zurück. Als Gründe hierfür sind die weiteren Auswirkungen der Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die Verschärfung der finanziellen Bedingungen zur Bekämpfung der Inflation zu nennen. Doch die Volkswirtschaften der Schwellenländer kommen in der Regel früher aus der Krise. Sofern es nicht zu einer grösseren globalen Rezession kommt, dürften die Schwellenländer ab der zweiten Hälfte des Jahres 2023 in eine Phase der wirtschaftlichen Erholung eintreten. In den letzten Jahren ist viel Kapital aus den Schwellenländern abgeflossen, und viele Teile der Anlageklasse sind unterbewertet. Viele Titel verfügten über attraktive Finanz-Kennzahlen. Dazu zählten auch die Eigenkapitalrendite, die freie Cashflow-Rendite und die Dividendenrendite. Die Emerging Markets werden aufholen, auch bei den Bewertungen. Insgesamt glauben wir, dass der potenzielle Anstieg der Rentabilität der Schwellenländer, bei dem sich der Abstand der Eigenkapitalrendite der Schwellenländer gegenüber den Industrieländern verringert, auch eine Verringerung des Bewertungsabschlags gegenüber den Industrieländern rechtfertigen könnte.

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