Vermögende Privatkunden fürchten einen globalen Handelskrieg
Ein globaler Handelskrieg gilt als das grösste Investitionsrisiko für Family Offices im Jahr 2025 – gefolgt von zentralen geopolitischen Konflikten und einer höheren Inflation. Um ihre Portfolios zu schützen, sichern sich Family Offices mit aktivem Management, Hedgefonds und selektiv mit Edelmetallen ab. Regional verlagert sich die Asset-Allokation zunehmend nach Nordamerika und Westeuropa. Einige Family Offices erhöhen gezielt ihre Gewichtung in Aktien und Anleihen aus Industrieländern, offenbar auf der Suche nach liquiden Chancen für Kapitalwachstum und Renditen in einem volatilen Umfeld.
Die UBS hat heute den jährlichen Global Family Office Report 2025 veröffentlicht, der Einblicke von 317 Single Family Offices aus mehr als 30 Märkten weltweit enthält. Das durchschnittliche Nettovermögen der Familien belief sich auf 2,7 Milliarden US-Dollar, wobei die Family Offices im Durchschnitt 1,1 Milliarden US-Dollar verwalteten. Damit gilt der Bericht als umfassendste und aussagekräftigste Analyse dieser einflussreichen Investorengruppe. Die Umfrage wurde vom 22. Januar bis zum 4. April 2025 durchgeführt. «In Zeiten erhöhter Volatilität, globaler Rezessionsängste und einem nahezu beispiellosen Einbruch der Märkte Anfang April zeigt die Auswertung, dass Family Offices weltweit in erster Linie einen stabilen, langfristigen Ansatz verfolgen und sich auf den Erhalt des Vermögens künftiger Generationen konzentrieren», sagt Benjamin Cavalli, Head of Strategic Clients bei der UBS. «Auch wenn die Umfrage grösstenteils im ersten Quartal durchgeführt wurde, waren sich Family Offices der Herausforderungen eines globalen Handelskriegs zu diesem Zeitpunkt bereits sehr bewusst und identifizierten ihn als grösstes Risiko des Jahres. In Interviews, die nach den Marktturbulenzen Anfang April geführt wurden, bekräftigten sie ihre diversifizierte und allwettertaugliche strategische Vermögensallokation.»
Globaler Handelskrieg ist grösste Sorge für das Jahr 2025
Auf die Frage nach Risiken für ihre finanziellen Ziele in den nächsten 12 Monaten nennen mehr als zwei Drittel (70%) der Family Offices einen Handelskrieg. Für mehr als die Hälfte der Befragten (52%) gelten grössere geopolitische Konflikte als zweitgrösste Sorge, gefolgt von einer höheren Inflation. Mit Blick auf die nächsten fünf Jahre erhöht sich der Anteil derer, die einen grösseren geopolitischen Konflikt befürchten, auf 61%. 53% äussern sich besorgt über eine mögliche weltweite Rezession als Folge potenziell schwerwiegender Handelskonflikte. Angesichts der Gefahren, die von der Staatsverschuldung ausgehen, sind laut den Ergebnissen 50% der Family Offices besorgt über eine Schuldenkrise.
Benjamin Cavalli, Head of Strategic Clients, UBSFamily Offices sind sich der Herausforderungen eines globalen Handelskriegs sehr bewusst und identifizierten ihn als grösstes Risiko des Jahres.
Trotz dieser Bedenken planen 59% der Family Offices zum Zeitpunkt der Umfrage, im Jahr 2025 das gleiche Portfoliorisiko wie 2024 einzugehen und damit ihren Anlagezielen treu zu bleiben. 38% sehen jedoch die Schwierigkeit, bei der Steuerung von Portfoliorisiken die richtige Risikoausgleichsstrategie zu finden, während 29% auf die Unvorhersehbarkeit von sicheren Anlagen aufgrund von Faktoren wie instabilen Korrelationen hinweisen. Vor diesem Hintergrund halten 40% die Auswahl von Managern und/oder aktives Management für ein wirksames Mittel zur Verbesserung der Portfoliodiversifizierung, gefolgt von Hedgefonds (31%). Fast ebenso viele Family Offices erhöhen ihre Bestände an illiquiden Vermögenswerten (27%), und mehr als ein Viertel (26%) setzen auf hochwertige festverzinsliche Wertpapiere mit kurzer Laufzeit. Edelmetalle, die weltweit von fast einem Fünftel (19%) der befragten Family Offices genutzt werden, verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr den stärksten Zuwachs. 21% rechnen in den nächsten fünf Jahren mit einem deutlichen oder moderaten Anstieg ihrer Allokation.
Verlagerung der Vermögensallokation zugunsten liquider Märkte
In einer für den Handel und die Weltwirtschaft unsicheren Zeit findet derzeit ein Wandel der strategischen Vermögensallokation statt. Einige Family Offices erhöhen ihre Gewichtung in Aktien und Anleihen aus Industrieländern, da sie in einem volatilen Umfeld nach liquiden Möglichkeiten für Kapitalwachstum und Rendite suchen. Zunehmend bieten sich Chancen, von langfristigen Wachstumstrends in börsennotierten Unternehmen zu profitieren, die vor einigen Jahren noch weitgehend Private Equity vorbehalten waren. Diese reichen von Aktien aus dem Bereich der generativen künstlichen Intelligenz bis hin zu Energie-, Rohstoff- und Langlebigkeitsaktien. Die Allokation in Aktien entwickelter Märkte ist 2024 auf im Durchschnitt 26% gestiegen. Family Offices, die für 2025 Änderungen planen, beabsichtigen, diesen Anteil weiter auf 29% zu erhöhen. Fast die Hälfte (46%) der Family Offices geht davon aus, dass ihre Allokation in Aktien entwickelter Märkte in den nächsten fünf Jahren deutlich oder moderat ansteigen wird. Dagegen erwartet weniger als ein Viertel (23%) dies für ihre festverzinslichen Anlagen in entwickelten Märkten.
UBS Global Family Office Report 2025Inmitten des derzeit stattfindenden grössten Vermögenstransfers der Geschichte hat weltweit nur etwa die Hälfte der befragten Family Offices bereits Vermögensnachfolgepläne für ihre Familienmitglieder aufgestellt.
Nach einer längeren Phase enttäuschender Renditen, in der sich das Wirtschaftswachstum in der Regel nicht in Aktienmarktrenditen niederschlug, zeigen sich Family Offices in den USA und Europa gegenüber Schwellenländern zurückhaltender als ihre Peers im asiatisch-pazifischen Raum, in Lateinamerika und im Mittleren Osten. Weltweit investierten Family Offices 2024 nur 4% in Aktien aus Schwellenländern und 3% in Anleihen aus Schwellenländern, werden aber höchstwahrscheinlich ihr Engagement in Indien und China in den nächsten 12 Monaten erhöhen. Als Hindernisse für Investitionen in Schwellenländern wurden am häufigsten geopolitische Bedenken (56%) sowie politische Unsicherheit und/oder das Risiko eines Staatsbankrotts (55%) genannt. Aber auch Sorgen vor Währungsabwertungen und/oder Inflation (48%) sowie Rechtsunsicherheit/mangelnde Regulierung (51%) sorgen für Zurückhaltung. Während Family Offices ihr Engagement in Private Equity leicht reduzierten, blieb die Allokation in private Märkte mit 21% im Jahr 2024 relativ hoch. Diejenigen, die für 2025 eine Änderung ihrer Allokation planen, wollen diesen Anteil jedoch im Durchschnitt auf 18% senken – wobei die Reduzierungen hauptsächlich durch direkte Investitionen getrieben werden – da die gedämpfte Kapitalmarktentwicklung und geringe Akquisitionstätigkeit den Ausstieg aus Portfolios verlangsamen und höhere Zinsen die Finanzierung verteuern. Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort: Nordamerika (53%) und Westeuropa (26%) bleiben mit fast vier Fünfteln aller Vermögenswerte die bevorzugten Anlageziele. Die Allokationen in den asiatisch-pazifischen Raum (ohne Grossraum China) und den Grossraum China gingen jeweils leicht auf 7% zurück.
Zukunft des Family Office
Inmitten des derzeit stattfindenden grössten Vermögenstransfers der Geschichte hat weltweit nur etwa die Hälfte (53%) der befragten Family Offices bereits Vermögensnachfolgepläne für ihre Familienmitglieder aufgestellt. Massnahmen werden vor allem nicht ergriffen, weil die wirtschaftlichen Eigentümer davon ausgehen, noch ausreichend Zeit dafür zu haben (29 % der Family Offices ohne Nachfolgepläne gaben dies an). Über ein Fünftel (21%) gibt an, dass die wirtschaftlichen Eigentümer noch nicht entschieden haben, wie ihr Vermögen aufgeteilt werden soll, während fast ebenso viele (18%) bestätigen, dass die Eigentümer bislang noch keine Zeit hatten, darüber zu sprechen. In Familien, die bereits über eine Nachfolgeregelung verfügen, besteht laut fast zwei Dritteln der Befragten (64%) die grösste Herausforderung weiterhin darin, die Vermögensübertragung auf möglichst steuereffiziente Weise sicherzustellen. Mehr als vier von zehn (43%) sehen die Vorbereitung der nächsten Generation auf einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Vermögen im Sinne der Familienziele als weitere grosse Herausforderung an. Nur 26% beziehen die nächste Generation von Anfang an in die Nachfolgeplanung mit ein.