Welche Finanzplattform ist die richtige für mich?

Finanzplattformen können wichtige Informationen und Entscheidungshilfen liefern. Investierende sollten den Fokus und mögliche Interessenskonflikte der verschiedenen Plattformen abklären und die Frage stellen, wo sie im Anlageprozess Unterstützung brauchen.

Wer nach Informationen zu Finanzprodukten oder Investitionsthemen sucht, wird schnell fündig. Von Informationsplattformen, die reine Kursangaben liefern, bis zu Finanzportalen, die den Kundinnen und Kunden Anlageideen, Produkte – und gleich auch die Abwicklung der Transaktion – anbieten, ist alles zu finden. Unzählige Musterportfolios können verfolgt, eigene Portfolios aufgebaut werden. Die Digitalisierung hat zu einem richtigen Dschungel an Finanzplattformen geführt; eine Entwicklung, die von neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz beschleunigt wird. Dabei ist der Übergang zwischen Informationsplattformen und Handelsplattformen fliessend. Während neuere digitale Marktteilnehmer als reine Brokerplattformen gegründet wurden, müssen auch diese den Investierenden bestimmte Informationen liefern. Andererseits bieten seit einiger Zeit auch ehemals traditionelle Finanzmedien Finanzportale mit eigenen Produkten und Portfolios an – und verwischen somit die Grenze zwischen Berichterstattung und Produktevertrieb.

Anlageuniversum und mögliche Interessenskonflikte
Die Informationshoheit der traditionellen Finanzwelt wird dadurch zunehmend demokratisiert, und es entstehen laufend neue digitale Ökosysteme für Finanzdienstleistungen. Diese Entwicklung ist äusserst positiv, aber sie birgt auch die Gefahr von Interessenskonflikten und Intransparenz, was für Nutzerinnen und Nutzer von Finanzplattformen nicht immer sofort erkennbar ist. Bei den umfassenden und oft ausgezeichneten Finanzportalen grosser Banken ist klar, von wo die Informationen stammen. Produkt- und Kursinformationen werden von Einschätzungen interner Analysten und Ökonomen ergänzt. Der Nachteil dieser Plattformen ist, dass sie in ihrer vollen Funktion nur den Bankkunden zur Verfügung stehen. «Medienplattformen» haben gegenüber den meisten Bankplattformen den Vorteil, eine Vielzahl verschiedener Experten- oder Hausmeinungen zu präsentieren und den meisten Nutzern offen zu stehen. Es ist jedoch nicht immer ersichtlich, weshalb

Medienplattformen haben gegenüber den meisten Bankplattformen den Vorteil, eine Vielzahl verschiedener Experten- oder Hausmeinungen zu präsentieren und den meisten Nutzern offen zu stehen.

Tonia Zimmermann, Mitgründerin von UMushroom

bestimmte Finanzprodukte angeboten werden, auch wenn es inzwischen Usus ist, gesponserte Instrumente oder Themen zu kennzeichnen. Ähnliche Interessenskonflikte kann es auch bei völlig unabhängigen Plattformen geben: Von wo beziehen sie das aufgeführte Anlageuniversum und die entsprechenden Produktinformationen? Wie umfassend ist es? Ist die Unabhängigkeit der Produktempfehlungen wirklich gegeben? Wer auf der Suche nach einer geeigneten Informationsplattform ist, sollte sich grundsätzlich überlegen, welche Informationen er oder sie braucht und welche Hilfe für Anlageentscheide notwendig ist.

Wie viel Anlageberatung brauche ich?
Das Segment der schon länger etablierten Finanz- und Newsplattformen, darunter z.B. finanzen.net, yahoo! finance oder Bloomberg, bietet eine sehr breite Abdeckung von Anlagen und Informationen. Diese Informationen sind aber oft wenig strukturiert und eignen sich für die Suche und Selektion von Anlagen eher weniger. Sie liefern jedoch wertvollen Input, wenn es darum geht, sich über eine spezifische Anlage zu informieren. Auch die traditionellen Brokerplattformen, wie z.B. Swissquote, legen den Fokus nicht auf die Anlageselektion. Sie sind darauf ausgerichtet, dass die Investierenden bereits wissen, was sie handeln möchten, und bieten keine «Bankberatung» an, sondern «execution only». Plattformen, die bei der Auswahl von Anlageinstrumenten Hilfe bieten, können in zwei Gruppen unterteilt werden. Einerseits bieten Bankenplattformen ein gewisses Mass an digitaler Anlageberatung an, was für die Banken jedoch auch regulatorische Herausforderungen mit sich bringt. Andererseits gibt es einige interessante Plattformen, die die Selektion von ETF unterstützen. Dazu gehören z.B. ETF selectors, etfbook oder justETF. Diese decken jedoch nur einen kleinen Bereich des gesamten Anlageuniversums ab und stützen sich ausschliesslich auf Finanzdaten.

Die Community einbinden
Ein relativ neues Segment von Finanzplattformen (z.B. wikifolio, Seeking Alpha oder eToro) versucht sich in einem holistischen Ansatz, und bietet Nutzerinnen und Nutzern Informationen und Unterstützung, die über traditionelle Finanzkennzahlen und Research hinausgehen: Sie binden zusätzlich die Community und die sozialen Medien in dieBeurteilung der Anlageinstrumente ein und ermöglichen einen transparenten Meinungsaustausch. Damit eine solche «Social-Finance-Plattform» ihr Versprechen jedoch wirklich einlösen kann, muss sie, wie z.B. die Schweizer Fintech-Plattform UMushroom, nicht nur über ein sehr grosses und klar strukturiertes Anlageuniversum verfügen. Sie muss auch ein Tool zur Auswahl von Investitionen zur Verfügung stellen, die auf die individuelle Lebenssituation und Risikofähigkeit der Investierenden zugeschnitten sind.

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