So erzielen Anleger auch bei einer weiterhin hohen Inflation positive Renditen
Die Inflation hat den höchsten Stand seit über 40 Jahren erreicht. Für Anleger stellt sich die Frage, welche Strategien bei anhaltender Inflation am besten geeignet sind. Ist es allenfalls an der Zeit, einen Multi-Asset-Ansatz in Betracht zu ziehen?
Ein Multi-Asset-Ansatz ist für das derzeitige Umfeld gut geeignet. Es gibt verschiedene Vermögenswerte, die einen direkten Zusammenhang mit der Inflation haben, darunter Infrastruktur und Immobilien. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Anlageklassen – von forderungsbesicherten Wertpapieren (ABS) bis hin zu Schwellenländeranleihen in lokaler Währung –, die historisch gesehen indirekt mit der Inflation verbunden sind. Durch die Zusammenstellung eines Portfolios mit diesen Vermögenswerten, die in einigen Fällen durch börsennotierte Alternativen erhältlich sind, können Anleger auch bei einer weiterhin hohen Inflation positive Renditen erzielen.
Welche Vermögenswerte kommen in Frage?
- Erneuerbare Infrastruktur
Dazu gehören Wind-/Solarparks, Wasserkraftwerke, geothermische Anlagen, Energiespeicher und Biomasseanlagen zur Stromerzeugung. Diese Anlagen sollten einen erheblichen Inflationsschutz bieten, da ein Teil ihrer Einnahmen im Rahmen von Subventionsregelungen in der Regel explizit an die Inflation gekoppelt ist. Andere wiederum sind implizit an die Inflation gekoppelt, da die Energiepreise tendenziell mit der Inflation steigen und zu ihr beitragen. - Soziale Infrastruktur
Unter sozialer Infrastruktur versteht man eine Reihe von Dienstleistungen und Einrichtungen, die den lokalen und gesellschaftlichen Bedürfnissen entsprechen. Dazu gehören die Bereitstellung von Gesundheitsdiensten, Bildung, Freizeiteinrichtungen und Notfalleinrichtungen. Auch hier ist angesichts ihrer strategischen Bedeutung ein erheblicher Teil der Einnahmen in der Regel durch Konzessionsvereinbarungen, Vorschriften und Verträge direkt an die Inflation gebunden. - Immobilien
Immobilien können potenziell einen erheblichen Inflationsschutz bieten, da die Erträge in der Regel direkt oder implizit an die Inflation gekoppelt sind. So können beispielsweise Mietverträge für Sozialwohnungen ein hohes Mass an Inflationsbindung enthalten. Bei Studentenwohnheimen gibt es in der Regel einjährige, rollierende Mietüberprüfungen, die in der Regel die Inflationsrate übersteigen. - Besondere Chancen
Diese Anlageklasse umfasst ein breites Spektrum von Anlagen, die das Potenzial haben, in einem inflationären Umfeld relativ stabil zu sein. Nehmen Sie Edelmetall-Lizenzgebühren. Gold und Silber werden oft als Absicherung gegen die Inflation betrachtet. Das liegt daran, dass sie in der Regel ihre Kaufkraft im Laufe der Zeit beibehalten, während eine höhere Inflation den Wert des Geldes schwächt. Edelmetalle können daher in einem inflationären Umfeld einen guten Schutz bieten. Andere Einkommensströme, wie z.B. aus der Musik- und Gesundheitsbranche, könnten ebenfalls von einer steigenden Inflation unberührt bleiben.
Kenneth McMillan, Investment Director, abrdnEin Multi-Asset-Ansatz ist für das derzeitige Umfeld gut geeignet.
- Asset-Backed Securities (ABS)
Ein ABS ist ein Wertpapier, das durch einen zugrunde liegenden Pool von Vermögenswerten besichert ist, die einen Cashflow liefern, wie z.B. Verbraucherschulden, Hypothekenschulden oder Unternehmenskredite. Sie haben das Potenzial, einen guten Inflationsschutz zu bieten, je nach allgemeinen makroökonomischen Rahmenbedingungen. Wenn die Zentralbanken, wie es wahrscheinlich ist, an ihrem Inflationsziel festhalten, werden sie die Zinssätze weiter anheben, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Bei ABS handelt es sich um eine variabel verzinsliche Anlageklasse (im Gegensatz zu festverzinslichen Anlagen), so dass die Erträge im Einklang mit den Zinssätzen steigen werden. Natürlich können in einigen Szenarien die zugrundeliegenden Schuldnerausfälle etwas zunehmen, aber dies sollte die Renditen nicht wesentlich beeinträchtigen, es sei denn, es kommt zu einem erheblichen wirtschaftlichen Abschwung. - Aktien
Wie bei ABS hängen auch die Aussichten für Aktien vom allgemeinen makroökonomischen Hintergrund ab. Normalerweise steigen die Aktienerträge im Einklang mit den Preisen, während die Inflation die Unternehmensverschuldung abbaut. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum oder ein drastischer Anstieg der Zinssätze könnte jedoch zu einem Rückgang der Aktienkurse führen, da die Geschäfte, Gewinne und Bilanzen der Unternehmen unter Druck geraten. Aktienbewertungen sind im Laufe der Zeit häufig auch an die Zinssätze gekoppelt, wobei höhere Zinssätze bei ansonsten gleichen Bedingungen einen negativen Einfluss auf die Bewertungen haben. - Schwellenländeranleihen in lokaler Währung
Die Zins- und Inflationszyklen der verschiedenen Volkswirtschaften sind selten perfekt aufeinander abgestimmt. Viele Schwellenländer haben die Zinssätze im Jahr 2021 angehoben. Schwellenländeranleihen beginnen daher an einem anderen Punkt als Anleihen aus Industrieländern. Schwellenländeranleihen haben in der Regel höhere Renditen und bieten daher einen gewissen Schutz vor Inflation. Darüber hinaus haben Anleihen mit niedriger Laufzeit relativ geringere Kapitalverluste (im Vergleich zu Anleihen mit höherer Laufzeit), wenn die Renditen steigen. Währungsschwankungen werden wahrscheinlich die Hauptquelle für Volatilität sein. Ein Ansatz, bei dem die Positionen gegenüber einem Korb von Währungen der Industrieländer mit ähnlichen Empfindlichkeiten wie die der Schwellenländer, z.B. bei den Energiekosten, ausgedrückt werden, dürfte jedoch dazu beitragen, solche Risiken zu mindern. - Staats- und Unternehmensanleihen der Industrieländer
Staats- und Unternehmensanleihen der Industrieländer schneiden in der Regel schlecht ab, wenn die Inflation steigt. Das liegt daran, dass (a) die Anleiherenditen steigen, was zu Kapitalverlusten führt, und (b) sie eine nominale Rendite bieten, die durch die Inflation real aufgezehrt wird.
Abschliessende Gedanken ...
Eine Möglichkeit, sich in einer inflationären Welt zurechtzufinden, besteht in einer breiten Mischung verschiedener Vermögenswerte. Dazu gehören sowohl solche, deren zugrundeliegende Erträge explizit an die Inflation gekoppelt sind, als auch solche, bei denen die Geschichte auf einen indirekten Zusammenhang hinweist. Die Herausforderung besteht darin, das richtige Gleichgewicht zwischen diesen Vermögenswerten in einem Portfolio herzustellen. Anleger können auf diese Weise auch in Zeiten erhöhter und anhaltender Inflation positive Renditen erzielen.