Warum die Renaturierung von Torfmooren hilft, den Klimawandel abzuschwächen

Über 100 Jahre lang hat man Torfmoore entwässert und urbar gemacht. Heute weiss man: trockengelegte Moore sind CO2-Schleudern. Jetzt gibt es Anstrengungen zur Renaturierung, um den Kohlendioxid-Ausstoss zu stoppen, der die Klimaerwärmung beschleunigt. Anleger können jetzt in Grossprojekte zur CO2-Reduktion oder -Vermeidung investieren.

Solange ein Moor ein Moor ist, bindet es CO2. Wird es entwässert, sinkt der Wasserspiegel, der Torf kommt mit Sauerstoff in Berührung und es entweicht Kohlenstoff. Da Moore lange als unbrauchbare Flächen galten, begann man diese im Lauf des 19. und 20. Jahrhunderts für die Land- und Forstwirtschaft trockenzulegen. Man dachte, dies sei am besten für die Umwelt. Ein fataler Irrtum. Heute weiss man, wie wichtig Torfgebiete sind, um den Klimawandel abzuschwächen, denn sie speichern mehr Kohlenstoff als alle anderen Lebensräume auf der britischen Insel zusammen.

Heute weiss man: trockengelegte Moore sind CO2-Schleudern.

Karsten-Dirk Steffens, Country Head Switzerland, abrdn

Besonders viele Torfmoore gibt es in Schottland. Dort bedecken diese 20‘000 Quadratkilometer. Dies entspricht fast der Hälfte der Schweiz. Das Flow Country im Norden Schottlands gehört mit seinen 4’000 Quadratkilometern zu den grössten zusammenhängenden Torfmooren der Welt. In seinen Böden lagern rund 400 Millionen Tonnen CO2 – mehr als doppelt so viel wie in allen Wäldern Grossbritanniens.

Schottland: Heimat von 15 Prozent des entwässerten Torflandes
Heute versucht man, diese Torfmoore wieder in ihren natürlichen Zustand zu überführen, indem man den Wasserspiegel hebt. Ein kühnes Unternehmen, sind doch 80 Prozent aller Moorgebiete geschädigt. Doch die Renaturierung der Torfgebiete bände so viel Kohlenstoff wie Schottland in 140 Jahren ausstösst. Gleichzeitig leistete man damit einen wichtigen Beitrag zum Weltklima, liegen doch in Schottland 15 Prozent des entwässerten Torflandes auf der Welt. Neben der CO2-Speicherung bieten renaturierte Torfmoore weitere Vorteile. Sie bieten Lebensraum für einzigartige Pflanzen und Tiere. Sie verbessern die Wasserqualität und -versorgung nachhaltig. Renaturierte Moore halten organischen Kohlenstoffe zurück, die heute das Trinkwasser verunreinigen. Die Entfernung von Farbstoffen aus dem Wasser gehört zu den wichtigsten Betriebskosten der Kläranlagen und kann sich auf mehrere Millionen von Pfund pro Jahr belaufen. Die britische Regierung schätzt deshalb Wert der Wasserversorgung aus britischen Torfgebieten auf bis zu 888 Millionen Pfund im Jahr. Die schottische Regierung will bis Ende des Jahrzehnts rund 250’000 Hektaren Moorland wiederherstellen. Dies erfordert eine jährliche Renaturierung von etwa 20'000 Hektaren. Von diesem Ziel ist man mit heute rund 6'000 Hektaren noch weit entfernt. Um das Ziel für 2030 zu erreichen, sind also umfangreiche Massnahmen erforderlich. Doch die Renaturierung der Torfmoore erfordert umfangreiche und kostspielige Massnahmen. Zur Anhebung des Grundwasserspiegels müssen Entwässerungsgräben beseitigt. Gleichzeitig müssen künstliche Dämme angelegt werden, die darauf abzielen, die Zu- und Abflüsse des Wassers in und aus der Torfmasse zu regulieren. Hinzu kommt die Stabilisierung der Vegetation durch Erdverschiebungen und andere Massnahmen. Stark erodierte Torfgebiete erfordern eine Kombination dieser Interventionen zur Stabilisierung der Torfmasse, deren Oberfläche begrünt werden muss, um eine weitere Verschlechterung des Moores aufzuhalten.

Emissionszertifikate zur Finanzierung
Unternehmen und Privatpersonen können sich jetzt an der Finanzierung der Projekte beteiligen und gleichzeitig ihre eigene CO2-Bilanz verbessern. Möglich macht dies der so genannte Peatland Code. Er ist Teil der Initiative zur Erhaltung von Torfmooren und zur Bekämpfung des Klimawandels. Der Peatland Code erfasst quantitativ die Vermeidung von Kohlenstoffemissionen in Torfmoorgebieten durch Renaturierungsprojekte. Diese Emissionsgutschriften, die je für eine Tonne eingesparter oder vermiedener Treibhausgasemissionen stehen, können gehandelt oder für die Erfüllung von Klimaschutzverpflichtungen eingesetzt werden. Ins Leben gerufen wurde der Peatland Code von den britischen Renaturierungsprojekten. Deren Ziel: Anreize zur Finanzierung der Rückführung der Torfmoore in ihren natürlichen Zustand. Investoren und Unternehmen, welche die Emissionsgutschriften erwerben, garantiert der Peatland Code dank seiner unabhängigen Kontrolle Sicherheit und Klarheit.

Indem sie sich finanziell an der Renaturierung beteiligen, können Investoren nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern etwas für die nachhaltige Zukunft unserer Umwelt und Gesellschaft tun. Anleger auf der Suche nach nachhaltigen und profitablen Investments, sollten die Option der Peatland-Investments im Auge behalten – dem Klima und sich selbst zuliebe.

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