Hoffnung in China, dass das Jahr des Hasen Glück und die Rückkehr besserer Zeiten bringen wird
Die Neujahrsfeierlichkeiten in China im Jahr 2023, dem Jahr des Hasens, werden zum ersten Mal seit der Pandemie viel normaler verlaufen, da die Abriegelungsmassnahmen im Rahmen der Null-Covid-Strategie endlich gelockert wurden.
Passenderweise sind Hasenjahre im chinesischen Kalender solche, in denen die zuvor geleisteten Opfer und Anstrengungen belohnt werden, denn Hasen symbolisieren sowohl Geduld als auch Glück. Der Hase ist das glücklichste der 12 chinesischen Tierkreiszeichen, daher gelten Hasenjahre als glücksverheissende Jahre, die Frieden und Erfolg bringen. Es ist traditionell ein gutes Jahr, um ein Baby zu bekommen oder ein neues Unternehmen zu gründen, und wer bereit ist, ein gewisses Risiko einzugehen, hat in einem Hasenjahr angeblich Glück.
Das alles klingt nach genau dem, was das Land nach drei turbulenten, von der Pandemie geprägten Jahren brauchen könnte. In dieser Zeit hat sich die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft verlangsamt und der Immobilienmarkt ist in eine äusserst schwierige Phase eingetreten. Darüber hinaus gibt es eine Finanzierungskrise bei den lokalen Behörden und auf der internationalen Bühne haben sich die Beziehungen zum Westen aufgrund der anhaltenden Unterstützung Chinas für Russland verschlechtert. Es gibt also viel zu tun für die chinesische Regierung in der dritten Amtszeit von Präsident Xi Jinping.
Nicholas Yeo, Head of Chinese Equities, abrdnFast 5 Millionen chinesische Studenten haben einen natur- oder, ingenieurwissenschaftlichen bzw. einen mathematischen Hintergrund, weit vor den 2,6 Millionen in Indien und den geringen 0,6 Millionen in den USA. Diese qualifizierten Arbeitskräfte sind die Grundlage für Chinas Vorstoss in die Spitzentechnologie.
Die verfügbaren Daten zeigen, dass die Immobilienkredite gegenüber dem Höchststand von 2019 bis 2020 zurückgehen. Da China nicht das Problem mit der hohen Inflation hat, welches wir derzeit im Westen erleben, hat die chinesische Regierung die Freiheit, die Zinsen zu senken, um die Kosten der hohen Kredite abzufedern. Es wurden Unterstützungspakete geschnürt und die staatlichen Banken werden den zugelassenen Bauträgern Kredite gewähren. Eine Auswirkung der Immobilienkrise besteht darin, dass sie Investoren davon überzeugen kann, dass andere Vermögenswerte, einschliesslich Aktien und festverzinsliche Wertpapiere, eine sinnvolle Alternative zu Immobilieninvestitionen sind. Derzeit sind chinesische Haushalte übermässig stark in Immobilien investiert: 62% ihres Vermögens sind in Immobilien angelegt, 20% in Bargeld, 11% in Aktien und nur 3% in Versicherungen und Renten. Die Haushalte in der EU halten im Durchschnitt 37% ihres Vermögens in Immobilien und 63% in Finanzvermögen, einschliesslich Bargeld, Aktien, Renten und Versicherungen.
Die chinesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Sektor der mittleren Einkommen zu vergrössern und die Konsumausgaben anzukurbeln. Nach Jahren mit anhaltenden Lockdowns sind die Sparquoten der privaten Haushalte hoch und die in westlichen Volkswirtschaften zu beobachtenden aufgeschobenen Konsumausgaben der Verbraucher könnten folgen. Der Optimismus der Unternehmen deutet darauf hin, dass ein Aufschwung bevorsteht, sobald die Infektionsausbrüche abklingen.
Die chinesischen Unternehmen weisen trotz des schwierigen Umfelds weiterhin starke Fundamentaldaten mit einem Gewinnwachstum von rund 20% auf. Günstige Erträge und eine unterstützende Politik im Jahr 2023 werden höchstwahrscheinlich die Stimmung der internationalen Investoren gegenüber China verbessern. Im Vergleich zu den meisten Industrieländern sind die finanziellen Bedingungen in China günstig. Die niedrige Inflation und die lockere Politik dürften sowohl das Wirtschafts- als auch das Ertragswachstum fördern. Die Kerninflation liegt durchweg unter dem Zielwert und bewegt sich zwischen 0 und 1%. Die Politik ist akkommodierend – eine Position, die die meisten westlichen Volkswirtschaften gerne einnehmen würden.
Nicholas YeoIst China also investierbar? Die Antwort lautet: Ja, allerdings mit der Einschränkung, dass Investoren selektiv vorgehen müssen.
Aus globaler Sicht erscheinen die Bewertungen chinesischer Aktien im Vergleich zu ihren globalen Wettbewerbern günstig und werden mit einem starken Abschlag gegenüber den historischen Durchschnittswerten Chinas gehandelt. Darüber hinaus scheinen chinesische Aktien eine geringe Korrelation zu globalen Aktien aufzuweisen. Während der Rest der Welt mit Inflation und Zinserhöhungen konfrontiert ist, geht die chinesische Politik derzeit in eine andere Richtung. Es lässt sich nicht leugnen, dass sich in China eine enorme Innovationsgeschichte abspielt. China ist das Land mit der bei weitem höchsten Zahl an MINT-Absolventen – fast 5 Millionen chinesische Studenten haben einen naturwissenschaftlichen, ingenieurwissenschaftlichen oder mathematischen Hintergrund, weit vor den 2,6 Millionen in Indien und den geringen 0,6 Millionen in den USA. Diese qualifizierten Arbeitskräfte sind die Grundlage für Chinas Vorstoss in die Spitzentechnologie. In diesem Land werden 88% der weltweiten Batterien hergestellt, 80% der Solarmodule produziert und 28% des Marktes für Windturbinen gehalten.
Wir sehen eine vielversprechende Zukunft für Unternehmen, die in der Lage sind, sich an die veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen anzupassen und sich an den klaren politischen Zielen der Regierung in Bereichen wie digitale Innovation, grüne Technologie, Zugang zu erschwinglicher Gesundheitsversorgung und Verbesserung der Lebensbedingungen zu orientieren. Wir sehen ein starkes, langfristiges Potenzial in Unternehmen, die sich auf die Themen Gehobener Konsum, Digitalisierung, Grüne Technologie, Gesundheit und Wohlstand konzentrieren. Ist China also investierbar? Die Antwort lautet: Ja, allerdings mit der Einschränkung, dass Investoren selektiv vorgehen müssen. Mit der Lockerung der Politik dürfte sich die Wirtschaft erholen. Einige Wirtschaftswissenschaftler sagen für das kommende Jahr ein Wachstum von 5% voraus. Aber der Weg zur Erholung wird holprig sein.