Die (EZB-)Ampel steht weiter auf grün

Das Wichtigste der gestrigen Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist schnell zusammengefasst: Alle geldpolitischen Parameter blieben unverändert und die EZB bestätigte ihre Entscheidung vom März, die Ankäufe im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) im laufenden Quartal signifikant zu erhöhen.

Die EZB-Präsidentin Lagarde blieb in ihrer Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage eher vage. Kurzfristig überwögen die Abwärtsrisiken, während die mittelfristigen Risiken ausgeglichen beurteilt werden. Wer sich mehr Klarheit erhofft hatte, was die EZB unter günstigen Finanzierungsbedingungen versteht, wurde ebenfalls enttäuscht. Es gab keinen Hinweis, ob die Notenbank mit der Entwicklung an den Kapitalmärkten während der letzten Wochen zufrieden war. Insofern bleiben Unsicherheiten über die geldpolitische Reaktionsfunktion der Zentralbank weiter bestehen. Nur eines wurde deutlich: Über eine Reduktion der Anleihekäufe wurde nicht diskutiert. Dies sei noch zu früh.

Sorgen über eine schnellere Rücknahme der Anleihekäufe halten wir nach wie vor für unbegründet.

Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa, DWS

Alles in allem ist die EZB in einer abwartenden Haltung. Wichtig wird das nächste geldpolitische Treffen im Juni sein, wenn mehr Klarheit über den Impffortschritt besteht und die neuen Projektionen für Wachstum und Inflation vorliegen. Dann muss sie darüber entscheiden, ob sie auch im dritten Quartal ein signifikant höheres Ankaufvolumen für notwendig erachtet. Das PEPP wäre in jedem Fall gross genug, um auch dies zu schultern. Sorgen über eine schnellere Rücknahme der Anleihekäufe halten wir nach wie vor für unbegründet. Dazu ist die Unterauslastung der Wirtschaft zu gross, zudem sehen wir den Inflationsanstieg nur temporär und nicht dauerhaft an. Eine Meinung, die auch von der EZB geteilt werden dürfte. Im Gegensatz zu anderen Notenbanken wie der Bank of Canada, die eine Reduktion ihrer Anleihekäufe angekündigt hat, ist die EZB noch weit von einem echten Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik entfernt.