Gold bleibt Fels, Bitcoin bröckelt: Der alte Safe Haven schlägt den digitalen Herausforderer
Der Goldpreis hat seit seinem Höchststand auch verloren, 8% sind es. In den letzten Tagen, als die Warnungen vor einem KI-Kollaps zur stetigen Begleitung der Finanzmärkte wurden, hielt er sich jedoch im Bereich von 4'000 US-Dollar pro Unze stabil. Das im Unterschied zum neu proklamierten Gold, dem Bitcoin. Dieser hat den Sicherheitstest nicht bestanden. Schon im April nach der Verkündung der US-Zölle hat er zusammen mit den Aktien an Wert verloren. Der Goldpreis hat damals sogar zugelegt. Das Gold ist immer noch 55% teurer als zu Jahresbeginn. Der Anstieg in diesem Jahr war sehr stark und schnell, weshalb sich trotz dem Mythos des Goldes als sichere Anlage die Frage stellen muss, ob dieser Kurssprung nachhaltig sein kann.
Die Produktion der Goldminen ist eine vorhersehbare Grösse. Eine Ausweitung der Produktion ist kurzfristig schwierig. Eine weitere Quelle an Gold ist das Recycling bestehender Goldbestände, beispielsweise durch das Einschmelzen von Goldschmuck. Bei einem hohen Goldpreis nimmt der Anreiz zu, solche Goldbestände zu verkaufen. Das Angebot an rezykliertem Gold ist seit 2023 von 270 Tonnen pro Quartal auf zuletzt 340 Tonnen gestiegen. Diese Zunahme konnte die höhere Nachfrage nach Gold aber nicht decken. Es kann sein, dass die Besitzer von Gold zuwarten, da sie von einem weiter steigenden Preis ausgehen. Das gleiche gilt für die Investoren. Das Volumen der Gold-ETF hat zuletzt stagniert. Grössere Verkäufe sind aber nicht zu erkennen. Insgesamt kann festgehalten werden, dass das Angebot an Gold trotz dem Höchstpreis nur wenig zugenommen hat.
Nachfrage nach Gold ist ungebrochen
Auf der Nachfrageseite sticht die Schmuckindustrie hervor. Da Goldschmuck aufgrund des hohen Preises weniger erschwinglich ist, dürfte die Nachfrage abnehmen. Ob und in welchem Ausmass dies geschehen wird, ist offen. Goldschmuck kann auch als Anlageüberlegungen gekauft werden. Eine wichtige Nachfragegruppe sind die Zentralbanken, die ihre Goldkäufe seit der Sperrung der Devisenguthaben der russischen Zentralbank ausgeweitet haben.
Thomas Stucki, Chief Investment Officer, St.Galler KantonalbankGold neu zu kaufen, braucht auf dem aktuellen Niveau des Preises Mut.
Seither verharren sie auf dem erhöhten Niveau. Solange das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der amerikanischen Politik angekratzt bleibt, werden die Diversifikationsbemühungen vieler Zentralbanken aus dem US-Dollar in andere Anlagen, unter anderem Gold, anhalten. Die privaten Investoren werden dem Gold auch treu bleiben, solange die politische und wirtschaftliche Unsicherheit nicht abnimmt. Die Nachfrage nach Gold wird nicht einbrechen, was dem Goldpreis eine solide Basis gibt.
Gold aus Sicherheitsüberlegungen zu halten, bleibt attraktiv
Hinter dem Gold-Rally steckte auch eine Portion Spekulation. Diese Investoren dürften ihre Positionen zum Teil aufgelöst haben, nachdem der Kurs gefallen ist. Dennoch ist es möglich, dass weitere Gewinnmitnahmen den Preis belasten können. Für diejenige, die Gold schon haben, macht es auch Sinn, einen Teil der Gewinne abzuschöpfen, damit der Goldanteil im Portfolio nicht zu gross wird. Am Gold als Sicherheitsposition sollte jedoch festgehalten werden. Das gilt auch für Anleger, die bisher noch kein Gold haben. Gold neu zu kaufen, braucht auf dem aktuellen Niveau des Preises Mut. Wir empfehlen deshalb, den angestrebten Anteil an Gold in verschiedenen Tranchen über die nächsten sechs bis zwölf Monate aufzubauen.