Wachstumsschwächeres und unsicheres Umfeld spricht für defensive Anlagen
Die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor bremsen die ohnehin schwächelnden Volkswirtschaften durch eine höhere Risikoaversion noch mehr aus. Daher tendieren wir zu einer defensiveren Vermögensaufteilung.
Unsere Konjunkturzyklus-Analyse signalisiert, dass wir uns in einem Kontraktionsregime befinden, das durch die anhaltenden Probleme im Bankensektor verstärkt wird. Wir wissen nicht, ob es sich bei den jüngsten Bankenzusammenbrüchen um Einzelfälle handelt. Wir erkennen aber ein gemeinsames Thema – eine laxe Geldpolitik, die zum Eingehen von Risiken ermutigt hat, in Verbindung mit den unbeabsichtigten Folgen einer raschen Verschärfung der Finanzierungsbedingungen. Daher vermuten wir, dass dies noch nicht alles war.
Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, InvescoCash bietet jetzt ein so attraktives Ertragspotenzial wie schon lange nicht mehr und wird unserer Erwartung nach, höhere risikobereinigte Renditen liefern als viele andere Anlageklassen.
Dies könnte ein Beispiel für eine Situation sein, in der sich die Finanzkonditionen trotz eines Rückgangs der Staatsanleiherenditen verschärfen. Das Entscheidungsumfeld für die Zentralbanken, die sowohl die Preis- als auch die Finanzstabilität im Blick haben müssen, ist komplexer geworden. Obwohl die Leitzinsen weiter gestiegen sind, meinen wir, dass wir uns dem Ende des Zinserhöhungszyklus nähern, vor allem in den USA.
Nachdem die Staatsanleiherenditen auf ein attraktives Niveau angestiegen waren, haben Sorgen über die Lage im Bankensektor zuletzt wieder zu Umschichtungen in defensive Anlagewerte geführt. Dadurch sind die Renditen wieder gesunken. Im aktuellen Umfeld geben wir Staatsanleihen den Vorzug gegenüber Aktien, halten Cash jedoch für noch attraktiver. Cash bietet jetzt ein so attraktives Ertragspotenzial wie schon lange nicht mehr und wird unserer Erwartung nach, höhere risikobereinigte Renditen liefern als viele andere Anlageklassen. Darüber hinaus schätzen wir Cash insbesondere in unsicheren Zeiten als Diversifikator. Das gilt umso mehr, wenn Aktien und Anleihen positiv miteinander korreliert sind. Unsere Modelle signalisieren, dass Gold inzwischen teuer ist und wir bezweifeln, dass sich der Goldpreis auf einem deutlich höheren Niveau halten können wird.
Obwohl die Dividendenrenditen auf globaler Ebene in letzter Zeit geringfügig gestiegen sind, rechnen wir mit rückläufigen Unternehmensgewinnen und sehen dafür in den USA auch bereits erste Hinweise. Unseren Prognosen zufolge könnten andere risikoreiche Anlagen eine bessere Alternative zu Aktien darstellen. Auf regionaler Ebene bevorzugen wir weiterhin die Aktienmärkte der Schwellenländer, insbesondere China.
Im Zuge der wirtschaftlichen Abschwächung und der Aussicht auf einen Anstieg der Ausfallraten rechnen wir mit einer Ausweitung der Credit Spreads. Aus unserer Sicht bieten die Renditen jedoch einen ausreichenden Puffer, sofern es nicht zu einer schweren Rezession oder einem Zusammenbruch des Finanzsystems kommt. Daher prognostizieren wir relativ attraktive Gesamterträge aus Investment Grade- und Hochzinsanleihen. Unsere Renditeprognosen signalisieren, dass Immobilien über die nächsten zwölf Monate die höchsten Renditen generieren werden – allerdings bei einer erhöhten Volatilität, da sich die Fundamentaldaten wieder zu verschlechtern scheinen. Was die Rohstoffmärkte angeht, rechnen wir angesichts der Wachstumsabschwächung und Normalisierung an den europäischen Gasmärkten mit einem anhaltenden Abwärtsdruck.
Paul JacksonUnsere Modelle signalisieren, dass Gold inzwischen teuer ist und wir bezweifeln, dass sich der Goldpreis auf einem deutlich höheren Niveau halten können wird.
Unsere regionale Präferenz für die Emerging Markets begründen wir vor allem damit, dass diese Vermögenswerte sowohl im regionalen als auch im historischen Vergleich günstig erscheinen. Ausserdem nutzt es EM-Anlagen als Absicherung für den Fall, dass sich die Weltwirtschaft doch besser entwickelt als erwartet.
In der Währungsbetrachtung halten wir den US-Dollar für teuer und den japanischen Yen für günstig. Da sich der Straffungszyklus der US-Notenbank (Fed) unserer Ansicht nach seinem Ende nähert, rechnen wir mit einer Dollar-Abschwächung. Falls die Bank of Japan (BOJ) mit der Normalisierung ihrer Geldpolitik beginnen sollte, könnte der Yen deutlich erstarken.
Schliesslich betrachtet wir zwei pessimistische Alternativen zu unserem Basisszenario eines baldigen Endes der geldpolitischen Straffung. In einem Szenario, in dem die Inflation noch länger erhöht bleibt, würden wir mit einer Fortsetzung der aggressiven geldpolitischen Straffung rechnen und noch stärker auf defensive Anlagen setzen. Andererseits würde ein Szenario, in dem die Zentralbanken ihre Geldpolitik aufgrund einer drohenden Bankenkrise aggressiv lockern, unserer Ansicht nach ebenfalls für defensive Anlageklassen sprechen.
Paul JacksonIn der Währungsbetrachtung halten wir den US-Dollar für teuer und den japanischen Yen für günstig.
Wir gehen davon aus, dass die Inflation – über die Erwartungen an die Zentralbankpolitik – ein entscheidender Faktor für die Finanzmärkte bleiben wird. Insgesamt glauben wir, dass die globale Inflation ihren zyklischen Höhepunkt bereits überschritten hat. Das Bild fällt jedoch von Region zu Region sehr unterschiedlich aus. So dürfte die Inflation in den USA unserer Ansicht nach in den nächsten Monaten weiter nachlassen, während sich in Europa ein Abwärtstrend durchsetzen dürfte. Auf der anderen Seite könnte die Inflation in China anziehen, nachdem das Wachstum hier, unterstützt durch die expansivere Zentralbankpolitik, nach einem sehr schwachen Jahr 2022 wieder mehr Fahrt aufnimmt.
Auf Basis der Renditeprognosen für die nächsten zwölf Monate favorisieren wir Staatsanleihen von Schwellenländern, Investment Grade-Anleihen aus den USA, chinesische Aktien und GBP-Liquidität. Unsere vielleicht wichtigste Prognose ist, dass die Fed-Zinsen in zwölf Monaten niedriger sein werden als aktuell, auch wenn sie kurzfristig vielleicht noch weiter ansteigen. In Europa rechnen wir in Jahresfrist nach einem zwischenzeitlichen Anstieg mit weitgehend unveränderten Zinsen, während die Leitzinsen der grossen asiatischen Zentralbanken geringfügig höher sein könnten. Auf kurze Sicht erwarten wir eine weitere Inversion der Zinskurven mit steigenden Leitzinsen und sinkenden Renditen langfristiger Anleihen. Im nächsten Frühjahr dürften die Zinskurven unserer Ansicht nach jedoch wieder etwas steiler sein.