Dramatische Folgen des Klimawandels erfordern enorme Investitionen in Klimaschutz

Das Klima der Erde verändert sich. Der Juli 2023 war der heisseste Monat aller Zeiten, mit extremen Temperaturen auf der ganzen Welt. Die globale Meeresoberflächentemperatur hat seit April saisonale Rekordwerte erreicht. Die antarktische Meereisausdehnung lag im Juli 2023 um 15% unter dem Juli-Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020 – ein Allzeittief für den Monat Juli.

Doch es könnte noch schlimmer kommen. Ausgehend von einem relativ einfachen Modell globaler Temperaturänderungen rechnen wir selbst im optimistischsten Szenario mit einer dramatischen Erderwärmung. Die potenziellen Auswirkungen in Bezug auf unbeständige Witterungsverläufe, den Anstieg des Meeresspiegels, die landwirtschaftliche Produktion und Migrationsströme werden hohe Investitionen in CO2-Reduktions- und -Absorptionstechnologien erfordern – von der Wiederaufforstung über die Elektrifizierung der Verkehrssysteme bis hin zu erneuerbaren Energiequellen. Gleichzeitig könnten umfangreiche Ausgaben für Massnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels erforderlich werden.

Wenn die CO2-Intensität künftig weiter mit dem gleichen Tempo abnimmt wie in den zehn Jahren bis 2020, werden sich die jährlichen globalen CO2-Emissionen bis zum Erreichen des Höhepunktes im Jahr 2071 wahrscheinlich verdoppeln.

Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Invesco

Wenn die Weltbevölkerung so wächst wie erwartet und die realen Einkommen (und Ausgaben) weiter steigen, wird es massiver technologischer Veränderungen bedürfen, um die CO2-Emissionen zu stabilisieren. Zwar haben wir mit dem zu beobachtenden Rückgang der CO2-Intensität der Wirtschaftstätigkeit den richtigen Weg eingeschlagen. Allerdings geht dieser Wandel nicht schnell genug vonstatten. Wenn die CO2-Intensität künftig weiter mit dem gleichen Tempo abnimmt wie in den zehn Jahren bis 2020, werden sich die jährlichen globalen CO2-Emissionen bis zum Erreichen des Höhepunktes im Jahr 2071 wahrscheinlich verdoppeln. Zusammen mit dem CO2, das in den vergangenen Jahrzehnten bereits ausgestossen wurde, wird dies unseren Modellen zufolge zu einem weiteren Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre führen. Daraus schliessen wir, dass der globale Temperaturanstieg gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900 bis zum Ende des Jahrhunderts 3,9 Grad betragen wird – womit die Ziele des Pariser Klimaabkommens bei weitem verfehlt würden. In letzterem heisst es, dass der weltweite Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad, in jedem Fall aber auf deutlich unter 2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter beschränkt werden soll, um der globalen Bedrohung durch den Klimawandel entgegenzuwirken.

In einem optimistischeren Szenario, in dem die Bruttoemissionen der Länder mit hohem Einkommen bis 2060 auf Null sinken und die CO2-Intensität in den Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen doppelt so schnell zurückgeht, würden die globalen CO2-Emissionen sinken und sich bis 2090 halbieren. Aufgrund des CO2-Ausstosses der letzten Jahrzehnte würde die CO2-Konzentration jedoch weiter ansteigen. Selbst in diesem Szenario rechnen wir bis zum Ende des Jahrhunderts daher immer noch mit einem Temperaturanstieg von 3,2 Grad gegenüber der Zeitperiode der Jahre 1850 bis 1900.

Angesichts des enormen Finanzierungsbedarfs und der begrenzten öffentlichen Mittel, um diesen zu decken, wird es in den kommenden Jahren und Jahrzehnten von grösster Bedeutung sein, private Investitionen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel zu mobilisieren.

Paul Jackson

Nach Angaben der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration hat die CO2-Konzentration in der Atmosphäre im Jahr 2022 einen neuen Höchststand erreicht und lag deutlich über der Norm der letzten 800’000 Jahre. Wie die NASA berichtet, ist sich die grosse Mehrheit der aktiv publizierenden Klimawissenschaftler einig, dass die Erderwärmung und der Klimawandel vom Menschen verursacht sind. Die CO2-Konzentration scheint mit den CO2-Emissionen der vorhergehenden 100 Jahre korreliert zu sein. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Industrialisierung und die steigenden CO2-Emissionen zum Temperaturanstieg beigetragen haben. Wenn das der Fall ist, besteht Hoffnung, dass wir etwas dagegen unternehmen können. Angesichts des enormen Finanzierungsbedarfs und der begrenzten öffentlichen Mittel, um diesen zu decken, wird es in den kommenden Jahren und Jahrzehnten von grösster Bedeutung sein, private Investitionen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel zu mobilisieren.

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