Schweizer Pensionskassen dürfen neu bis zu zehn Prozent in Infrastruktur-bezogene Anlagen investieren

Schweizer Pensionskassenvermögen darf neuen Regelungen zufolge nun zu bis zu zehn Prozent in Infrastruktur-bezogene Anlagen investiert werden. Dies beschleunigt die Akzeptanz der Anlageklasse und öffnet Türen für Investoren, die von der immensen weltweiten Nachfrage nach Infrastrukturinvestitionen profitieren möchten. Gleichzeitig darf bei privater Infrastruktur die Komplexität sowie die Risiken einer Investition nicht unterschätzt werden.

Anleger müssen sich in erster Linie fragen, ob Brownfield- oder Greenfield-Investitionen zu ihrem Risikoprofil passen, wie sich die Werttreiber im Verlauf mehrerer Jahrzehnte langer Konzessionslaufzeiten auswirken und welche politischen, regulatorischen und betrieblichen Faktoren die Investition beeinflussen. Und auch die Wahl der richtigen Investitionsstruktur und -partnern ist angesichts jahrzehntelanger Anlagehorizonte von zentraler Bedeutung, um Zweck, Risikoappetit und Erträge aufeinander abzustimmen.

Open-end Strukturen für Pensionskassen – ein langfristiger Ansatz
Open-end Strukturen – auch Evergreen genannt – können neben Transparenz- und Diversifizierungsvorteilen auch das passende Asset-Liability-Gleichgewicht für Pensionskassen bieten. Die Struktur führt zu keinem Zwang, eine Investition zu einem vorbestimmten Zeitpunkt zu veräussern. Stattdessen können Investoren ihre Anlagen auf unbestimmte Zeit halten oder einen Verkauf bei optimalen Marktkonditionen in Betracht ziehen. Anders als bei anderen Investitionsarten, bei denen ein Investitionsansatz mit einem zeitnahen Wiederverkauf verfolgt wird, werden unserer Erfahrung nach bei privater Infrastruktur wertvermehrende und nachhaltige Ergebnisse dadurch erzielt, dass die gehaltenen Anlagen im Rahmen eines aktiven Eigentümerverhältnisses auf lange Sicht sicher und effizient bewirtschaftet werden.

Pensionskassen erhalten durch eine Investition in private Infrastruktur eine Möglichkeit, ihre Verbindlichkeiten zu verwalten. Gleichzeitig hat die Anlage das Potenzial, dass die Vorsorgegelder ihrer Mitglieder eine Wertsteigerung erfahren.

Anna Demarmels, Head of Business Development, IFM Investors (Schweiz)

Dies bietet zudem Möglichkeiten für weitere Investitionen in technologische Aufwertungen oder andere Entwicklungsprojekte, die das Wachstum des Kerngeschäfts unterstützen und seinen Nutzen für die Kunden und die Allgemeinheit steigern.

Zwei Beispiele für höhere langfristige Erträge durch aktives Management: DCT Gdansk und Indiana Toll Road
Trotz der Turbulenzen, in die COVID-19 die weltweite Transport- und Logistikbranche im Jahr 2020 gestürzt hat, konnte der grösste Containerterminal an der Ostsee das umgesetzte Volumen der Containerladungen im Vergleich zur Vorjahresperiode weiter steigern. Ausserdem wurde ein beachtliches Investitionsprogramm zur Erhöhung der Kapazitäten fortgesetzt. Nach Abschluss des Programms wird DCT Gdansk einer der europaweit grössten Hafenumschlagterminals mit direktem Bahnanschluss sein. Auch bei Indiana Toll Road, einer Mautstrasse in den USA, werden innerhalb der zehn Jahre bis 2025 über USD 500 Millionen in Grossprojekte investiert. Das Programm hat bereits jetzt zu gesteigerter Kundenzufriedenheit sowie erhöhter Sicherheit geführt. Der Strassenzustand von Indiana Toll Road wurde im Jahr 2020 als beste erfasste Anlage bewertet.

ESG – Aspekte sind von zentraler Bedeutung bei der Strategieentwicklung für Infrastrukturbetreiber

Verantwortungsbewusste Vermögensverwalter sind darauf bedacht, klimaschädliche Aspekte auf Ebene ihrer Anlagen sowie des Gesamtportfolios zu identifizieren und zu minimieren, um dabei die Erträge für ihre Investoren zu schützen und Risiken zu reduzieren.

Die breitere Öffentlichkeit profitiert von neuer oder aufgewerteter Infrastruktur und für Regierungen erschliessen sich wertvolle Finanzierungsquellen, die das Wirtschaftswachstum stützen. Diese gemeinsamen Interessen, kombiniert mit den langfristigen Perspektiven, machen Pensionskassen zu geeigneten Verwaltern von Infrastrukturanlagen.

Anna Demarmels

Ihre Arbeit leistet einen wesentlichen Beitrag auf dem Weg zu einer umfassenderen Dekarbonisierung des Sektors, die im Einklang mit den weltweiten Anstrengungen im Sinne des Pariser Abkommens sowie der «Net-Zero» Karbonemissionsziele erfolgt. Ein Beispiel hierzu ist der Wasserversorger Anglian Water mit sechs Millionen Kunden in ganz England und Wales. Dieser Versorger setzt eine Kombination neuer und bestehender Photovoltaikanlagen und Windturbinen sowie einen mit Biogas betriebenen Maschinenpark ein, um seine Zielvorgabe zu erreichen, bis zum Jahr 2025 44% seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen vor Ort zu decken. Die Umsetzung solcher Massnahmen auf Ebene der Infrastrukturanlagen helfen, die Emissionen des Gesamtportfolios zu senken.

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