Fussball-EM und Cyber-Attacken: Erhöhtes Bewusstsein für digitale Sicherheit ist angebracht

Internationale Grossanlässe wie die Fussball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland verstärken die Ängste bezüglich Cyberangriffen. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage der Management- und Technologieberatung BearingPoint. Bedrohungspotenziale wie Informationsdiebstahl, eine Beeinträchtigung der öffentlichen Infrastruktur oder gezielte Desinformation wäre auch während der Fussball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz 2025 denkbar.

Vorherrschende geopolitische Spannungen beschäftigen die Menschen in Europa auch, wenn es um ein auf den ersten Blick unpolitisches Freizeitvergnügen geht. Im Juni und Juli 2024 bestreiten 24 Teams die Fussball EM-Endrunde der Männer in Deutschland. 2025 werden die Blicke Fussball-Europas auf die Schweiz gerichtet sein – sie wird Gastgeberin der Frauen-Fussball-EM. Bereits heute jedoch steht die Sicherheit dieses Grossereignisses nicht nur bei Organisationsteam und Sicherheitsbehörden ganz oben auf der Agenda. In Deutschland zeigt sich nun, dass auch die breite Öffentlichkeit mit einem geschärften Bewusstsein für die Gefahren von Cyber-Attacken auf das neben den Olympischen Spielen in Paris reichweitenstärkste Sportereignis auf dem europäischen Kontinent schaut. «Die Schweiz hat im Rahmen der Ukraine-Friedenskonferenz bereits die Erfahrung gemacht, dass Anlässe mit internationaler Strahlkraft Cyberkriminelle auf den Plan rufen. Auch wenn eine Fussball-EM an sich unpolitisch ist, heisst das nicht, dass Cyber-Risiken nicht vorhanden wären. Umso wichtiger ist es, dass die Bevölkerung und Unternehmen sensibilisiert sind. Hieran sollten wir auch in der Schweiz weiter dran arbeiten.», sagt Matthias Roeser, Partner Global Leader Technology Advisory bei BearingPoint.

Angriffe auf IT-Infrastrukturen
Ein Szenario, in dem besonderes Bedrohungspotenzial gesehen wird, ist laut den Ergebnissen des repräsentativen Panels der über das Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführten Umfrage eine unbefugte Kenntnisnahme sicherheitskritischer Informationen. Hierzu zählen beispielsweise Angriffe auf die militärische IT-Infrastruktur. Für 33 Prozent der Befragten wäre dieses eines der drei gefährlichsten Szenarien beim Thema Cyber-Attacken während der EM. Eine Beeinträchtigung der öffentlichen Versorgung, beispielsweise beim Angriff auf die IT-Systeme der Energieversorger oder der Lebensmittelindustrie, wird von 30 Prozent befürchtet. Spionage in öffentlichen Gebäuden, zum Beispiel durch Abhören des Datenverkehrs von Bundesbeamten und Politikern, folgt in der Auflistung der von der Öffentlichkeit befürchteten potenziellen Cyber-Attacken-Szenarien (29 Prozent).

Desinformation im digitalen Raum: Ziel ist die gesellschaftliche Spaltung
Ebenfalls als relevante Bedrohung eingeschätzt (31 Prozent) wird die Beeinflussung der öffentlichen Meinungsbildung mit dem Ziel der gesellschaftlichen Spaltung und der Destabilisierung des demokratischen Diskurses. Hybride Attacken als Bedrohungsszenarien sind dabei längst im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsent. Immer wieder konnten insbesondere in den letzten zwei Jahren bewusste Falschinformationen mit aussenpolitischem Fokus aufgedeckt werden. Wie gezielt staatliche oder staatsnahe Medien von aussen an der Diskreditierung innenpolitischer Akteurinnen und Akteure arbeiten, zeigte und zeigt sich jedoch schon länger durch die zahlreichen Verschwörungstheorien in sozialen Netzwerken und auf Videoplattformen.

Das Angriffsziel hat sich in den letzten Jahren verlagert: Nicht mehr nur grosse zahlungskräftige Unternehmen stehen im Fokus, sondern zunehmend auch kleine und mittlere Organisationen sowie staatliche Institutionen und Kommunen.

Matthias Roeser, Global Leader Technology, BearingPoint

Leistungsfähige Cyber Security spielt bei der Reputation von Unternehmen eine Rolle
Cyber Security mag für die Wirtschaft zunächst mit umfassenden Investitionen verbunden sein. Denn Unternehmen, die auf resiliente IT-Infrastrukturen und geschulte Beschäftigte setzen, bringen entsprechende Lösungen mittel- und langfristig allerdings Profite. Für über die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) spielt die empfundene Cyber-Resilienz eines Unternehmens bei der Kaufentscheidung eine (eher) entscheidende Rolle, wie die Ergebnisse der Umfrage ebenfalls verdeutlichen. Die nun vorliegenden Zahlen liefern zudem Anhaltspunkte dafür, dass die Reputation und die Marke eng mit der empfundenen Cyber-Sicherheit des Unternehmens verknüpft sind. «Das Angriffsziel hat sich in den letzten Jahren verlagert: Nicht mehr nur grosse zahlungskräftige Unternehmen stehen im Fokus, sondern zunehmend auch kleine und mittlere Organisationen sowie staatliche Institutionen und Kommunen. Cyber-Angriffe auf Gemeindeverwaltungen und lokale Betriebe können sich unmittelbar auf die Bevölkerung auswirken, indem staatliche Dienstleistungen vorübergehend nicht verfügbar sind oder persönliche Daten in die Hände von Kriminellen gelangen», sagt Matthias Roeser, Partner und Global Leader Technology Advisory bei BearingPoint.

Omnipräsente Bedrohung durch Cyber-Attacken längst im öffentlichen Bewusstsein angekommen
Das generelle Fazit zu einem höchstaktuellen und sensiblen Thema bietet sowohl Schatten als auch Licht. Beinahe jeder Zweite in Deutschland (49 Prozent) hat bereits von einem Angriff auf ein Unternehmen gehört und war dadurch beunruhigt. Konstatiert werden kann also trotz der Gefährdungseinschätzung durch die Öffentlichkeit ein entwickeltes Bewusstsein für die neuen Gefahren und Akzeptanz und Wertschätzung für wirkungsvolle Präventionsmassnahmen im Unternehmensumfeld.

Hauptbildnachweis: Freepik