Top-Automobilzulieferer stehen vor massiver Transformation

Die Jahr 2021 sowohl die Umsatzrückgänge des Vorjahres aufholen als auch ihre Profitabilität deutlich steigern. Das belegen die Ergebnisse der aktuellen «Automobilzulieferer-Studie»  von weltweiten Top-Automobilzulieferer haben die Corona-Krise besser überstanden als erwartet und konnten im Strategy&, der Strategieberatung von PwC.

Global wuchsen die Top-Lieferanten für die Automobilbranche 2021 um 15% und erreichten einen Gesamtumsatz von 898 Mrd. Euro. Damit übertrafen sie knapp das Vorkrisenjahr 2019, in dem der Umsatz bei 893 Mrd. Euro lag. Die grössten europäischen Zulieferer (ohne Deutschland) steigerten ihren Umsatz um 9,2% auf 118 Mrd. Euro. Zudem verbesserte die gesamte Branche ihre Profitabilität. Das beste operative Ergebnis erzielten die Top-Zulieferer aus Europa (ohne Deutschland) mit einer EBIT-Marge von 7,6%.

Für die europäischen Zulieferer zeichnet sich derweil ein eindeutiger Wachstumspfad ab.

Henning Rennert, Studienautor, Strategy& Deutschland

Trotz der robusten Entwicklung im vergangenen Jahr arbeitet die Zuliefererindustrie weiterhin zu kapitalintensiv. Angesichts der aktuellen Zinswende wird das zum Problem. So wuchs das eingesetzte Kapital in den vergangenen Jahren in fast allen Regionen stärker als der Umsatz – unabhängig von konjunkturellen Schwankungen. Am deutlichsten trifft das auf Asien zu. Währenddessen schreitet die Transformation der Industrie voran: Allein im vergangenen Jahr drängten zehn neue, schlagkräftige Player in die Liste der 100 grössten globalen Zulieferer und verdrängten angestammte Traditionsunternehmen.

Transformation der Branche beschleunigt sich
«Um die massiven Verschiebungen innerhalb der Industrie zu meistern, müssen die Zulieferer jetzt in innovative Technologien investieren und weniger kapitalintensive Betriebsmodelle etablieren», sagt Thilo Bühnen, Automobilexperte bei Strategy& Schweiz. Der Trend geht dabei eindeutig Richtung Elektronik und Software. Forschung und Entwicklung allein reichen allerdings nicht mehr aus. Stattdessen braucht es ‹businessled innovations›.» Das Krisenjahr 2020 hat bei einigen Unternehmen deutliche Spuren in der Eigenkapitalausstattung hinterlassen. Die aktuelle Inflation kann diese weiter verschärfen, sofern die Kostensteigerungen nicht ausgeglichen werden. Die grössten europäischen Zulieferer (ohne Deutschland) konnten ihre Eigenkapitalquote im Vergleich zu den Vorjahren zwar merklich steigern, hinken im weltweiten Vergleich allerdings hinterher. Gleichzeitig haben sich die zehn grössten Zulieferer der Branche schneller erholt, den Abstand zu ihren direkten Verfolgern weiter erhöht und schneller Eigenkapital aufgebaut – für den nächsten Wachstumssprung.

Klare EU-Regulatorik eröffnet riesige Chancen
Für die europäischen Zulieferer zeichnet sich derweil ein eindeutiger Wachstumspfad ab. «Die Ziele sind transparent, der Zeithorizont fixiert: Selten war der regulatorische Rahmen in Europa so klar, was Investitionen rund um Elektromobilität fördert», sagt Henning Rennert, Studienautor und Partner bei Strategy& Deutschland. «Auf dem Weg zu ‹Fit for 55› und CO2-Neutralität eröffnen sich Zulieferern mit Software, Ladeinfrastruktur und Batterierecycling neue Wachstumsfelder. Die Transformation hat in diesen Bereichen gerade erst begonnen – strategischer Mut ist jetzt das Gebot der Stunde.»

Die detaillierte «Automobilzulieferer-Studie» von PwC findet sich hier.

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