MEM-Branche wächst weniger dynamisch

Nach der rasanten Erholung vom 2. Halbjahr 2021 ist die Schweizerische Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) schwungvoll ins erste Quartal 2022 gestartet. Der Ukraine-Krieg und die Zero-Covid-Politik Chinas dämpfen diese Dyna­mik und vor allem die Margen. Nachholeffekte werden laut der jüngsten Quartalsbefragung von Swissmechanic Schweiz trotzdem für ein überdurchschnittliches Wachstum sorgen. Das Beschaf­fungsprogramm für die neuen Kampfjets kann wichtige Impulse geben.

Der positive Trend bei den kleineren und mittleren Unternehmen der MEM-Branche hat sich in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres fortgesetzt. Auch wenn die meisten Indikatoren auf eine Verlangsamung hindeuten, besteht immer noch ein beträchtliches Nachholpotenzial. Das zeigt die jüngste Quartalsbefragung von Swissmechanic, dem Arbeitgeberverband der KMU der MEM-Bran­che.

Bedeutende Impulse könne die geplante Kampfjet­beschaf­fung vermitteln. Der Kauf von 36 neuen Kampfflugzeugen ist nämlich mit Industrieaufträgen verbun­den und ermöglicht über Jahrzehnte hinweg den Aufbau neuer Kompetenzen, den Know-how-Trans­fer und die Schaffung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen.

Swissmechanic

Die hohe Kapazitätsauslastung bei den Kunden treibt den Bedarf nach Ausrüstungsinvestitionen an. Exporte und Preise haben entsprechend zugelegt. Den Betrieben gelang es, ihre Auftragseingänge, Umsätze und Personalbestände gegenüber dem Vorjahresquartal zum vierten Mal in der Folge zu steigern, auch wenn sich die Dynamik bei den Aufträgen und Umsätzen verlangsamt hat. Einzig bei den EBIT-Margen hat eine Stagnation stattgefunden.

Ukraine und China belasten
Der Ukraine-Krieg trifft die Schweizer MEM-Branche stärker als die Gesamtwirtschaft. Auf der Nach­frageseite fällt der Exportrückgang nach Russland und in die Ukraine zwar kaum ins Gewicht. Viel belastender wirkt sich die erhöhte geopolitische Unsicherheit aus. Eine geringere Investitionsneigung der Unternehmen und die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro werden spürbar. Zudem sind gerade die Hauptabnehmerländer der Schweizer MEM-Betriebe, allen voran Deutsch­land, besonders von der Krise betroffen. Auf der Angebotsseite schlagen die höheren Energiepreise zu Buche. Die aktuelle Quartalsbefragung zeigt, dass diese Kosten für die KMU-MEM ein belastender Faktor sind – die Margen stagnieren. Weiter verschärft haben sich die Lieferkettenprobleme, unter anderem weil die Ukraine ein wichtiger Stahlproduzent ist. Viel stärker ins Gewicht fallen jedoch die Lockdowns in China, die sich negativ auf die Produktion und Logistik von Vorleistungsgütern auswirken.

Nachlassende Dynamik
Die Quartalsumfrage zeigt, dass die Belastungsfaktoren Ukraine-Krieg und Chinas Zero-Covid-Strate­gie die MEM-Branche 2022 zwar signifikant bremsen werden, dass sie aber wegen der Nachholef­fekte im längerfristigen Vergleich immer noch überdurchschnittlich wachsen dürfte. Seit einem Jahr bewegt sich der Swissmechanic Geschäftsklima-Index für die KMU der MEM-Branche klar im positi­ven Bereich. Rund 70 Prozent der befragten KMU beurteilen das Geschäftsklima immer noch als günstig, bei steigender Kapazitätsauslastung und wachsendem Auftragsbestand. Im zweiten Quartal soll sich diese Expansion fortsetzen, vor allem beim Personal, mit etwas nach­lassender Dynamik auch bei Auftragseingängen und Umsätzen. Bei den Margen wird im Branchen­schnitt hingegen eine Stagnation erwartet.

Stärkung der industriellen Basis und Schaffung von neuen Kompetenzen
Vor diesem konjunkturellen Hintergrund bleibt die Sicherung und Förderung des Werkplatzes Schweiz ein wichtiges Anliegen, wie der Arbeitgeberverband Swissmechanic betont. Bedeutende Impulse könne hier gerade die geplante Kampfjet­beschaf­fung vermitteln. Der Kauf von 36 neuen Kampfflugzeugen ist nämlich mit Industrieaufträgen verbun­den und ermöglicht über Jahrzehnte hinweg den Aufbau neuer Kompetenzen, den Know-how-Trans­fer und die Schaffung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen. Solche Investitionen in den Technologie­standort Schweiz und in zukunftsgerichtete Arbeitsplätze sind laut Swissmechanic mehr als willkommen. Das Beschaf­fungsprogramm für die F-35A dient damit nicht nur der militärischen Sicherheit der Schweiz, sondern stärke auch deren industrielle Basis.

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