Grosse Schweizer Privatbanken glänzen nach Covid-19 mit Rekordresultaten

Nach einem herausfordernden Jahr 2020 fand sich die Schweizer Privatbankenlandschaft in einer vorteilhaften Marktlage. Diese konnte die Branche 2021 nutzen und grösstenteils exzellente Resultate erzielen, wie das neue «Private Banking Switzerland Market Update 2022» von PwC Schweiz zeigt.

Insbesondere grosse Privatbanken vermochten es, ihr Wachstum in Profit umzuwandeln. Sie verbuchten starke Netto-Neugeldzuflüsse von 4,4% und verwalteten Ende 2021 ein Vermögen von durchschnittlich 290 Milliarden Franken je Institution. Auch mittelgrosse Banken konnten den positiven Trend fortsetzen und das von ihnen verwaltete Vermögen (AuM) um 14% steigern, auf durchschnittlich 15 Milliarden Franken pro Bank. Obwohl Grossbanken das Momentum auf der Renditen-Seite besser nutzten, erzielten zumindest auch kleine Banken respektable Ergebnisse im Volumenbereich. So steigerten sie die Netto-Neugeldzuflüsse auf durchschnittlich 4,3% (vgl. 2020: 3,9%). Diese Ergebnisse unterstreichen die Attraktivität der Schweizer Privatbanken als vertrauensvolle Finanzpartner. Dank ihrer guten Reputation erwarten die Studienautoren, dass der Netto-Neugeldzufluss der Banken unabhängig von der Marktlage auch künftig konstant etwa 4% betragen wird.

Grosse Privatbanken mit Höchsterträgen
Die Einkommensmargen (operatives Einkommen im Verhältnis zu den AuM) aller untersuchten Privatbanken befanden sich seit 2017 unter Druck. Im Jahr 2021 kam die Wende: Grossbanken konnten ihre Einkommensmarge bei rund 61 Basispunkten stabilisieren. Kombiniert mit einem gesteigerten AuM bedeutet dies in absoluten Zahlen rekordhohe Erträge für dasJahr 2021. Auch mittlere Privatbanken erzielten ein beachtliches Ergebnis von 76 Basispunkten. Kleine Banken verzeichneten aufgrund ihres grossen Anteils an Privatkunden mit 98 Basispunkten klar die grösste Ertragsmarge in der Branche. Trotz eines starken Jahres hinsichtlich des verwalteten Vermögens konnten kleine Privatbanken im Vergleich jedoch keine signifikanten Gewinne in absoluten Zahlen einfahren.

Personalausgaben auf noch nie dagewesenem Niveau
Im beziehungsfokussierten Private Banking sind die Angestellten ein zentraler Erfolgsfaktor. Als Konsequenz ist der Personalaufwand für etwa 65% bis 75% der Betriebskosten (OPEX) verantwortlich. Insbesondere grosse Privatbanken steigerten in den letzten Jahren ihre FTE-Basis stetig – auf durchschnittlich fast 3'000 Vollzeitäquivalente pro Bank per Ende letzten Jahres. Zudem erreichte der durchschnittliche Personalaufwand pro Jahr erstmals 277'000 CHF bei dieser Bankengruppe. Die Anzahl FTEs bei mittleren und kleinen Banken blieb im Untersuchungszeitraum relativ stabil. In der ganzen Branche stiegen die durchschnittlichen Kosten pro Mitarbeiter seit 2017 leicht an, da der Mangel an qualifiziertem Personal auch im Bankwesen spürbar ist. Der Trend wird auch in Zukunft in diese Richtung deuten.

Grosse und mittelgrosse Banken beweisen mit tiefen CIRs grosse Effizienz
Grosse und mittelgrosse Privatbanken konnten die starken Netto-Neugeldzuflüsse und die günstige Marktlage effizient nutzen. Trotz gestiegener absoluter Kosten vermochten sie es, das vergrösserte AuM-Volumen mehrheitlich in Profit umzuwandeln. Dies resultiert in einer deutlich verbesserten durchschnittlichen Cost-Income-Ratio (CIR) von 66% bei Grossbanken und 77% bei mittleren Banken im Jahr 2021 – der tiefsten CIR innerhalb der Untersuchungsperiode. Kleinbanken konnten nicht Schritt halten, da ihre Basiskosten die erwirtschafteten Erträge grösstenteils zunichtemachten. Sie erzielten eine CIR von 92%. «Wir erwarten, dass sich die CIR-Schere zwischen kleinen und grossen Banken künftig weiterhin so ausgeprägt präsentiert», erklärt Martin Schilling, Managing Director Deals Financial Services, bei PwC Schweiz. «Grossbanken werden ihren Grössenvorteil nutzen und in einem guten Marktumfeld eine CIR von etwa 65% halten können. Kleinbanken kämpfen jedoch auch in Zukunft mit der Profitabilität und bleiben bei einer CIR von durchschnittlich über 90%.»

Kleine Privatbanken schaffen weiterhin kaum Wert für Eigenkapitalgeber
Der Grössenvorteil hat in den letzten zwei Jahren vermehrt an Bedeutung gewonnen und zeigt sich auch in Bezug auf die Eigenkapitalrendite. Die untersuchten Grossbanken verbuchten letztes Jahr einen Anstieg der absoluten Betriebserträge von durchschnittlich 9% (vgl. 5% in 2020 und 1% in 2019). Demgegenüber stehen tiefere Wachstumsraten auf Betriebskostenebene. Damit übertrafen die Grossbanken ihre bisherige operative Profitabilität. Diese widerspiegelt sich sowohl in Höchstwerten der Kennzahlen zu den operativen Renditen im Verhältnis zum Eigenkapital (ROE) als auch jenen zum regulatorisch erforderlichen Eigenkapital (RORE) für die Periode von 2017-2021. Auch mittelgrosse Banken schnitten gut ab: Sie konnten ihre Eigenkapitalrendite beinahe verdoppeln und kamen auf 8,3%. Die Betriebsergebnisse von Kleinbanken sind bereits seit 2017 unter Druck. Mit einer operativen Eigenkapitalrendite von 2,5% und einem betrieblichen RORE von 7,6% schaffen sie es nicht, die Erwartungen der Investoren zu erfüllen.

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