Ich bin dann mal weg!
Trotz Corona bleiben Zweitwohnungen auf den Inseln des Mittelmeers gefragt. Besonders Luxusobjekte ziehen Käufer an.
Wohin man auch blickt, Corona hat dem bequemen Zuhause zu neuer Beliebtheit verholfen. Je nach Portemonnaie sind mehr Raum, ein Home-Office, ein Balkon oder ein Garten gefragter denn je. Oder sogar ein Zweitwohnsitz, gerne mit längerer Aufenthaltsdauer. Etwas überraschend hat dabei das Ausland kaum an Popularität eingebüsst. Selbst die Inseln im Mittelmeer locken mehr Leute denn je, wie aktuelle Daten des international tätigen Maklers Engel & Völkers zeigen. Zwar sind sie im Fall von Reisebeschränkungen relativ schwer erreichbar. Andererseits bekamen die meisten Eilande die Pandemie ganz gut in den Griff. Und entspannt leben lässt es sich dort in jedem Fall. So scheinen sich unbeirrt viele Interessenten den Kauf einer Ferienwohnung, eines Hauses oder eines Landsitzes auf einer Mittelmeer-Insel zu überlegen.
Florian Hofer, Geschäftsführer von Engel & Völkers auf den BalearenUnser Allzeithoch bei Immobilienanfragen belegt die Sehnsucht nach schönem und sicherem Wohnen auf Mallorca.
66 Prozent mehr Interessenten als im Vorjahr klickten im ersten Quartal 2021 die entsprechenden Seiten des Franchise-Maklers an. Anfragen sind noch lange keine Käufe, Engel & Völkers spricht denn auch von einem (nur) stabilen Preisniveau; man vergleiche dies mit dem anhaltenden Preisschub hierzulande. Und der Auftragsboom bei Luxusobjekten bildet die allgemeine Marktlage nur begrenzt ab.
Leicht anziehende Preise auf Mallorca
Klar ist aber: In Zeiten von Negativzinsen, von teilweise überhitzten Finanzmärkten und immer mobilerem Arbeiten sind Immobilien keine schlechte Wahl. Und wer das Geld hat, leistet sich sowieso mehrere Wohnsitze. Entsprechend gut läuft das Kerngeschäft von Engel & Völkers mit Luxusliegenschaften. Im abgelaufenen Jahr stieg der Durchschnittspreis der vermittelten Wohnungen und Häuser von 1,5 auf 1,6 Millionen Euro «und belegt die Stärke Mallorcas als Standort für Premium-Immobilien und sicheren Hafen für Privatkäufer sowie Investoren», wie es in der jüngsten Marktübersicht des Maklers heisst. Etwa auf diesem Niveau beginnen auch die Angebotspreise für Häuser und Fincas. Wohnungen in Trendlagen der Inselhauptstadt Palma werden ab etwa 700’000 Euro annonciert.
Kaum billiger kommen Kaufinteressenten, darunter Schweizer als fünftgrösste Ausländergruppe, auf der drittgrössten Baleareninsel Ibiza davon. 100 Quadratmeter in begehrten Lagen von Ibiza-Stadt kosten schnell einmal 800‘000 Euro. Im Osten der Insel sind entsprechend grosse Objekte ab 450’000 Euro zu haben. 2020 sind die Durchschnittspreise um 29 Prozent gestiegen, teilt Engel & Völkers mit, und berichtet von einer starken Nachfrage vor allem im Luxussegment. Auch hier wird für das laufende Jahr eine «stabile Preisentwicklung» erwartet.
Auf Sardinien sind 2020 «trotz der schwerwiegenden ökonomischen Auswirkungen der Pandemie die Werte der Villen an der Costa Smeralda gestiegen und haben sich zu den höchsten in Italien entwickelt», antwortet die regionale Lizenzpartnerin Daniela Ciboddo auf Anfrage. Die Spitzenpreise je Quadratmeter an der Küste kletterten nochmals von 13’000 auf 14’500 Euro. Selbst der Vermietungsmarkt sei trotz der Reisebeschränkungen stabil geblieben, so Ciboddo. Dass die Insel zeitweise die einzige weitgehend coronafreie Zone in Italien war, hat dem sicher geholfen.
Die Nachbarinsel Korsika ist eher etwas für Spezialisten und Liebhaber unberührter Landschaften. Die Konkurrenz des benachbarten Festlandes mit der Côte d`Azur ist gross. Dies gilt umso mehr, als nach den Worten der Regionalverantwortlichen Marie-Claire Sangouard auch das Hinterland mit seinen malerischen Bergdörfern sowie die Provence weiter an Attraktivität gewinnen. Vor diesem Hintergrund wirkt etwas überraschend, dass in Nizza die Einstiegspreise für Wohnungen schon bei 4’200 Euro je Quadratmeter beginnen. Nach oben sind den Angebotspreisen für luxuriöse Villen an der Küste indes kaum Grenzen gesetzt. Bedeutendster Hotspot ist Saint-Jean-Cap-Ferrat.
Rhodos bleibt ein Hit
Letzte Station auf der Immobilientour zu den Inseln des Mittelmeers ist die Ägäis, ein besonderer Favorit der Schweizer. Auch hier beschrieb Engel & Völkers Anfang Mai die Lage mit «Stabile Preise und steigende Nachfrage» in den vergangenen zwölf Monaten, Reisebeschränkungen hin oder her. Die Preise auf den 113 bewohnten Inseln sind je nach Erreichbarkeit unterschiedlich. Immerhin dürfte die frühe Öffnung der Grenzen durch die Regierung in Athen am 14. Mai und der danach folgende Ansturm von Touristen auch die Stimmung allfälliger Immobilienkäufer entspannt haben. Und die Preise halten sich im mediterranen Inselvergleich in Grenzen. Selbst im beliebten Zielgebiet Rhodos liegt der maximale Quadratmeterpreis bei 6’000 Euro. Für Häuser werden in der Spitze rund vier Millionen Euro verlangt.