AHV 2030 – Demografie wird die AHV nicht retten
Die neuste UBS-Studie zur Altersvorsorge analysiert, ob mögliche demografische Veränderungen die AHV stabilisieren können. Die verschiedenen demografischen Faktoren – Fertilität, Mortalität und Migration – wirken sich unterschiedlich stark auf die bestehende AHV-Finanzierungslücke aus. Die Lücke durch die Demografie restlos zu schliessen und die AHV damit generationengerecht zu machen, ist nicht möglich.
Die umlagefinanzierte AHV hängt stärker als alle anderen Sozialsysteme von der Demografie der Schweiz ab. Insbesondere die Verschiebung in der Bevölkerungsstruktur der letzten Dekaden stellt die staatliche Vorsorge vor immer grössere Herausforderungen. Mit dem Wohlstandsanstieg der letzten Dekaden ist die Lebenserwartung gestiegen und die Anzahl Kinder gesunken. Jetzt stellt sich im Umkehrschluss die Frage, wer diesen Lebensstandard in Zukunft finanzieren soll, wenn die Nachkommen fehlen und die ältere Bevölkerung nicht mehr erwerbstätig ist.
Demografische Auswirkungen auf die AHV
Während Kinder früher der Inbegriff der Vorsorge waren, ist die durchschnittliche Anzahl Kinder pro Frau heute historisch tief. In Zukunft sind keine extremen Abweichungen von diesem Niveau zu erwarten. Mehr Kinder und damit eine Verjüngung der Gesellschaft (ceteris paribus) wirken sich positiv auf die finanzielle Stabilität der AHV aus, während weniger Kinder die Finanzierung erschweren. «Das Basisszenario des Bundesamts für Statistik (BFS) geht von einer leicht höheren Kinderzahl in den kommenden Jahren aus, was positiv für die AHV wäre», sagt Veronica Weisser, Ökonomin und Vorsorgeexpertin bei UBS. Die Alterung der Schweizer Bevölkerung wird jedoch in jedem Fertilitätsszenario voranschreiten.
Jackie Bauer, Ökonomin und Vorsorgeexpertin, UBSDen stärksten Einfluss auf die AHV-Finanzen hat die Lebenserwartung.
Auch der Effekt einer höheren oder tieferen Nettomigration zeigt in die gleiche Richtung wie derjenige der Fertilität. Mehrheitlich wandern jüngere und erwerbstätige Personen in die Schweiz ein und sorgen somit für eine Verjüngung der Gesellschaft und mehr Beitragszahler. Jedoch geht das BFS selbst in einem hohen Wanderungsszenario von maximal gleichbleibenden Migrationszahlen aus und auch insgesamt sind die Auswirkungen der Migration auf die AHV geringer als diejenigen der Fertilitätsveränderung. «Den stärksten Einfluss auf die AHV-Finanzen hat die Lebenserwartung», erklärt Jackie Bauer, Ökonomin und Vorsorgeexpertin bei UBS. Eine höhere Lebenserwartung und somit mehr Rentenbezüger und eine alternde Gesellschaft sind die grösste Herausforderung für die AHV (Abbildung 1).
Demografie wird die AHV nicht retten
Die Demografie-Szenarien zeigen, dass Fertilität, Mortalität und Migration die Finanzierung der staatlichen Vorsorge wesentlich beeinflussen, jedoch nicht ausreichen, um die Finanzlage der AHV nachhaltig zu verbessern. Die höhere Anzahl Kinder, die rückläufige Lebenserwartung und eine höhere Nettomigration, die zur Finanzierung der Rentenversprechen nach heutigen Regeln nötig wären, können nicht über die Bevölkerungsstruktur erreicht werden. Zudem sind eine sehr hohe Migration, sehr hohe Geburtenraten sowie eine deutliche Reduktion der Lebenserwartung weder gesellschaftlich noch politisch erwünscht. Dies würde weitere Nebeneffekte für die Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft hervorrufen und andere Kosten und Herausforderungen mit sich bringen. Demografische Veränderungen können einen Beitrag zur finanziellen Nachhaltigkeit der AHV leisten, sind aber kein Allheilmittel für die aktuellen Herausforderungen. Ergänzende umfassende Massnahmen wie die Anpassung des Rentenalters, die Dämpfung der Rentenanstiege, die Erhöhung der Beiträge, und/oder Förderung der Erwerbstätigkeit sind notwendig, um die AHV langfristig nachhaltig zu finanzieren und die Belastung generationengerechter zu verteilen.
Abbildung 1: Auswirkungen demografischer Veränderungen auf die AHV-Finanzierungslücke: