Europäische Aktien mit Rückenwind dank tiefen Zinsen und schwachem Euro
Anleger sollten Europa nicht vergessen: Im Schatten anderer Märkte haben sich die Kurse europäischer Aktien zuletzt gut entwickelt. Sie stellen weiterhin ausgezeichnete Kaufgelegenheiten dar – gerade für Stockpicker.
Wie Phönix aus der Asche hat der europäische Aktienmarkt im letzten Quartal des vergangenen Jahres ein fulminantes Comeback hingelegt. Die Aussichten bleiben vielversprechend, denn Europa ist auch in diesem Jahr gut gestartet und konnte gegenüber dem amerikanischen Markt Boden gutmachen.
Olgerd Eichler, Portfolio Manager, MainFirst Asset ManagementDie Bewertung der Aktienmärkte spricht ebenfalls für den europäischen Kontinent, denn aufgrund ihrer langfristig schlechteren Performance im Vergleich zu den USA scheinen viele europäische Unternehmen derzeit geradezu Schnäppchen zu sein.
Die Bewertung der Aktienmärkte spricht ebenfalls für den europäischen Kontinent, denn aufgrund ihrer langfristig schlechteren Performance im Vergleich zu den USA scheinen viele europäische Unternehmen derzeit geradezu Schnäppchen zu sein. Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beträgt der Discount beispielweise immer noch knapp 30 Prozent. Für viele Anleger, die noch an der Seitenlinie stehen, könnte dies Grund genug sein, sich wieder stärker mit europäischen Aktien zu beschäftigen und die sich bietenden Kurschancen zu nutzen.
Rückenwind durch niedrigere Zinsen und schwachen Euro
Darüber hinaus sind die Zinsen in Europa noch auf niedrigerem Niveau, sodass Aktien unter Renditegesichtspunkten im Vergleich zu anderen Assetklassen wahrscheinlich die bessere Wahl sind. Weniger attraktiv erscheint das Verhältnis dagegen in den USA, wo der starke Zinsanstieg den Anleiheinvestoren nun eine echte Alternative zu den höher bewerteten US-Aktien bietet. Der schwache Euro hilft ausserdem den hier ansässigen Firmen, denn exportorientierte Unternehmen sind im internationalen Vergleich wettbewerbsfähiger. Damit lassen sich Preissteigerungen leichter an die Kunden weitergeben und inflationsbedingte Kostenerhöhungen besser ausgleichen.
Olgerd EichlerAuch wenn nicht alle europäischen Firmen gut aufgestellt sind, gibt es ein vielversprechendes Marktumfeld – insbesondere für Stockpicker.
Die Energiekosten waren 2022 das grosse Thema, die Abhängigkeit von Russland hat vor allem Deutschland an den Rand einer Energiekrise gebracht. Doch Europa hat die nötige Entschlossenheit gezeigt und sukzessive die Abhängigkeit von russischem Gas reduziert; gut gefüllte Energiespeicher und der milde Winter haben zur Entspannung der Situation beigetragen. Da die Gaspreise zuletzt deutlich gesunken sind, dürfte die Kostenbelastung für Unternehmen und Verbraucher 2023 nicht so schlimm ausfallen wie im Herbst befürchtet.
Kurschancen dank stabiler Geschäftsmodelle und attraktiver Bewertungen
Das vergangene Jahr hat gezeigt: Europa hat inmitten schwieriger Rahmenbedingungen einmal mehr den Beweis geliefert, dass es seine Krisen aktiv angeht und nicht tatenlos zusieht. Dies spiegelt sich im entschlossenen Handeln der Regierungen wider – sei es im Hinblick auf die Sanktionen gegen Russland, die gemeinsame Unterstützung der Ukraine oder die aufgelegten Programme zur Stabilisierung der Situation von Verbrauchern und Unternehmen. Da die Wahrnehmung europäischer Aktien im internationalen Vergleich noch schwach ist und bei vielen Marktteilnehmern weiterhin Pessimismus überwiegt, könnte sich die Outperformance Europas fortsetzen. Auch wenn nicht alle europäischen Firmen gut aufgestellt sind, gibt es ein vielversprechendes Marktumfeld – insbesondere für Stockpicker. Denn in Europa gibt es viele Firmen mit ausgezeichneten Geschäftsmodellen, die gut geführt sind und vielversprechende Wachstumsperspektiven aufweisen. Die niedrigen Bewertungen der Märkte bieten gute Gelegenheiten, diese Unternehmen zu attraktiven Preisen zu kaufen. Dadurch ergeben sich interessante Kurschancen, von denen Anleger durch die richtigen Aktienengagements in Europa profitieren können.