Jetzt ist ein attraktiver Zeitpunkt für den Einstieg in Schwellenländeraktien

Drei Faktoren haben die Aktienkurse der Emerging Markets im dritten Quartal belastet: der stärkere US-Dollar, die höhere Inflation und die restriktiveren finanziellen Bedingungen.

Global einbrechende Aktienmärkte lassen viele Anleger ratlos zurück – wo noch investieren? Wir glauben, dass EM-Aktien eine der am stärksten fehlbewerteten Anlageklasse sind – mit äusserst ansprechenden Bewertungen. Für eine Rückkehr der Schwellenländeraktien finden sich verschiedene Gründe. Die Bewertungen sind im Vergleich zur Historie und zu den entwickelten Märkten weiterhin moderat. Rentabilität, freier Cashflow und Dividendenrenditen sind gestiegen, und für 2023 wird eine Erholung des Gewinnwachstums erwartet. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für den Einstieg.

Anlageklasse unterbewertet
In der Vergangenheit sind die Aktienerträge der Schwellenländer eng mit dem Anstieg und Fall der Rohstoffpreise und den globalen Wachstumserwartungen verbunden gewesen. In den letzten 20 Jahren hat sich das Segment jedoch weiterentwickelt und bietet nun immer neue Anlagemöglichkeiten, denn die Liquidität hat sich erhöht und das Interesse der Anleger ist stetig gewachsen. Dennoch bleibt die Anlageklasse unterbewertet. Die demografische Entwicklung und die Verstädterung sorgen für einen langfristigen Rückenwind, der das Wachstum der Anlageklasse beschleunigen kann. Mit der wachsenden Mittelschicht kommt ein jüngerer, zunehmend gebildeter Verbraucher auf den Markt, der neue Technologien schnell annimmt und dessen Konsummuster und -präferenzen sich ständig ändern.

Wir glauben, dass EM-Aktien eine der am stärksten fehlbewerteten Anlageklasse sind – mit äusserst ansprechenden Bewertungen.

James Donald, Leiter Emerging Markets-Plattform, Lazard Asset Management

Deshalb sind wir optimistisch für die wirtschaftliche Entwicklung der Schwellenländer. Sofern es nicht zu einer grösseren globalen Rezession kommt, werden wir wahrscheinlich in eine Phase der allmählichen wirtschaftlichen Erholung eintreten, die durch eine Kombination aus Infrastrukturausgaben, insbesondere für Energie in Europa, und steigenden Investitionsausgaben in den Industrieländern unterstützt wird. Positiv wirkt dabei das derzeitige Umfeld: hohe Rohstoffpreise, bessere Handelsbedingungen und Devisenreserven haben die Aussenbilanzen vieler Schwellenländer gestärkt.

Emerging Markets: Zinswende in Sicht?
Gleichzeitig könnte die Inflation – und damit die Zinserhöhungen – in den Schwellenländern ihren Höhepunkt erreicht haben. In den Emerging Markets startete der Zinserhöhungszyklus, und hier könnte er auch als erstes wieder abflauen. So hat erst kürzlich die brasilianische Zentralbank angedeutet, dass die Zinssätze ihren Höhepunkt erreicht haben könnten. Dies ist eine erfreuliche Nachricht für die Anleger, zumal andere Zentralbanken der Schwellenländer nicht mehr lange auf sich warten lassen dürften. Für die Rentenseite wir aber noch deutlich vorsichtiger. Auch wenn die Fundamentaldaten der Schwellenländer im Allgemeinen solide aussehen, erhalten die Anleihen dieser Länder kräftigen Gegenwind aufgrund des makroökonomischen Umfelds. Im dritten Quartal dieses Jahres kam es erneut zu einem Ausverkauf der Rentenmärkte, flankiert von neuen Höchstständen des US-Dollars. Die Anleihen der Schwellenländer wurden von diesem Sturm mitgerissen. Sowohl die Märkte für Hartwährungs- als auch für Lokalwährungsanleihen verzeichneten das fünfte Quartal in Folge negative Renditen und das kombinierte Anlagesegment (Blend) befindet sich nun in der schlimmsten Phase seines Bestehens. Seit Anfang 2021 hat die Assetklasse 25 Prozent ihres Wertes verloren.

Schwellenländer-Anleihen: Gegenwind durch den starken US-Dollar
Im Umfeld der aufziehenden Rezession in vielen Industrieländern bleiben wir daher auf der Rentenseite konservativ positioniert – mindestens bis zum Jahresende. Unsere defensive Positionierung spiegelt eher das schwierige makroökonomische Umfeld wider, als dass wir uns Sorgen um die Fundamentaldaten und Bewertungen machen. Wir sind uns bewusst, dass viele negative Nachrichten bereits eingepreist sind und die Bewertungen von Schwellenländeranleihen sowohl auf Einzelbasis als auch im Vergleich zu anderen Segmenten des Kreditmarktes zu niedrig sind. Jedoch gehen wir davon aus, dass die Märkte tiefer in den Value-Bereich vordringen und die Preise neu festsetzen werden. Das würde dann die hohe Wahrscheinlichkeit widerspiegeln, dass weitere Zinserhöhungen eine Rezession auslösen werden.

Im Portfolio haben diese Faktoren dazu geführt, dass wir die US-Zinsduration reduziert und die Kreditqualität erneut erhöht haben. Wir konzentrieren uns auf stabile und sichere Carry-Quellen und warten auf bessere Einstiegsmöglichkeiten. Im Fokus stehen hochwertige Investment Grade-Länder wie Uruguay und Katar sowie bestimmte mit BB bewertete Staatsanleihen wie die der Elfenbeinküste. Ausserdem bevorzugen wir weiterhin mit BB bewertete Unternehmensanleihen, die eine attraktive Kombination aus soliden Bilanzen, attraktiven Renditen und kurzer Laufzeit bieten. Bei den Währungspositionen halten wir das aktive Risiko minimal: Der starke US-Dollar bleibt auf kurze Sicht wahrscheinlich ein erheblicher Gegenwind.

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