Zauberlehrlinge sind am Werk
Die Fed dürfte ihren Leitzins bei 4.375% belassen, so zumindest ist die Erwartung des Marktes. Das wird Donald Trump nicht gefallen und er wird erneut an der Unabhängigkeit der Fed pickeln. Dabei muss er nur bis im nächsten Mai warten, wenn er Jerome Powell mit einem ihm hörigen Fed-Präsidenten ersetzen kann. Powell könnte zwar noch weitere zwei Jahr Fed-Governor bleiben, was er sehr wahrscheinlich aber nicht machen wird.
Bereits im Januar 2026 kann Trump eine weitere Position als Governor besetzen, wenn die Amtszeit von Adriana Kugler ausläuft. Die Neuen werden sich dem Willen von Trump beugen. Wie stark sich die anderen dagegen auflehnen werden, wird man sehen. Die bisherigen Erfahrungen mit der Administration, dem Kongress und den Gerichten machen dazu nicht viel Hoffnung. Im Vorfeld der Zwischenwahlen werden die Zinsen in den USA deshalb wohl stark nach unten gedrückt werden. Auch wenn das ökonomisch sogar gerechtfertigt wäre, wird man es als Akt der Unterwürfigkeit anschauen und die Unabhängigkeit der Fed in Frage stellen.
Thomas Stucki, Chief Investment Officer, St.Galler KantonalbankBei der Frage, welche Folgen ein Vertrauensverlust in die Fed haben werden, sind sich die Beobachter ziemlich einig: Der US-Dollar sinkt, die Inflation und die langfristigen Zinsen steigen.
Bei der Frage, welche Folgen ein Vertrauensverlust in die Fed haben werden, sind sich die Beobachter ziemlich einig: Der US-Dollar sinkt, die Inflation und die langfristigen Zinsen steigen. Als Begründung wird auf die Türkei verwiesen, die diese Erfahrung gemacht hat, als Präsident Erdogan die Zinspolitik bestimmte. Die Richtung wird auch für die USA stimmen, wobei das Ausmass deutlich geringer ausfallen wird als in der Türkei. Zum einen sind die US-Märkte grösser und träger, zum andern hat die Fed mehr Möglichkeiten und Mittel als die Türkische Zentralbank, um korrigierend einzugreifen.
Steuerung der Zinskurve als Korrekturelement
Das Senken der Leitzinsen hilft nur den Zinsausgaben des Staates, aber nicht dem Bürger und Wähler, der eine Hypothek braucht. Diese hängt an den langfristigen Zinsen. Der Druck auf die Fed wird deshalb gross sein, die ganze Zinskurve zu steuern, wie es die Bank of Japan lange gemacht hat. Allein die Ankündigung einer Zinskurvensteuerung durch die Fed hätte eine dämpfende Wirkung auf die langfristigen Zinsen. Mit Shortpositionen in den Treasuries auf höhere Zinsen zu wetten, wäre in diesem Fall eine riskante Strategie. Dennoch muss die Fed bereit sein, mit viel Geld Anleihen jeglicher Laufzeiten aufzukaufen. Die Folge ist eine massive Ausweitung der Liquidität im System, was wiederum zusätzlich inflationsfördernd wirkt und weitere Korrekturmassnahmen verlangt. Die Kollateralschäden und Verzerrungen in der Wirtschaft wären auch in den USA gross, wenn diese Politik über eine längere Zeit verfolgt würde.
Wenn in den USA investieren, dann in Aktien
Die Folgen für die Finanzmärkte sind nur schwer abzuschätzen. Wie das Beispiel der Türkei zeigt, müssen eine Abwertung der Währung und ein Anstieg der Inflation für US-Aktien nicht negativ sein. In einem solchen Umfeld kann man in US-Aktien investieren. Allerdings darf man den richtigen Zeitpunkt für einen Verkauf nicht verpassen, bevor die Fed die Notbremse zieht und den Leitzins zur Inflationsbekämpfung massiv anheben muss, wie es 1974 der Fall war. Meiden sollte man dagegen US-Obligationen. Diese verlieren sowohl durch irgendwann doch steigende Zinsen als auch durch den Währungsverlust an Wert. Generell ist es sinnvoll, das Währungsrisiko des US-Dollars abzusichern. Zumindest einen positiven Effekt hat das Ganze: Da die kurzfristigen US-Zinsen gesenkt werden, sinken auch die Kosten für die Währungsabsicherung.