Was Anleger in unruhigen Börsenzeiten beachten sollten

Auch wenn die Aktienkurse über eine längere Zeit fallen, lohnt sich das Verkaufen von Aktien fast nie. Zielführender ist eine ganz andere Strategie.

Über 45 Jahre alt, männlich, verheiratet, mit überdurchschnittlichen Kenntnissen von Finanzmärkten und einem Anlagevermögen von 200’000 US-Dollar: So sieht das Profil des typischen Panikverkäufers an der Börse aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, welche das angesehene Massachusetts Institute of Technology (MIT) publiziert hat. Ebenfalls interessant: Anleger, die 500’000 US-Dollar und mehr in Wertschriften investiert hatten, neigen höchstselten zu Panikverkäufen.

Beispiele wie der Corona-Schock oder die Finanzkrise zeigen, dass sich das sogenannte Market Timing – vor dem Absturz verkaufen und vor der Erholung wieder kaufen – kaum jemandem gelingt.

Karl Flubacher, Anlage-Experte, VZ Vermögenszentrum

Die Forscher haben die Daten von Onlinebrokern zum Verhalten von Anlegern analysiert. Untersucht wurden die Häufigkeit, das Timing und die Länge sogenannter Panikverkäufe. Davon spricht man, wenn Anleger in einer Korrekturphase grosse Positionen abstossen. Die Daten umfassen den Zeitraum von 2003 bis 2015. Somit beinhalten sie auch den Börsencrash während der Finanzkrise. 2008 büssten viele internationale Aktienindizes zwischen 30 und 40 Prozent ihres Wertes ein. Panik ist an den Börsen ein schlechter Ratgeber – auch wenn die Kurse über eine längere Zeit unten zu gehen scheinen. Betrachtet man einen Kurschart über zehn oder 20 Jahre, sind auch grössere Kurseinbrüche wie bei der Finanzkrise 2007/08 kaum noch zu sehen. Auch vergangenes Jahr hätte die Versuchung von Investoren gross sein können, einzelne Titel im Depot zu verkaufen. Allerdings geschieht dies meist zu spät. Wenn die Kurse sich wieder erholen, nimmt man an der Aufwärtsbewegung meistens nicht teil. Denn sowohl für den Ausstieg wie den erneuten Einstieg wird man kaum jemals den perfekten Zeitpunkt finden (siehe Grafik).

Die Erfahrungen der Vergangenheit lehren uns: Oft erholen sich die Märkte relativ schnell wieder von solchen Schwächeanfällen. Ein gutes Beispiel ist der Corona-Schock im März 2020: Innerhalb von nur vier Wochen stürzte der Swiss Market Index um einen Viertel ab – nur, um sich anschliessend fast ebenso rasant wieder zu erholen. Etwas mehr als ein Jahr später notierte der SMI bereits wieder auf einem Höchststand. Beispiele wie der Corona-Schock oder die Finanzkrise zeigen, dass sich das sogenannte Market Timing – vor dem Absturz verkaufen und vor der Erholung wieder kaufen – kaum jemandem gelingt. Das zeigen zahlreiche Untersuchungen. Denn das grundsätzliche Problem ist, dass es sich erst in einer Rückschau sagen lässt, wann ein Tief- oder Höhepunkt erreicht wurde. Anleger, die eine solche Kaufen-und-Halten-Strategie umsetzen möchten, sollten dabei vor allem auf geringe Kosten achten. Denn bei der langfristigen Geldanlage sind die tiefen Gebühren einwichtiger Erfolgsfaktor. Deswegen eignen sich ETF und Indexfonds besonders gut für einen langfristigen Vermögensaufbau.

Hauptbildnachweis: Freepik