Schweizer Ferienwohnungen: Dem Preisboom geht langsam die Luft aus

Gemäss «UBS Alpine Property Focus» haben sich Schweizer Ferienwohnungen letztes Jahr um mehr als 7 Prozent verteuert. Steigende Nutzungskosten, die Normalisierung des Nachfrageverhaltens sowie der zunehmende Zweitwohnungsbestand dürften den grossen Preisauftrieb jedoch dieses Jahr bremsen.

St. Moritz ist die teuerste touristische Destination im Alpenraum. Eine Zweitwohnung im gehobenen Segment kostet dort rund 20’500 Franken pro Quadratmeter. An zweiter und dritter Stelle stehen Flims/Laax sowie Gstaad mit einem Preisniveau von rund 17‘000 Franken pro Quadratmeter, gefolgt von Zermatt, Davos/Klosters, der Jungfrau-Region sowie Andermatt, wo rund 16’000 Franken pro Quadratmeter verlangt werden.

Eine Periode stagnierender Preise zeichnet sich ab.

Maciej Skoczek, UBS-Immobilienökonom

Die Preise für Ferienwohnungen lagen im Durchschnitt aller analysierten Destinationen per 1. Quartal 2023 rund 7 Prozent über den Vorjahreswerten. Den höchsten Anstieg verzeichnete Arosa, wo die Preise in den letzten vier Quartalen fast 20 Prozent in die Höhe schossen und damit mehr als 60 Prozent über dem Niveau von Ende 2019 liegen. Ebenfalls gefragt waren gut erreichbare Standorte wie Hoch-Ybrig, Flims/Laax oder Engelberg, wo die Preise innert Jahresfrist um 15 Prozent zulegten.

Mehr Zweitwohnungen als Folge gestiegener Preise
Die Umwandlung einer Erst- in eine Zweitwohnung bringt einen Mehrwert von 15 bis 20 Prozent im Marktdurchschnitt. Seit Anfang 2020 legte der Bestand an Zweitwohnungen in den analysierten Destinationen um fast 2’500 Einheiten und somit um knapp 2 Prozent zu. Dieses Reservoir an Zweitwohnungen ist noch lange nicht ausgeschöpft. Im Umkehrschluss verknappt dies das Angebot an Erstwohnungen und verschärft den Bevölkerungsschwund in den Tourismusdestinationen.

Weiterer Preisanstieg unwahrscheinlich
Seit Herbst 2022 geht dem Preisboom jedoch langsam die Luft aus. Im Berner Oberland waren die Preise seitdem sogar leicht rückläufig. Maciej Skoczek, Immobilienökonom bei UBS und Hauptautor der Studie, prognostiziert: «In den nächsten Quartalen dürften sich die Preisanstiege auf dem Ferienwohnungsmarkt weiter abschwächen. Eine Periode stagnierender Preise zeichnet sich ab.» Die wichtigsten Nachfragetreiber der Pandemiejahre haben sich als nicht nachhaltig erwiesen. Ferien im Ausland sind wieder so beliebt wie vor der Coronazeit. Hybrides Arbeiten, gepaart mit einer Verlegung des Erstwohnsitzes in den Alpenraum, war eine temporäre Erscheinung. Was nach dem Boom bleibt, sind um gut 20 Prozent höhere Zweitwohnungspreise. Der mittlere Kaufpreis für eine Ferienwohnung beträgt damit aktuell rund 1 Million Franken, was mit den gestiegenen Zinsen ins Geld geht. Die Gesamtkosten beim Erwerb einer durchschnittlichen Wohnung liegen aktuell bei rund 50’000 Franken jährlich – doppelt so hoch wie 2019. Skoczek ergänzt: «Manche Ferienwohnungseigentümer werden den Verkauf in Betracht ziehen, um Kapitalgewinne zu realisieren und zugleich den gestiegenen Kosten zu entkommen».

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