Ist der schwächelnde US-Dollar Beginn eines Trends?
Trotz erkennbarer Parallelen zur Entwicklung unter dem «Plaza-Abkommen» von 1985 scheinen Sorgen vor einem schnellen und kräftigen Einbruch des US-Dollar übertrieben.
90 Prozent sämtlicher Devisentransaktionen werden in US-Dollar abgewickelt, an jedem Handelstag werden etwa 7,5 Billionen US-Dollar an den Währungsmärkten gehandelt und international werden 58 Prozent der Reserven in Dollar gehalten. Der US-Dollar bleibt die wichtigste Weltwährung, befindet sich jedoch derzeit in einer Schwächephase, die an die Zeit des «Plaza-Abkommens» in den 1980er Jahren erinnert.
Xueming Song, Währungsstratege, DWSWir beobachten die Entwicklung des US-Dollars genau, sehen aber momentan noch keine grösseren Risiken für eine massive und schnelle Abwertung.
Bis 1985 hatte der US-Dollar gegenüber allen wichtigen Währungen innerhalb von fünf Jahren um 44 Prozent aufgewertet, angetrieben durch eine straffe Geldpolitik und eine expansive Fiskalpolitik. Dieser Anstieg setzte die US-amerikanische Fertigungsindustrie aufgrund relativ billiger Importe zunehmend unter Druck und trug zu einem wachsenden Haushaltsdefizit bei, das 1984 112 Milliarden US-Dollar erreichte. Als Reaktion darauf wurde 1985 von den G5-Staaten – Frankreich, Deutschland, Grossbritannien, den Vereinigten Staaten und Japan – das Plaza-Abkommen geschlossen, mit dem gemeinsamen Ziel, den US-Dollar zu schwächen und die Binnennachfrage in Japan und Deutschland anzukurbeln. Die Strategie erwies sich als wirksam: Bis Ende 1987 war der Dollar um mehr als 40 Prozent gefallen, während die Deutsche Mark und der Yen deutlich aufgewertet wurden und das US-Haushaltsdefizit bis 1991 auf 30 Milliarden US-Dollar zurückging. Der untenstehende Chart Unser zeigt ein ähnliches Muster bei der bisherigen Abwertung des Dollars in diesem Jahr, das an die erste Phase des «Plaza-Abkommens» von 1985 erinnert.
Parallelen zwischen der Entwicklung des US-Dollar heute und zu Beginn des Plaza-Abkommens von 1985

Es gibt Parallelen zur Vergangenheit, die auf eine anhaltende Abwertung des US-Dollars in den kommenden Jahren hindeuten. Der derzeitige US-Präsident konzentriert sich auf die Stärkung des Verarbeitenden Gewerbes und den Abbau des Handelsdefizits. Gleichzeitig nimmt die politische Unsicherheit zu, und die Zentralbanken reduzieren nach und nach ihre Dollarbestände zugunsten von Gold, dem Euro oder dem chinesischen Renminbi. Unterdessen kurbeln die europäischen Länder ihre eigene Wirtschaft aktiv an. Der aktuelle Trend dürfte jedoch nicht so ausgeprägt ausfallen wie 1985, vor allem weil es keine koordinierten, grenzüberschreitenden Vereinbarungen zur Schwächung der US-Währung gibt. Stattdessen scheint die Verschiebung durch die sich ändernde Stimmung wichtiger Anleger getrieben zu sein, wobei wachsende Zweifel an den USA als sicherem Hafen zu einer Umschichtung von Kapital führen.
«Wir beobachten die Entwicklung des US-Dollars genau, sehen aber momentan noch keine grösseren Risiken für eine massive und schnelle Abwertung», erklärt Xueming Song, Währungsstratege bei der DWS. Der US-Dollar bleibt aufgrund seiner hohen Liquidität, seines Status als meistgehandelte Währung der Welt, der Grösse der US-Wirtschaft sowie der Tiefe und Effizienz seiner Finanzmärkte die unangefochtene Weltwährung. Derzeit gibt es keine realistische Alternative, die ihn ersetzen könnte. Längerfristige Prognosen gehen von einer fortgesetzten Abschwächung der US-Devise aus, jedoch nicht von einer dramatischen Abwertung, die mit der Entwicklung unter dem «Plaza-Abkommen» vergleichbar wäre.