US-Wahlen: Die vielseits erhoffte «blaue Welle» bleibt aus

Noch steht das finale Ergebnis um das Rennen der US-Präsidentschaft nicht fest. Klar ist aber, dass die mancherorts erhoffte und teilweise prognostizierte «blaue Welle» der Demokraten nicht eingesetzt hat.

«So wie sich die Situation im Moment präsentiert, dürften die Demokraten das US-Repräsentantenhaus übernehmen, hingegen ist es ist äusserst unwahrscheinlich, dass sie auch den US-Senat dominieren werden», kommentiert Jim Leaviss von M&G das aktuelle Geschehen in den USA.

Da steuerliche Anreize zur Ankurbelung der Wirtschaft nun voraussichtlich schwieriger umzusetzen sind, dürften im Falle einer erneuten Verlangsamung der US-Wirtschaft – bedingt auch durch die absehbare winterliche COVID-Welle – wiederum geldpolitische Massnahmen in Erwägung gezogen werden.

Die Aktienmärkte sehen sich seit heute Morgen mit viel Unsicherheit konfrontiert. Das Ausbleiben der blauen Welle macht die von Joe Biden propagierte neue Fiskalpolitik oder den in Aussicht gestellten Infrastrukturboom eher unwahrscheinlich.

Jim Leaviss, M&G

Einmal mehr steht damit die Fed im Fokus: zur Disposition stehen von der weiteren Ausweitung der Geldbasis zu (negativen) Zinssenkungen bis hin zur Kontrolle der Zinskurve verschiedene Optionen.

«Wir haben über Nacht eine grosse Rallye der 10- und 30-jährigen Staatsanleihen beobachtet, zum Teil auch in Erwartung einer geringeren fiskalischen Expansion. Offenbar werden Staatsanleihen ihrem Ruf als sichere Häfen gerecht, insbesondere da sich weiterhin eine hohe Volatilität um das Gesamtergebnis zeigt. Auch deutsche Bundesanleihen bieten sich heute Morgen vor diesem Hintergrund als sichere Anlage an», zeigt sich Leaviss überzeugt. Er erwartet überdies keine grossen Bewegungen an den Kreditmärkten auf der Grundlage von Aktienterminkontrakten, obwohl US-amerikanische Öl-, Schiefer- und Gesundheitsunternehmen davon profitieren könnten. Das sind genau die Branchen, in denen es für die Demokraten jetzt schwieriger sein wird, aus ordnungspolitischer Sicht nach vorne zu drängen, falls sie gewinnen.

Auch die Rücknahme der Körperschaftssteuersenkung, die von Beobachtern erwartet wurde, dürfte sich nicht manifestieren, obwohl sie Aktieninvestments begünstigt hätte.

Jim Leaviss, M&G