ESG-Anforderungen machen auch vor der Versicherungsbranche nicht halt

Die Bedeutung von ESG-Kriterien nimmt im Versicherungsmarkt deutlich zu und wird zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor bei der Kundengewinnung. Das zeigt eine neue Studie unter dem Titel «Relevanz von ESG im Versicherungsmarkt».

80% der Kunden wünschen sich mehr Informationen über nachhaltige Produkte ihrer Versicherer, jeder zweite Befragte will ESG-Kriterien bei der Auswahl des Versicherers berücksichtigen. Während die breite Mehrheit der Kunden ein nachhaltiges Angebot von Versicherern einfordert, ist die Zahlungsbereitschaft dafür noch gering. Zwar sind 61% der Befragten grundsätzlich bereit, mehr Geld für nachhaltige Versicherungsprodukte ausgeben. Bei einer Versicherungsprämie von 100 Schweizer Franken im Jahr würden aber 20% einen Aufpreis von höchstens 1 bis 3 Schweizer Franken in Kauf nehmen. Immerhin noch 19% würden 4 bis 6 Schweizer Franken mehr ausgeben, 10% würden 7 bis 9 Schweizer Franken zusätzlich bezahlen. Einen Aufpreis von 10 Schweizer Franken oder mehr würden 12% der Befragten akzeptieren.

Hohe Erwartungen, wenig Aufklärung
«Wir beobachten im Versicherungsmarkt derzeit eine Entwicklung, die wir aus dem Automobilsektor und der Energiebranche kennen: ESG wird für die Kunden zu einer Selbstverständlichkeit, die sie schlicht voraussetzen», sagt Dr. Gero Matouschek, Studienautor und Partner bei Strategy& Deutschland. «Die besten Ertragsmöglichkeiten für Versicherer liegen daher in einem breiten Produktportfolio mit fest integrierten Nachhaltigkeitsprinzipien, das darüber hinaus durch relevante ESG-spezifische Zusatzangebote ergänzt wird. Heutige Kunden wünschen sich mehr als nur ein Nachhaltigkeitssiegel – sie erwarten ein nachhaltiges Angebot von einem nachhaltigen Unternehmen. Die Versicherungsunternehmen sollten in ihrer Vertriebskommunikation und ihrem Beratungsansatz systematisch auf die veränderte Erwartungshaltung eingehen.»

Dafür ist Aufklärung nötig: 78% der Kunden haben entweder noch nie von ESG gehört oder kennen keine näheren Details zu diesem Thema. Mit 85% verfügt die grosse Mehrheit der Kunden über keine Kenntnisse zu Nachhaltigkeitsinitiativen ihrer Versicherer. Keiner der Befragten wurde aktiv über nachhaltige Produkte informiert. Mehr als die Hälfte setzt ESG schlicht mit ökologischer Nachhaltigkeit gleich.

Versicherer müssen ESG viel stärker vorantreiben
«Versicherer müssen das Thema ESG zukünftig viel stärker in ihrem Unternehmen verankern. Dafür reicht es nicht allein aus, mehr nachhaltige Produkte und Services anzubieten, sondern es ist ebenso ausschlaggebend, sich als nachhaltig agierende Organisation zu positionieren, um so von potenziellen Kunden wahrgenommen zu werden. Aufklärung über soziale und ökonomische Nachhaltigkeitsaspekte der eigenen Produkte und des Unternehmens birgt für Versicherer somit ein starkes Differenzierungspotenzial. Das geht aber nur mit einem Management, das die ESG-Agenda mit Nachdruck vorantreibt und das Thema holistisch im gesamten Unternehmen und über alle Bereiche hinweg fest verankert», sagt Dr. Utz Helmuth, Director bei Strategy& Schweiz.

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