Frauensport wird entscheidender Wachstumstreiber in der Sportbranche

Nach knapp drei Jahren Pandemie blickt die Sportbranche optimistisch in die Zukunft, wie die neue «Global Sports Survey» von PwC zeigt. Demnach erwarten die Studienteilnehmenden in den nächsten drei bis fünf Jahren ein Umsatzwachstum von 6,6%.

Damit zeigen sie sich deutlich optimistischer als in den Vorjahren, was veranschaulicht, dass die Sportindustrie die Pandemie besser als erwartet gemeistert hat. In Europa verhalten sich die Befragten jedoch eher zögerlich, während der Mittlere Osten und Nordamerika viel Investitionsappetit zeigen und damit auch ein stärkeres Wachstum antizipieren. Insbesondere im Bereich der Medienrechte und Sportwetten erwarten die Teilnehmenden ein erhebliches Wachstum von über 6,7%.

Die grössere mediale Aufmerksamkeit steigert das Interesse der Fans und lockt Investoren an. Dies ist essenziell, um den Frauensport voranzubringen.

Shin Szedlak, Manager Sports Advisory, PwC Schweiz

Über 83% erwarten ausserdem, dass institutionelle Investitionen in den kommenden Jahren zunehmen werden. Diese Erwartungen bestätigen mehrere hochkarätige Deals in den europäischen Fussballigen. Allerdings stellt dies die Sportorganisationen auch vor ein Dilemma: Sie müssen abwägen, wie viel Kontrollverlust ihnen die zusätzlichen finanziellen Ressourcen wert sind. Denn 74% der Teilnehmenden sagen aus, dass die Ziele der Investoren und der Organisationen nicht immer übereinstimmen.

Medienberichterstattung spielt entscheidende Rolle für den Frauensport
Die Fussball-EM und die Rugby-WM der Frauen haben dem Frauensport 2022 zu einem Durchbruch verholfen und das Interesse zahlreicher Fans und Investoren geweckt. Über 70% der Umfrageteilnehmenden erwarten für die nächsten drei bis fünf Jahre ein Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich. Dabei spielen die Medien eine fundamentale Rolle. Die Hälfte der Befragten nennt die breitere Berichterstattung als wirkungsvollstes Instrument, um den Frauensport zu fördern. Und knapp 40% sagen aus, dass Medienunternehmen die grössten Treiber des Erfolgs sind (vor Sportverbänden (38%) und Ligen- /Wettkampforganisatoren (36%). «Die Ergebnisse zeigen das Potenzial der Medien. Eine stärkere Berichterstattung ist ein entscheidender Katalysator», erklärt Shin Szedlak, Manager Sports Advisory bei PwC Schweiz. «Die grössere mediale Aufmerksamkeit steigert das Interesse der Fans und lockt Investoren an. Dies ist essenziell, um den Frauensport voranzubringen.»

Es ist enorm wichtig, dass der Frauensport nicht auf eine ‘weibliche Version des Männersports’ reduziert wird.

Shin Szedlak

Neben den Medien sehen die Befragten auch Brands in der Pflicht, langfristige Engagements mit Ligen und Athletinnen einzugehen. Doch auch die Sportler selbst spielen eine fundamentale Rolle, um das wirtschaftliche Interesse von möglichen Investoren zu steigern und die Gleichberechtigung bezüglich Preisgeld und Lohn zu fördern. Investoren sind primär am Frauensport interessiert, weil sie dadurch Zugang zu einer neuen Kundengruppe erschliessen können und sich Investitionen positiv auf ihre Marke auswirken (je 42%). «Es ist enorm wichtig, dass der Frauensport nicht auf eine ‘weibliche Version des Männersports’ reduziert wird», so Szedlak. «Vielmehr bietet der Frauensport mit einer eigenen Identität eine Art weisse Leinwand mit einem enormen Potenzial für innovative und progressive Formate.»

Fan-Daten sind die neue Währung für Markenpartnerschaften
Sportunternehmen gewichten den Wert von Fan-Daten zunehmend höher. Sie haben erkannt, dass Authentizität und Nähe in der digitalen Welt unabdingbar sind. Infolge dieser Entwicklungen glauben auch 76% der Teilnehmenden, dass grosse Tech-Player wie Apple oder Amazon in den nächsten drei bis fünf Jahren den zunehmend verschärften Kampf um Sportmedien und Übertragungsrechte gewinnen werden. Dank ihrer enormen finanziellen Ressourcen können sie experimentelle und komplett neuartige Ansätze verfolgen, die das Monetarisierungsmodell traditioneller Sender durcheinanderbringen und zu einschneidenden Veränderungen führen können.

Web3 und Smart Stadia – Digitalisierung rückt auch im Sport voran
Obwohl einige Unternehmen blockchainbasierte Geschäftsmodelle ausprobieren, verhalten sich die meisten Firmen zögerlich. Nur 26% der Teilnehmenden verfügen bereits über eine Web3-Strategie. Das wirtschaftliche Potenzial von Web3 ist noch nicht vollständig klar, aber die Sportindustrie sollte die Möglichkeit nutzen, um die junge technologisch versierte Generation zu erreichen. Die Befragten sehen die grössten Chancen in Collectibles (41%), Blockchain-Gaming und Virtual Experience wie Metaverse, AR und VR (je 36%). Doch noch verhindern fehlendes technischen Know-how sowie mangelnde finanzielle Ressourcen die Implementierung im grossen Stil. Eine weitere Entwicklung sind sogenannte Smart Stadia, also mit neuster Technologie ausgestattete Sportstadien. Diese ermöglichen nicht nur ein besseres Fanerlebnis und eine effizientere Besucherkontrolle, sondern bieten für die Mehrheit der Teilnehmenden vor allem eine verbesserte kommerzielle Möglichkeit, Fandaten zu sammeln und zu analysieren. Doch auch in diesem Bereich stehen viele Unternehmen noch vor der Herausforderung, mithilfe von Daten zusätzliche Einnahmen zu generieren. Weniger als zwei Drittel der Befragten sagt, dass sie durch das Erfassen der Fandaten eine positive Kapitalrendite generieren können. Für viele Sportorganisationen lohnen sich Investitionen in Smart Stadia aufgrund der aktuellen Kosten und Risiken deshalb noch nicht.

Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit setzen Sportunternehmen unter Druck
Auch die Sportwelt kann sich dem zunehmenden gesellschaftlichen Druck nach mehr Nachhaltigkeit nicht entziehen. Insbesondere der Nachhaltigkeit bei Sportanlässen messen die Teilnehmenden eine hohe Bedeutung bei. Die wirkungsvollsten Massnahmen sind für sie die Reduktion des CO2-Fussabdrucks des Anlasses sowie eine nachhaltige und langfristige Nutzung der Anlagen über den Event hinaus. Die Nachhaltigkeitsbestrebungen sind gerade im Angesicht des zunehmenden Aktivismus von Athleten und Erwartungen der Fans entscheidend für Unternehmen.

Die detaillierte «Global Sports Survey» von PwC findet sich hier.

Hauptbildnachweis: Rugby World Cup Limited