Credit Suisse: Stunde der Abrechnung an der Generalversammlung
Der Gang an die gestrige Generalversammlung der Credit Suisse im Züricher Hallenstadion dürfte namentlich für Axel P. Lehmann sowie für Ulrich Körner schwierig gewesen sein. Erwartungsgemäss haben sich zahlreiche Aktionäre mir kritischen Voten zu Wort gemeldet. Die beiden Protagonisten haben ihre Aufgabe allerdings respektvoll und mit der erforderlichen Demut gemeistert.
Eines gleich vorweg: Ich werde an dieser Stelle nicht über die gestrigen Abstimmungsergebnisse an der Generalversammlung der Credit Suisse im Züricher Hallenstadion berichten. Genaueres über die teilweise durchzogenen Resultate wurden bereits gestern in verschiedenen Live-Tickern vermeldet – eine Übersicht wurde heute Morgen in diesem Medium publiziert. Vielmehr möchte ich ein Stimmungsbild der beiden wichtigsten Protagonisten, namentlich des Chairman der Credit Suisse, Axel P. Lehmann, sowie von CEO Ulrich Körner zeichnen.
Reto Giudicetti, The OnlinerAxel P. Lehman und Ulrich Körner mögen als die letzten beiden bekannten Bank-Manager einer über Jahre heruntergewirtschafteten Schweizer Grossbank in die helvetische Wirtschaftsgeschichte eingehen, nicht aber als die ursächlichen Totengräber der Credit Suisse.
Ersterer hat in Anbetracht des denkwürdigen Tages – der letzten ordentlichen Generalversammlung der Credit Suisse in der Geschichte des Schweizer Finanzplatzes – souverän und unaufgeregt durch die gestrige Veranstaltung geführt. Insbesondere seine Repliken auf die zahlreichen Wortmeldungen enttäuschter, kritischer oder erzürnter Aktionäre fielen höflich und verständnisvoll aus. Axel P. Lehman hat durch seine bedachtsame Wortwahl die wiederholte Kritik an einer abgehobenen und wenig empathischen Manager-Gilde zumindest etwas entkräftet. Gleiches gilt für Ulrich Körner, der einzelne Fragen, die aus dem Plenum direkt an ihn gerichtet wurden, freundlich beantwortete. Die Aktionäre vor Ort oder die Zuschauer am Live Stream der Veranstaltung dürften punktuell ein gewisses Bedauern für die beiden entwickelt haben – so auch der Autor dieses Beitrags – obwohl sie letztlich fürstlich für ihr grandioses Scheitern entlohnt worden sind.
Dennoch gilt es einmal mehr festzuhalten: Axel P. Lehman und Ulrich Körner mögen als die letzten beiden bekannten Bank-Manager einer über Jahre heruntergewirtschafteten Schweizer Grossbank in die helvetische Wirtschaftsgeschichte eingehen, nicht aber als die ursächlichen Totengräber der Credit Suisse. Die ultimative Verantwortung für den unrühmlichen Untergang der Bank tragen, allen Fehlern, die dem amtierenden Präsidenten oder CEO angelastet werden können, andere. In der (moralischen) Pflicht stehen namentlich der ehemalige Verwaltungsrat unter der (Nicht-)Führung von Urs Rohner und seinem Vize-Präsidenten Severin Schwan. Gleiches gilt für die anderen Verwaltungsräte der Bank, die sich inzwischen ebenfalls, und mit vollen Taschen, aus ihren Ämtern verabschiedet haben. Die Geschichte lehrt uns allerdings, dass sich Verantwortungsträger in der Öffentlichkeit zwar wegducken und abtauchen können. Der morgendliche Blick in den Spiegel – und das ungute Gefühl falsch gehandelt zu haben – bleibt ihnen aber nicht erspart.