Die Credit Suisse richtet langfristige Investmenttrends auf die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung aus
Die Credit Suisse hat ihre langfristigen Anlagetrends aktualisiert und mit den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen (UN) verknüpft. Sie kündigt in diesem Zusammenhang überdies an, «den Anlagezweck in den Vordergrund zu stellen». (Anmerkung der Redaktion: Wie bitte? Sollte das nicht eine Selbstverständlichkeit sein)?
Vor vier Jahren lancierte die Credit Suisse ihre Supertrends, um Anleger bei der Ausrichtung auf mehrjährige gesellschaftliche Trends zu unterstützen, bei denen man von rasch wachsenden Investmentopportunitäten ausgeht. Jeder dieser Anlagetrends identifiziert Chancen auf überdurchschnittliche Entwicklungen infolge eines gesellschaftlichen Wandels. Die Coronavirus-Pandemie hat sich als äusserst disruptives Ereignis erwiesen. In bestimmten Bereichen, etwa dem Technologiesektor, treibt sie die Entwicklung voran, auf anderen Gebieten – darunter Armutsbekämpfung, Gesundheit, Bildungsqualität und Gleichbehandlung der Geschlechter – macht sie hart erarbeitete Fortschritte wieder zunichte. Die Pandemie hat auch die Bedeutung der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung als Leitprinzipien für die wirtschaftliche Aktivität und Entwicklung, für die Zusammenarbeit zwischen Regierungen sowie in den internationalen Beziehungen erhöht.
Michael Strobaek, Global Chief Investment Officer, Credit SuisseRegierungen, Unternehmen und Bürger müssen sich nun die Frage stellen, wie sie die Welt nach der Krise besser wiederaufbauen (Build Back Better) können.
Die 2017 erstmals vorgestellten langfristigen Anlagetrends verfolgen folgende Kernaspekte:
- «Klimawandel – hin zu einer treibhausgasfreien Wirtschaft» (ausgerichtet auf sechs SDGs): Der Supertrend «Klimawandel» konzentriert sich auf die Dekarbonisierung der Wirtschaft zur Umsetzung ambitiöser Vorgaben für die Emission von Treibhausgasen. Positive Auswirkungen auf das Leben an Land und unter Wasser und gesunde Gemeinschaften sind die Folge.
Kernideen: Führende Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien (z. B. Wind- bzw. Solarenergie, Wasserkraft) und in anderen Technologien zur CO2-freien Stromerzeugung sowie Anbieter von Stromspeichertechnologien. Energieunternehmen, welche die Quadratur des Kreises schaffen, indem sie ihre Treibhausgasemissionen senken und zugleich ihre Dividendenrenditen aufrechterhalten können. Anbieter von Technologien zur Kohlendioxid-Abscheidung und Unternehmen, die an der Kapazitätserweiterung von blauem und grünem Wasserstoff beteiligt sind. Transportunternehmen, die sich zu einer deutlichen CO2-Reduzierung verpflichtet haben. Fleischverarbeitungsbetriebe mit geringen Treibhausgasemissionen und Anbieter von pflanzenbasierten Lebensmitteln. - «Infrastruktur – Lücken schliessen» (ausgerichtet auf sieben SDGs): Infrastrukturausgaben spielen eine zentrale Rolle in den Konjunkturpaketen, die Regierungen weltweit auflegen, um ihre Volkswirtschaften nach der Corona-bedingten Rezession wieder anzukurbeln. Bei den staatlichen Infrastrukturprojekten hat sich der Fokus auf Investitionen in nachhaltige Infrastruktur verlagert. Dies, weil die Länder ihre Wirtschaft ökologischer gestalten und den Aufbau einer klimaresistenten Infrastruktur verstärkt fördern wollen, um ihre Infrastrukturinvestitionen vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Kernideen: Die Industrie- und Schwellenländer arbeiten bereits an Investitionen in nachhaltige Infrastrukturanlagen für Verkehr, Energie und Telekommunikation. In den USA sieht das Förderpaket umfangreiche Ausgaben für den Bau von Verkehrssystemen, 5G-Netzen sowie energieeffizienten und intelligenten Gebäuden vor. Dies dürfte Bauunternehmen und Infrastrukturbetreibern zugutekommen.
- Der Supertrend «Besorgte Gesellschaften – integrativer Kapitalismus» (ausgerichtet auf acht SDGs) sucht nach Lösungen für die Chancengleichheit. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der erschwinglichen Deckung menschlicher Grundbedürfnisse wie Wohnraum, Bildung, Gesundheit und persönlicher Sicherheit sowie einer menschenwürdigen Arbeit inmitten sich verändernder Arbeitsmärkte. Die Pandemie zog zusätzliche wirtschaftliche Herausforderungen und Veränderungen nach sich, sodass die Arbeitsplatzsicherheit, die steigenden Bildungskosten, die wachsenden Gesundheitsausgaben sowie die persönliche und öffentliche Sicherheit für viele Menschen weltweit zu den wichtigsten Themen zählen. Der private Sektor einschliesslich der Anleger kann hier wirkungsvolle Lösungen bieten, die nicht zwingend höhere Staatsausgaben erfordern, sondern die richtigen Anreize und Partnerschaften. Kernideen: Anbieter von Lösungen zur Kostensenkung bei grundlegenden Bedürfnissen wie Gesundheit, Wohnraum, Bildung und vollwertige Nahrung. Anbieter von Umschulungs- oder Aus- und Weiterbildungsprogrammen, da sich die Anforderungen an Qualifikationen und Kompetenzen grundlegend ändern. Anbieter von Lösungen zur Verbesserung der Sicherheit und des Schutzes der Bürger – einschliesslich der Prävention von Pandemien.
- Der Supertrend «Technologie im Dienste der Menschheit» (ausgerichtet auf sechs SDGs) ist wesentlich für zahlreiche Fortschritte in der Umsetzung der SDGs. Die «berührungslose Wirtschaft» stellt die nächste Herausforderung dar, da die physische Interaktion bei der Arbeit, in der Freizeit und bei der Kommunikation der Menschen während der Pandemie drastisch zurückgegangen ist. Dies deutet darauf hin, dass der Stellenwert von digitalem Geld in Zukunft weiter zunehmen wird. Kernideen: Software-, IT-Dienstleister und Plattformunternehmen, welche die «berührungslose Industrie» beliefern und Basistechnologien für digitale Zahlungen, künstliche Intelligenz (KI), Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) sowie Industrieautomatisierungsprozesse bereitstellen. Anbieter von KI-Lösungen und -Dienstleistungen, für den Einsatz in so unterschiedlichen Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder in der Bildung.
- Im Mittelpunkt des Supertrends «Silver Economy – in den demografischen Wandel investieren» (ausgerichtet auf fünf SDGs) steht die Prognose, dass sich der Anteil der Senioren an der Weltbevölkerung bis 2050 auf mehr als zwei Milliarden verdoppelt. Diese demografische Verlagerung schafft Nachfrage, aber auch Herausforderungen, die innovative Lösungen im Gesundheits- und Versicherungswesen sowie an den Konsumenten- und Immobilienmärkten erfordern. Die pandemiebedingten Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung dürften auch andere Forschungsaktivitäten bei besonders komplexen Erkrankungen wie Krebs und Erkrankungen des Nervensystems vorantreiben. Kernideen: Biopharmazeutik-, Medizintechnik- und Life-Science-Anbieter, die sich mit innovativen Produkten wie beispielsweise Immuntherapien oder Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten für ältere Menschen befassen. Anbieter und Betreiber von Seniorenwohnungen, Managed-Care-Organisationen und Telemedizinanbieter, die Patienten die effizienteste Gesundheitsversorgung vermitteln. Kranken- und Lebensversicherer, private Vermögensberater und Vermögensverwalter mit starker Preissetzungsmacht.
- Die Credit Suisse erwartet überdies , dass die Digitalisierung den Wandel künftig in immer mehr Sektoren dominieren wird. Durch den Einfluss der jüngeren Generation dürften zudem Nachhaltigkeitsfragen und verantwortungsbewusster Konsum weiter an Bedeutung gewinnen. Deshalb bezieht die Bank in diesem Jahr auch die Bereiche regenerative Landwirtschaft und Biodiversität in den Supertrend «Werte der Millennials» (ausgerichtet auf sechs SDGs) ein. Kernidee: Unternehmen, die den Werten der grün eingestellten Millennials in Bereichen wie dem Schutz der Biodiversität und des Klimas, gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmitteln, nachhaltigem Konsum, Produktion und sauberer Energie entsprechen. Digitale Plattformen weltweit, die Bereiche wie Shopping, Werbung, Medien und derzeit die Finanzbranche umwälzen. Unternehmen, die den Ansprüchen der Millennials an Spass, Gesundheit und Freizeit entsprechen und sich auf die Schwellenmärkte sowie auf globale wie auch chinesische (inländische) Marken ausrichten.
Der aktuelle Supertrends-Bericht der Credit Suisse findet sich hier.