Lohnerhöhung: Wer nicht fragt, geht leer aus
Eine aktuelle Gehaltsumfrage des Schweizer Personalvermittlers Robert Walters zeigt, wie Gehaltserhöhungen von Fachkräfte im neuen Jahr gehandhabt werden. Senior Managerin Charlotte Jacobs erläutert die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage.
Eine aktuelle Gehaltsumfrage des Schweizer Personalvermittlers Robert Walters zeigt, dass kaum 34 Prozent der Schweizer Arbeitnehmer im vergangenen Jahr spontan eine Lohnerhöhung von ihrem Arbeitgeber erhalten haben. 7 Prozent mussten Eigeninitiative an den Tag legen, während 11 Prozent erst den Arbeitgeber wechseln mussten, um eine Erhöhung zu erhalten. Jeder Dritte hat nicht um eine Lohnerhöhung gebeten und daher nichts erhalten, während 14 Prozent ihre Bitte abgelehnt sahen. «Im vergangenen Jahr haben wir festgestellt, dass viele Arbeitgeber eher reaktiv als proaktiv gehandelt haben», sagt Charlotte Jacobs, Senior Managerin bei Robert Walters. «Wenn die Unternehmen jedoch ihre besten Talente halten wollen, müssen sie mehr darauf achten, die Mitarbeiter zu belohnen und wertzuschätzen, ohne dass sie selbst darum bitten müssen.»
Charlotte Jacobs, Senior Managerin, Robert WaltersWenn die Unternehmen ihre besten Talente halten wollen, müssen sie mehr darauf achten, die Mitarbeiter zu belohnen und wertzuschätzen, ohne dass sie selbst darum bitten müssen.
Kaum die Hälfte ist mit dem aktuellen Gehalt zufrieden
Die gleiche Umfrage zeigt, dass nur 4 Prozent der Arbeitnehmer in der Schweiz mit ihrem derzeitigen Gehalt einschliesslich der Zusatzleistungen «sehr zufrieden» sind. 30 Prozent bezeichnen sich als «zufrieden», sehen aber Verbesserungsmöglichkeiten. Etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) ist «neutral», während 36 Prozent «unzufrieden» sind, weil sie das Gefühl haben, dass ihr Lohnpaket nicht ihren Erwartungen oder den Marktstandards entspricht. «Ein wettbewerbsfähiges Gehaltspaket ist nicht länger ein Nice-to-have, sondern ein Muss», betont Charlotte Jacobs. «Die Arbeitgeber müssen verstehen, dass Unzufriedenheit mit dem Gehalt schnell zu einem Verlust von Talenten führen kann. In der Tat erwägen 46 Prozent der befragten Fachkräfte einen Jobwechsel, wenn sie in den nächsten 12 Monaten keine Gehaltserhöhung erhalten.»
Erwartungen für 2025
Robert Walters untersuchte auch die Erwartungen in Bezug auf die Gehaltsentwicklung. Und diese fallen hoch aus: 73 Prozent der befragten Fachkräfte sind optimistisch und erwarten 2025 eine Gehaltserhöhung. Jeder Vierte (24 Prozent) hofft auf eine moderate Erhöhung von 1 bis 5 Prozent, während 13 Prozent eine Erhöhung von 6 bis 10 Prozent anstreben. 14 Prozent strebt eine grössere Erhöhung von 11 Prozent oder mehr an. Jeder Fünfte ist jedoch weniger zuversichtlich und hält es für unwahrscheinlich, dass er im kommenden Jahr eine Gehaltserhöhung erhält. «Gehaltserhöhungen sind zwar nach wie vor wichtig, aber sie sind nicht der einzige Faktor für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz“, sagt Charlotte Jacobs. «Fachkräfte schätzen das Gesamtpaket: ein wettbewerbsfähiges Gehalt und die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, kombiniert mit der Übereinstimmung mit den Werten des Unternehmens, einem angemessenen Arbeitsinhalt, Wachstumsaussichten, Zugänglichkeit und einem effektiven Management.»
Was werden die Arbeitgeber tun?
Mehr als die Hälfte der Arbeitgeber (51 Prozent) sind der Meinung, dass ihre Mitarbeitenden mit dem derzeitigen Gehaltspaket zufrieden sind, während 30 Prozent vom Gegenteil überzeugt sind. Trotz dieser Wahrnehmungen planen 74 Prozent der Arbeitgeber dieses Jahr eine Gehaltserhöhung. Um die Mitarbeiter bei Laune zu halten, haben die Arbeitgeber im letzten Jahr auch zusätzliche Leistungen eingeführt, wie z.B. ein (optimiertes) Bonussystem, Aktien des Unternehmens, zusätzliche Urlaubstage oder externe Weiterbildungsmöglichkeiten. «Es ist positiv zu sehen, dass Arbeitgeber in zusätzliche Leistungen investieren, aber das sollte kein Ersatz für ein wettbewerbsfähiges Gehalt sein“, mahnt Charlotte Jacobs. «Ein gutes Gesamtpaket kombiniert ein wettbewerbsfähiges Gehalt mit Zusatzleistungen, die den Bedürfnissen der Mitarbeiter entsprechen.»