Wissenslücken in der Vorsorge gefährden die finanzielle Sicherheit im Alter

Das Interesse der Schweizer Bevölkerung an der Altersvorsorge ist hoch, das Wissen darüber jedoch lückenhaft. Das zeigt eine neue Studie der Hochschule Luzern. Das verunmöglicht fundierte Vorsorgeentscheidungen. Die Lösung: Mehr unabhängige Beratung.

Zwar beschäftigen sich 74 Prozent der Befragten mit der beruflichen Vorsorge, doch nur ein Bruchteil verfügt über fundierte Kenntnisse. Während beim allgemeinen Finanzwissen noch 19 Prozent der Befragten alle Antworten richtig beantworten konnten, war es beim Vorsorgewissen nur noch 1 Prozent. 4 Prozent konnten keine einzige Vorsorgefrage korrekt beantworten. Besonders problematisch: Viele sind sich ihrer Wissenslücken nicht bewusst – ein Risiko für Fehlentscheidungen bei der persönlichen Vorsorgeplanung. «Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Eigenverantwortung und Bildung in Finanz- und Vorsorgethemen noch stärker gefördert werden müssen», sagt Yvonne Seiler Zimmermann, Studienleiterin und Dozentin an der Hochschule Luzern. «Wer seine Wissenslücken nicht kennt, kann keine fundierten Entscheidungen treffen. Genau hier braucht es bessere Aufklärung und unabhängige Beratung.»

Skepsis gegenüber dem System
Die Studie zeigt zudem ein tiefes Vertrauen in das Vorsorgesystem: 62 Prozent der Befragten zweifeln daran, mit der AHV- und Pensionskassenrente den gewohnten Lebensstandard halten zu können. Trotzdem sind die Befragten in der privaten Vorsorge eher risikoavers: 56 Prozent sparen in der Säule 3a mittels eines Sparkontos, lediglich 12 Prozent investieren in einen Fonds mit einem Aktienanteil von mehr als 50 Prozent.

Viele Menschen wünschen sich Unterstützung – gerade bei Fragen zur Kapitalbezugsform oder zu freiwilligen Einkäufen. Dieses Bedürfnis muss ernst genommen und bedient werden.

Jörg Odermatt, Verwaltungsratspräsident und Gründer von PensExpert

Die Risikoneigung spielt auch bei der Entscheidung, wie das Vorsorgevermögen bezogen werden soll, eine wichtige Rolle. Frauen und weniger risikofreudige Personen tendieren eher zur Rente, während Männer und risikofreudigere Versicherte das Kapital bevorzugen. Insgesamt bevorzugt aber die Mehrheit der Befragten eine Kombination aus Rente und Kapital. Denn auch Faktoren wie die Lebenserwartung und die familiäre Situation können ausschlaggebend sein.

Hoher Bedarf an Beratung
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist der grosse Wunsch nach professioneller Unterstützung: 88 Prozent der Befragten stufen eine Beratung zur Altersvorsorge als wichtig oder sehr wichtig ein. Besonders gefragt sind unabhängige Finanzplaner, gefolgt von Vorsorgeeinrichtungen und Banken. «Die Resultate zeigen klar: Unabhängige Beratung stärkt das Vertrauen und führt zu besseren Entscheidungen», betont Jörg Odermatt, Verwaltungsratspräsident und Gründer von PensExpert. «Viele Menschen wünschen sich Unterstützung – gerade bei Fragen zur Kapitalbezugsform oder zu freiwilligen Einkäufen. Dieses Bedürfnis muss ernst genommen und bedient werden.» Ohne gezielte Anstrengungen in der Wissensvermittlung drohen Fehlentscheidungen, Vorsorgelücken und eine ungenügende Absicherung im Alter. Doch nicht nur die Politik und die Vorsorgeeinrichtungen sind gefordert – auch die Versicherten sind in der Pflicht, sich frühzeitig und aktiv mit ihrer Vorsorge auseinanderzusetzen, um den finanziellen Spielraum im Alter zu sichern.

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