Nach COP27 wird Reformbedarf deutlich

Unbestritten blieb die diesjährige Weltklimakonferenz, COP27, hinter vielen Erwartungen zurück. Im Ergebnis stand der zweiwöchige Gipfel ganz im Zeichen des Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden. Der Fokus auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen zur Erreichung des 1,5 Grad Ziels rückte in den Hintergrund und deutlichere Selbstverpflichtungen für den Ausstieg aus der Nutzung von Kohle und anderen fossilen Brennstoffen blieben aus.

Der diesjährige Weltklimagipfel hat vor allem gezeigt, dass die Finanzierung der Auswirkungen des Klimawandels nur verbessert werden kann, wenn Reformen zur Straffung der COP-Verhandlungen erfolgen und öffentliche Institutionen wie z.B. die Weltbank reformiert werden.

Die derzeitigen Finanzmittel, die für die Anpassung der Entwicklungsländer an den Klimawandel verwendet werden sollen, sind weiterhin enttäuschend.

Michael Lewis, Head of ESG Research, DWS

Im Detail:

  • Mit der Einigung auf einen Ausgleichsfonds für Klimaschäden wurde eine zentrale Säule der Klimafinanzierung für Entwicklungsländer geschaffen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um den zunehmenden Risiken im Zusammenhang mit extremen Wetterereignissen Rechnung zu tragen, welche durch die beschleunigte Erderwärmung wahrscheinlich noch verstärkt werden. Nach COP27 muss es nun darum gehen, klare Antworten auf die schwierigen Fragen zu finden, wie der Fonds arbeiten wird und wieviel die Geberländer einzahlen werden. Dies sollte im nächsten Jahr geklärt werden und der Fokus hoffentlich wieder stärker auf der Emissionsreduzierung liegen.
  • Die derzeitigen Finanzmittel, die für die Anpassung der Entwicklungsländer an den Klimawandel verwendet werden sollen, sind weiterhin enttäuschend. Denn die hierfür von den Geberländern angestrebten 100 Milliarden US-Dollar werden wahrscheinlich erst im nächsten Jahr erreicht – drei Jahre später als ursprünglich geplant.
  • Gegenstand der diesjährigen COP-Diskussionen war auch die Verbesserung der Bedingungen für Investitionen aus dem Privatsektor. Vorschläge zur Reform der Weltbank und des IWF sowie Schritte zur Freisetzung von Kapital der multilateralen Entwicklungsbanken müssen nun umgesetzt werden, um das Investitionsrisiko für Investoren aus dem Privatsektor zu verringern.
  • Unternehmen erkennen zunehmend, dass ihre Lieferketten bis zu 80 Prozent der gesamten Klimaauswirkungen ausmachen können. Investitionslösungen zur Behebung dieses Problems rücken immer mehr in den Fokus der Investoren, um solche Unternehmen gezielt zu unterstützen. Insbesondere multinationale US-Konzerne haben zusätzliche Schritte unternommen, um ihre Scope-3-Emissionen zu reduzieren.
  • Grössere Anstrengungen sind künftig auch erforderlich, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, wobei der Zusammenhang zwischen Klima, Wasser und Land berücksichtigt werden muss. Mit der Veröffentlichung des Berichts der Sustainable Markets-Initiative Agribusiness Task Force über die Skalierung der regenerativen Landwirtschaft ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung gegangen worden.

Ausblick auf COP28
Wir glauben, dass COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten das Potenzial haben könnte, einen neuen innovativen Geist zur Bewältigung der Klimaherausforderungen zu schaffen. Die Emirate als Gastgeberland 2023 könnten wichtige Impulse dafür liefern. Denn sie setzen sich für eine klimafreundliche Landwirtschaft ein, wollen ein führender Exporteur von Wasserstoff werden und sind ein Vorreiter bei der Unterstützung von Entwicklungsländern im Hinblick auf die Umstellung auf erneuerbare Energien. Letzten Endes wird der Erfolg beim Klimaschutz jedoch an der tatsächlichen Emissionsreduzierung gemessen werden und dafür müssen alle COP28-Teilnehmer zusammen klare Weichen stellen.

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