US-Renditekurve seit zwei Jahren invers – Rezession bleibt diesmal allerdings wohl aus
Am kommenden Freitag, dem 5. Juli, jährt sich die Inversion der US-Renditekurve im Bereich zwei bis zehn Jahre zum zweiten Mal. Im Juli 2023 wurde eine maximale Inversion von rund 108 Basispunkten erreicht, aktuell steht die Differenz zwischen den zwei- und den zehnjährigen Renditen bei rund 50 Basispunkten. Die aktuelle Kurveninversion markiert zudem einen Rekord in ihrer zeitlichen Länge.
Die Inversion einer Renditekurve bedeutet, dass kurzfristige Schuldinstrumente höhere Renditen bieten als ihre langlaufenden Pendants des gleichen Emittenten oder gleicher Kreditqualität – in den USA schauen wir typischerweise auf US-Treasuries. Eine invertierte Kurve zeigt in der Regel, dass Anleger bereit sind, niedrigere Renditen für langlaufende Anleihen zu akzeptieren, was unter anderem als ein Zeichen für mangelndes Vertrauen in die langfristige wirtschaftliche Entwicklung gewertet wird. Eine invertierte Zinskurve ist allerdings auch per se schlecht für die wirtschaftliche Aktivität, da höhere kurzfristige Renditen die Kreditkosten für Verbraucher- und Geschäftskredite erhöhen, während ein geringeres Niveau für längere Fälligkeiten die Risikobereitschaft verringert. Aus diesem Grund gilt die Inversion der Renditekurve historisch als zuverlässiger Rezessionsindikator. Doch diesmal scheint sich der Zusammenhang nicht einzustellen.
Im Durchschnitt dauert es zwölf Monate von der US-Inversion zur Rezession
In den vergangenen fünf Dekaden hat es im Schnitt zwölf Monate gedauert, bis sich nach dem ersten Tag der Inversion der US-Renditekurve eine Rezession eingestellt hat. Wie im Chart zu erkennen, variieren diese Zeiträume allerdings erheblich, zwischen 22 und lediglich sechs Monaten. Auch aktuell sind in etlichen Bereichen der US-Wirtschaft merkliche Schwächezeichen zu erkennen, doch scheint der generelle Trend gemäss den Experten von DWS nicht schwach genug, eine wirkliche Rezession zu verursachen. Ihrer Einschätzung nach wirkten diesmal vor allem die sehr weit verbreiteten Rezessionsbefürchtungen wie eine «selbsterfüllende Prophezeiung». Etliche Unternehmen scheinen proaktiv reagiert und ihre Überschüsse zurückgefahren zu haben, um die erwarteten «mageren Zeiten» zu überstehen. Dadurch dürfte letztlich der konjunkturelle Abschwung abgemildert worden sein und wahrscheinlich auch die Rezession vermieden. Andererseits blieben vor allem Wachstumssektoren in der Lage, ihre Expansion durch die Nutzung ihrer gut gefüllten Bilanzen selbst zu finanzieren. Zusätzlich sind über die vergangenen beiden Jahre die Finanzierungskonditionen auf der anderen Seite des Atlantiks extrem vorteilhaft geblieben. Auch die US-Banken sahen sich in der Lage, trotz des Zinsanhebungszyklus der US-Notenbank weiterhin attraktive Kreditkonditionen anzubieten.
DWSEine invertierte Zinskurve ist allerdings auch per se schlecht für die wirtschaftliche Aktivität, da höhere kurzfristige Renditen die Kreditkosten für Verbraucher- und Geschäftskredite erhöhen, während ein geringeres Niveau für längere Fälligkeiten die Risikobereitschaft verringert.
Gemäss DWS ist die aktuelle Inversion der Renditekurve in den USA mehr als Indikator dafür zu sehen, dass nicht mehr so schnell an die alten Wachstums-«Boomzeiten» angeknüpft werden kann und weniger als kurzfristiges Warnsignal. Das soll aber nicht heissen, dass zukünftigen Inversionen keine oder zu geringe Aufmerksamkeit mehr geschenkt werden sollte.