Krise made in USA, Rally made in Europe

Die Aktienmärkte zeigen sich im Herbst 2025 erstaunlich widerstandsfähig. Trotz neuer Zollrisiken und geopolitischer Spannungen profitieren sie von sinkenden US-Leitzinsen, einer stabilisierenden Weltkonjunktur und einer verbesserten Planungssicherheit für Unternehmen.

Die jüngsten Turbulenzen im Handelskonflikt zwischen den USA und China haben die Märkte nur kurz ausgebremst. Obwohl US-Präsident Trump Mitte Oktober Zusatzzölle von bis zu 100 Prozent ankündigte, setzten bereits wenige Tage später erneute Verhandlungen ein – ein Muster, das sich immer häufiger zeigt. Beide Volkswirtschaften bleiben in zentralen Bereichen aufeinander angewiesen, etwa bei Seltenerdmetallen oder Halbleitertechnologie. Diese gegenseitigen Abhängigkeiten reduzieren das Risiko einer dauerhaften Eskalation und wirken stabilisierend auf die globalen Börsen.

Der schwächere US-Dollar verschafft vielen Staaten geldpolitischen Spielraum, was Wachstum und Unternehmensgewinne stärkt.

Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer Kantonalbank

Zinsrückgänge und solide Unternehmensgewinne stützen die Märkte
Massgeblich für die positive Entwicklung ist der geldpolitische Kurs: Die US-Notenbank hat den Leitzins Ende Oktober gesenkt und dürfte in den kommenden Quartalen weiter lockern. Das stützt die Konjunktur. Gleichzeitig fällt die Unternehmensberichterstattung im dritten Quartal mehrheitlich solide aus, die Gewinnschätzungen ziehen an und die Frühindikatoren deuten auf moderates Wirtschaftswachstum hin. Insgesamt spricht die Kombination aus sinkenden Zinsen und stabilen Gewinnen für leicht steigende Aktienkurse in den kommenden Monaten.

Eurozone und Schwellenländer im Vorteil
In der Eurozone mehren sich die Zeichen einer Erholung – insbesondere im lange schwachen Industriesektor. Zusätzliche Unterstützung kommt von hohen staatlichen Ausgabenprogrammen und dem langfristig stabilisierenden Zoll-Deal mit den USA. Auch die Schwellenländer bleiben attraktiv. Der schwächere US-Dollar verschafft vielen Staaten geldpolitischen Spielraum, was Wachstum und Unternehmensgewinne stärkt.

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