Was die US-Zölle für den Schweizer Arbeitsmarkt bedeuten
Die neuen Zölle der USA belasten auch den Schweizer Arbeitsmarkt – nicht nur direkt über den Export, sondern auch über die wachsende Unsicherheit. Zwar ist die Lage noch stabil, doch erste Abschwächungstendenzen waren bereits vor der Zollankündigung erkennbar. Jetzt braucht es klare Signale: keine höheren Lohnabgaben, sondern Bürokratieabbau und verlässliche Rahmenbedingungen.
Zölle verteuern den internationalen Handel und schwächen die Wettbewerbsfähigkeit – vor allem in exportorientierten Branchen. Zwar hat die US-Regierung am 9. April 2025 angekündigt, die geplanten Zusatz-Zölle für 90 Tage auszusetzen, doch die Unsicherheit bleibt bestehen. In dieser Zeit gilt ein einheitlicher Zollsatz von 10 Prozent für die meisten Länder – auch für die Schweiz und die EU. Wie es danach weitergeht, ist offen – für die Schweiz könnten die Zölle jedoch stärker steigen als für die EU. Sollte nach Ablauf der Frist das ursprüngliche Zollregime wieder gelten, droht der Schweiz erneut ein Wettbewerbsnachteil gegenüber der EU.
Patrick Chuard-Keller, Chefökonom, Schweizerischer Arbeitgeberverband (SAV)Sollte nach Ablauf der Frist das ursprüngliche Zollregime wieder gelten, droht der Schweiz erneut ein Wettbewerbsnachteil gegenüber der EU.
Doch die Auswirkungen beschränken sich nicht nur auf die direkten Handelsströme. Eine mindestens ebenso grosse Herausforderung liegt in der Unsicherheit, die solche Massnahmen auslösen: Wenn die Unternehmen nicht wissen, wie sich Absatzmärkte, Preise oder regulatorische Rahmenbedingungen entwickeln, investieren sie weniger, verschieben Projekte und agieren auch bei Neueinstellungen zurückhaltender.
Arbeitsmarkt zeigt erste Anzeichen einer Abschwächung
Im März 2025 lag die Arbeitslosenquote gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) bei 2,9 Prozent. Das entspricht einer Zunahme um 2’207 Personen beziehungsweise 23,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit waren erste Anzeichen einer Abschwächung des Arbeitsmarkts bereits vor der Zollankündigung sichtbar – auch wenn das Niveau der Arbeitslosigkeit weiterhin als moderat gilt. Trotzdem: Die derzeitige Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt verdient Aufmerksamkeit, ohne überzeichnet zu werden. Sollte sich die Lage weiter zuspitzen, kommt der Schweiz ihr flexibler Arbeitsmarkt zugute, der sich in schwierigen Zeiten bereits mehrfach bewährt hat. Entscheidend waren dabei stets die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen, gezielte Instrumente wie die Kurzarbeit und die Arbeitslosenversicherung sowie verlässliche staatliche Rahmenbedingungen. Auch die Schuldenbremse mit eingebautem Krisenmodus trägt zur Stabilität bei. Ebenso zentral bleibt eine offene Wirtschaftspolitik – etwa der Abschluss internationaler Handelsabkommen und verlässliche Beziehungen zur EU, der wichtigsten Handelspartnerin der Schweiz.
Keine falschen Signale: Lohnabgaben jetzt nicht weiter erhöhen
Angesichts der aktuellen Lage ist es gefährlich, dass ausgerechnet jetzt über höhere Lohnabgaben diskutiert wird. Seit dem 4. April wissen wir, dass die ständerätliche Sozialkommission die 13. AHV-Rente bedauerlicherweise teilweise über Lohnbeiträge finanzieren möchte; weitere Ausbauwünsche wie die Abschaffung der Rentenplafonierung für Ehepaare, die Erhöhung der Familienzulagen, die Erhöhung der Betreuungszulagen oder die Familienzeitinitiative stehen in den Startlöchern – und das in einer Phase, in der viele Unternehmen bereits unter erheblichen Unsicherheiten und Absatzrisiken leiden. Statt weiterer Abgaben oder bürokratischer Vorschriften braucht es Massnahmen, die gezielt Vertrauen schaffen. Dazu gehört etwa der Abschluss weiterer Handelsabkommen, der Abbau unnötiger Regulierung und stabile Beziehungen zur EU. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten gilt es, die eigenen Stärken zu sichern und nicht zu gefährden.