Volatilität, Inflation und weitere Corona-Trends

In meinem Beitrag vom März 2021 habe ich unter dem Titel «Sieben Corona-Trends, die unser Wirtschaftsumfeld immer mehr beeinflussen» die durch die Corona-Krise zwar nicht wirklich entstandenen, aber sicher beschleunigten Tendenzen, die das Wirtschaftsumfeld immer mehr beeinflussen, thematisiert. Rund zehn Monate später zeigen sich weitere, von Corona beeinflusste Trends, die in turbulenten Zins- und Aktienphasen eine Ausrichtung hin zu höherer Qualität bei den Anlagen nahe legen.

Es zeigt sich eine steigende soziale Ungleichheit – die Unterschiede in der Vermögens- und Einkommenssituation innerhalb der Gesellschaften werden grösser. Dadurch kann der politische Druck für die Unterstützung sozial schwächerer Schichten bzw. gegen die soziale Ungleichheit zunehmen. Eine Erhöhung von Minimallöhnen oder Unternehmenssteuern könnte jedoch die Unternehmensprofitabilität schmälern. Betroffene Länder würden damit eine Bewertungsreduktion riskieren. Aufgrund der hohen Bewertung und des steigenden Lohndrucks könnte dies beispielsweise in den USA ein Thema werden, nicht zuletzt da Präsident Joseph Biden an Popularität verloren hat.

Inflation
Durch die durch Corona mitverursachten Lieferschwierigkeiten und die besonders in den USA ausgeprägte Liquiditätsflutung der letzten Jahre, ist die US-Inflation mehr als von der amerikanischen Zentralbank Fed erwartet gestiegen, was zu US-Zinserhöhungen und zu Marktturbulenzen bei historisch höher bewerteten Anlagen führt.

Ausbau des Gesundheitswesens
Je nach politischen Veränderungen in den verschiedenen Ländern dürften die bestehenden Defizite der medizinischen Versorgung durch Regierungsausgaben für das Gesundheitswesen vermehrt in Angriff genommen werden. Produkte und Dienstleistungen des Gesundheitssektors könnten künftig daher stärkere Nachfrage erhalten und mittelfristig besser als der Gesamtmarkt wachsen. Profiteure davon sind beispielsweise führende Pharma- und andere Gesundheitsunternehmen, auch Anbieter von Medtech (Medizinaltechnik) und Diagnostika. Aktien des globalen Gesundheitssektors sind historisch gesehen nicht teuer bewertet und könnten bald mehr Wachstum erhalten, was auch den Schweizer Aktienmarkt mittelfristig gegen andere Märkte unterstützen könnte.

In Phasen von mehr Marktturbulenzen sollte sich ein Qualitätsfokus bewähren.

Gérard Piasko, Chief Investment Officer, Maerki Baumann

Mehr Regierungsausgaben
Die bisherigen Corona-Mutationen haben über monetäre Unterstützungen für bestimmte Branchen, Firmen oder Haushalte die Budgetdefizite vieler Staaten erhöht. Wegen nötigen Ausgaben für das Gesundheitswesen gehen die Staatsausgaben auch künftig kaum zurück oder steigen sogar weiter. Hohe Budgetdefizite verursachen oft Zinsturbulenzen. Realanlagen schwanken in solchen Zeiten zwar auch überdurchschnittlich, werden aber durch Staatsverschuldung und Budgetdefizite letztlich weniger belastet als Nominalanlagen wie Anleihen. Regierungsobligationen sind in der Rendite weiterhin nicht attraktiv und bei Zinsturbulenzen aufgrund ihrer tieferen Rendite verwundbar. Dadurch bleibt die Nachfrage nach höher rentierenden Unternehmensanleihen überdurchschnittlich. Aufgrund der durch den resultierenden Zinsanstieg verursachten höheren Schwankungen bei allen Anlageklassen ist bei Unternehmensanleihen ein Fokus auf Qualität wieder wichtig.

Die Suche nach Rendite
Die Suche nach Rendite macht auch vor dem Aktienmarkt nicht halt. Wegen der höheren Rendite könnten mittelfristig Aktien von jenen Firmen mehr Nachfrage sehen, die historisch ihre Dividenden oft erhöht haben.

Hohe Sparraten bei Konsumenten und Firmen
Aufgrund wieder erhöhter Unsicherheiten steigen tendenziell auch die Sparanstrengungen der Haushalte und Firmen. Der Anstieg der Sparraten ist seit 2020 sichtbar und dürfte bei möglichen geopolitischen Konflikten zunehmen. Bei stärkerem Sparverhalten wären aufgrund von abnehmendem Wirtschaftswachstum konjunkturabhängige Aktien wieder mehr betroffen. Eine Konklusion wäre dann eine Fokussierung auf Anlagen mit höherer Qualität bzw. Gewinnstabilität auch in konjunkturell weniger dynamischen Zeiten. Historisch manifestiert sich gute Qualität u.a. in stabileren Gewinnmargen, weniger stark schwankenden Eigenkapitalrenditen und geringerer Verschuldung, was zu einem ruhigeren Kursverlauf im Langzeitvergleich führt. Bei steigenden Zinsen ist eine unterdurchschnittliche Verschuldung besonders wichtig.

Anstieg der Volatilität …
Die meisten der durch die Corona-Krise zwar nicht verursachten, aber noch beschleunigten Tendenzen sind auch «sozial disruptiv». Sie führen zu einem steigenden Ungleichgewicht zwischen den relativen Verlierern und Gewinnern innerhalb der Volkswirtschaften, Branchen und Gesellschaften der verschiedenen Länder. Zusammen mit der höheren Inflation und Zinsanspannungen dürfte dies die Marktschwankungen in den kommenden Quartalen wieder höher ausfallen lassen.

… erfordert Fokus auf Qualität
Wir sehen uns durch die beschriebenen mittel- bis langfristigen Tendenzen in unserer langfristig orientierten Ausrichtung bestärkt, welche eine stärkere Fokussierung auf Qualität hat und daher auch Schweizer Aktien einen prominenten Platz innerhalb eines Portfolios zuweist.

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