Credit Suisse: Axel Lehmann im VR-Ranking unter den besten 15 Prozent – Absurdistan lässt grüssen

Eine grosse Schweizer Finanzzeitung hat eben ihr jüngstes VR-Ranking publiziert. Durchgeführt wurde es zum 11. Mal in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Inrate, welches auf Fragen der guten Geschäftsführung spezialisiert ist. Wie sich zeigt, schaffte es die Swisscom, gefolgt von Lonza und von Georg Fischer auf den ersten Rang. Soweit so gut. Etwas weiter unten, genauer auf Rang 26 – und damit immerhin noch unter den besten 15 Prozent der 169 bewerteten Schweizer Unternehmen – stösst der geneigte Leser aber auf eine absurd anmutende Platzierung.

Man mag es kaum glauben, aber im aktuellen VR-Ranking einer grossen Schweizer Finanzzeitung rangiert Axel Lehmann, seines Zeichens letzter Chairman der inzwischen von der UBS übernommenen Credit Suisse, auf Rang 26. Gut, eine Platzierung auf Rang 26 ist jetzt nicht wirklich ein Ruhmesblatt, möchte man meinen. Axel Lehman rangiert damit aber immer noch unter den besten 15 Prozent aller Bewertungen.

Unanfechtbare Wahrheiten gibt es überhaupt nicht, und wenn es sie gäbe, wären sie langweilig.

Theodor Fontane, 1819 – 1898, deutscher Schriftsteller, Journalist und Kritiker

Ja, Sie haben richtig gelesen. Bewertet wurden übrigens unter anderem die «Organisation und Zusammensetzung des Verwaltungsrats» und damit, ob das VR-Gremium über die notwendigen fachlichen Kompetenzen verfügt, um seiner Aufgabe gerecht zu werden. Eine Frage, die von Kritikern im Rückblick möglicherweise zu Ungunsten von Axel Lehman und seinen zahlreichen Vorgängern, die gleichsam wenig erfolgreich agierten, beantwortet werden würde.

Ein weiteres Kriterium: «Beachtung rechtlicher Vorschriften» – ebenfalls nachweislich keine Königsdisziplin innerhalb der Credit Suisse, die in ihren operativen Zeiten regelmässig mit Rekordbussen von sich reden machte. Berücksichtigt wurde zudem – auch das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – das «Vergütungsmodell» und damit die «Verankerung der nachhaltigen Wertschaffung» im Unternehmen. Gut, in der Ausgestaltung der zahlreichen Vergütungsmodelle haben sich die CS-Verantwortlichen (auch) auf Stufe VR zu ihren aktiven Zeiten allesamt immer ausgesprochen kreativ und grosszügig gezeigt. Leider ist aber auch feststellbar, dass die ausgerichteten Vergütungen der nachhaltigen Wertschaffung nie wirklich zuträglich waren. Damit wir uns richtig verstehen. Gemeint gewesen wäre die Wertschaffung für die Aktionäre, und nicht etwa die Vermögensvermehrung der Protagonisten.

So bleibt am Schluss die Fragen, wie um Himmels Willen die Spezialisten von Inrate zu dieser absurd anmutenden Platzierung der Credit Suisse, notabene in der Person von Axel Lehman, gelangt sind, was wiederum zur Anschlussfrage führt, was von einem VR-Ranking, welches die Realität offenbar komplett ausblendet, zu halten ist. Wenig bis gar nichts, müsste die Konklusion eigentlich lauten. Absurdistan lässt grüssen.

Hauptbildnachweis: Credit Suisse