Europäische Transformation – Europa bekommt endlich ein Umstyling

Europa nimmt erneuerbare Energien und Digitalisierung in Angriff – das erfordert erhebliche Investitionen.

Besser spät als nie. Europa verharrte schon lange im Dornröschenschlaf. Nun scheint die Zeit gekommen in der Gegenwart aufzuwachen. Geschlafen hat man bei der Modernisierung der Infrastruktur und der Wirtschaft – unter anderem bei den Themen erneuerbare Energien und Digitalisierung – auch wenn wir hier auf grosse regionale Unterschiede hinweisen wollen. Insgesamt sehen wir grosses Potenzial für Europa und damit für Anleger, die auf diesen Kontinent setzen.

Man könnte meinen, dass die Dringlichkeit des Themas von den Politikern erst nach dem jüngsten Krieg Wladimir Putins gegen die Ukraine und der daraus resultierenden Lebenshaltungskosten-Krise erkannt wurde. Gegenwärtig sprechen alle davon, wie wichtig es ist, unabhängiger vom Ausland zu werden, und die Wirtschaft nachhaltiger auszurichten. Um den derzeitigen hohen Lebensstandard zu sichern und die Grundlagen für künftigen Wohlstand zu schaffen, sind erhebliche Investitionen erforderlich, die privaten Investoren neue Möglichkeiten eröffnen. Die Europäische Union (EU) will bis 2030 den Anteil an erneuerbaren Energien auf 45 Prozent erhöhen (vorheriges Ziel: 40 Prozent). Ausserdem strebt sie eine Steigerung der Energieeffizienz an. Denn in Europa wie auf anderen Kontinenten wird ein Grossteil der erzeugten Energie verschwendet. Im Jahr 2021 betrug der Konsum der Endverbraucher etwa 70 Prozent des Primärenergieverbrauchs, einschliesslich aller Energieverwendungen. Das entspricht einem Energieverlust entlang der Wertschöpfungskette von etwa 30 Prozent und deutet somit auf ein enormes Potenzial für Effizienzsteigerungen bei Transport, Verteilung und Bereitstellung von Energie hin. Diese politischen Ziele bergen Herausforderungen und Chancen für die EU, vor allem vor dem Hintergrund einer eher nuancierten Perspektive für die globale Infrastruktur.

Europa: Investitionslücke Klima und Digitalisierung

Quelle: European Commission Staff Working Document, «Identifying Europe's recovery needs and Climate»; Stand: 27.05.2020

Europäer sind gerade dabei ihre Chance zu ergreifen und gemeinsam in den Wandel zu investieren. Wir gehen davon aus, dass die Willenskraft auch die nächsten Jahre über bestehen bleibt. Aber nicht nur die Willenskraft stimmt uns positiv. In demokratischen Gesellschaften kann es neben Wahlereignissen auch Krisen brauchen, um Blockaden zu beseitigen. Durch das Nachschärfen der Ziele, sollten die kommenden 12 Monate gute Einstiegschancen für Investoren bieten, in digitale und Energieinfrastrukturanlagen zu investieren. Wie die obenstehende Grafik zeigt, werden neben öffentlichen Geldern private Investitionen in kritische Infrastrukturen benötigt, um die Lücke von fast 600 Milliarden Euro pro Jahr allein in Europa zu schliessen.

Um den derzeitigen hohen Lebensstandard zu sichern und die Grundlagen für künftigen Wohlstand zu schaffen, sind erhebliche Investitionen erforderlich, die privaten Investoren neue Möglichkeiten eröffnen.

Björn Jesch, Global Chief Investment Officer, DWS

Digitalisierung im Energiesektor bedeutet im Idealfall, dass Energieflüsse in Echtzeit analysiert und gemessen werden, um eine Energieverschwendung in Richtung Null zu reduzieren. Eine stärker dezentralisierte Energiewirtschaft kann einen höheren Anteil an Erneuerbaren ermöglichen. Von intelligenten Zählern zur Aufzeichnung des Energieverbrauchs, bis hin zu Wasserstoff und digitalen Grundvoraussetzungen wie Glasfasernetzen und energie- und kosteneffizienten Datenzentren gibt es viele Möglichkeiten, aus denen man sorgfältig auswählen und als Anleger profitieren kann.

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