Europas ungleichmässige Transformation – Schweiz auf Platz 3 ganz vorne dabei

Eine ernüchternde Diagnose, wie weit es Europa beim Erreichen der Ziele für 2030 bereits gebracht hat, zeigt, wo es zusätzlicher Investitionen bedarf. Erfreulicherweise steht Schweiz im europäischen Vergleich ziemlich gut da. Der dritte Platz kann sich sehen lassen.

In ganz Europa ist der Wettlauf zur Transformation im Gange. Die untenstehende Scorecard zeigt, wie weit ein Land bei seiner Transformation über 12 Sektoren hinweg bereits vorangekommen ist. Sie gibt auch einen Hinweis darauf, wie viel von der Reise noch vor dem jeweiligen Land oder Sektor liegt.

Die Experten von DWS haben 12 Schlüsselindikatoren (KPIs) identifiziert, die als gute Annäherung für die vielfältigen Dimensionen der angestrebten Transformation dienen. In vielen Fällen sind explizite Ziele durch die Europäische Kommission festlegt, die bis 2030 erreicht werden sollen. Zum Beispiel müssen europäische Länder bis 2030 ihre Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent reduzieren (ausgehend von 1990), der Anteil der Energie aus erneuerbaren Quellen muss auf mindestens 42,5 Prozent steigen und der Anteil der verwendeten Materialressourcen, die aus recyceltem Abfall stammen, muss 23,2 Prozent erreichen.

Die DWS European Transformation Scorecard:

Um den Fortschritt in der Region zu verfolgen, wurde die Leistung von 13 europäischen Ländern für jeden der KPIs im Verhältnis zu ihren jeweiligen Zielen für 2030 untersucht. Beispielsweise liegt der Rückgang der Treibhausgasemissionen in Österreich um 6 Prozent seit 1990 weiter deutlich unter der für 2030 angestrebten Verringerung von 55 Prozent. Dies ergibt für Österreich eine Punktzahl von 0,11 (-6/-55) oder anders ausgedrückt, das Land hat bisher nur 11 Prozent seiner Dekarbonisierungs-Reise zurückgelegt.

Die Ergebnisse zeigen, dass auf Länderebene Schweden der Gewinner ist und sich in Bereichen wie erneuerbare Energien, Forschungs- und Entwicklungsausgaben sowie städtische Widerstandsfähigkeit besonders stark zeigt. Die Niederlande und die Schweiz sind die Zweitplatzierten. Am unteren Ende der Scorecard befinden sich Spanien, Polen und Italien, in denen das regulatorische Umfeld private Investitionen nicht ausreichend fördert.

Die Ergebnisse zeigen, dass auf Länderebene Schweden der Gewinner ist und sich in Bereichen wie erneuerbare Energien, Forschungs- und Entwicklungsausgaben sowie städtische Widerstandsfähigkeit besonders stark zeigt. Die Niederlande und die Schweiz sind die Zweitplatzierten.

DWS

Die Analyse identifiziert auch vier Sektoren, in denen stärkere politische Massnahmen und Investitionsanforderungen besonders dringend sind: Elektrifizierung des Verkehrssektors, Energieeffizienzmassnahmen im Immobilienbereich, Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung und Umsetzung der Dekarbonisierung im Allgemeinen. Von den 12 Sektor-Transformationen können nur die Bereiche Technologie, digitale Wirtschaft und die soziale Säule, die die Bezahlbarkeit von Wohnraum und Bildung umfassen, behaupten, in den untersuchten Ländern einige Fortschritte gemacht zu haben.

Europa muss daher weiterhin innovative und transformative Technologien einführen, indem es eine unterstützende regulatorische Umgebung schafft und Investitionen in Forschung und Entwicklung priorisiert. Eine Vertiefung des Binnenmarkts und die Vollendung der Kapitalmarktunion sollten dazu beitragen, privates Kapital zu mobilisieren, das dringend benötigt wird, um viele der ehrgeizigen Ziele für Europas Transformation zu erreichen. Neue Mehrheitsverhältnisse nach den bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament von 6. bis 9. Juni könnten diese Ambitionen unterminieren. Allerdings sind die jetzt erforderlichen Umsetzungsmassnahmen oft recht technisch und von wechselnden politischen Winden einigermassen abgeschirmt. Es ist davon auszugehen, dass die Fortschritte anhalten – wenn auch ungleichmässig.

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