2024 könnten Themenfonds wieder abheben

Bereits seit einigen Jagen zeichnet es sich ab: Private wie auch professionelle Anleger begnügen sich mitunter nicht mehr nur damit, Investments in spezielle geografische Regionen oder dezidierte Industriesektoren zu tätigen.

Herkömmliche Finanzprodukte sind manchen schlicht nicht greifbar genug oder spiegeln individuelle Interessenfelder nicht genug wider. Die Gewinner von KI etwa, lassen sich mit einem allgemeinem Technologie-Fonds nur bedingt erfassen. Und wer an dem Ausbau der Wasserinfrastruktur partizipieren möchte, dem ist mit einem Fonds, der lediglich pauschal auf Versorger setzt, nicht gedient. Gesucht sind Möglichkeiten, in übergreifende Themen, die dem eigenen Interesse folgen, oder in langfristige Trends zu investieren. Das macht die Investments nicht nur nachvollziehbarer, sondern soll Geld auch mit den individuellen Ansichten auf die Welt in Einklang bringen. Geldanlage wird also nicht mehr nur aus der Perspektive der reinen Renditejagd gesehen, sondern auch als ein interessengelagertes, aktives Partizipieren am Wirtschaftsgeschehen.

Thematisches Investieren setzt an diesen Interessen an weltumspannenden Themen an und birgt einen anderen Investmentansatz. Neben dem speziellen Fokus auf übergeordnete Investmentthemen haben Themenfonds einen besonderen Vorteil gegenüber vielen weiteren Fondsansätzen: Das uneingeschränkte Anlageuniversum. Während viele Aktienfonds etwa auf bestimmte Regionen oder Industrien beschränkt sind, bestehen hier für Themenfonds keine unsachlichen Einschränkungen. Thematische Portfoliomanager können daher Unternehmen aus einem grossen, globalen Universum selektieren, ungeachtet der Grösse, des Stils oder der regionalen Herkunft, und sich stattdessen auf die Unternehmen fokussieren, die zu den Gewinnern aufgrund struktureller Veränderungen gehören. Dadurch verfügen sie über ein hohes Mass an Effektivität aber auch Flexibilität.

Während viele Aktienfonds etwa auf bestimmte Regionen oder Industrien beschränkt sind, bestehen hier für Themenfonds keine unsachlichen Einschränkungen.

Andreas Fruschki, Chief Investment Officer, Allianz Global Investors

Die durch strukturellen Wandel erforderlichen Investitionen sind zudem in der Regel langfristig ausgelegt und zielen auf viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte ab. Langfristiges Denken kann von der Kurzsichtigkeit vieler Investoren profitieren: Die Mehrheit der Marktteilnehmer konzentriert sich auf die Vorhersage kurzfristiger Gewinne, während sich der tatsächliche Wert eines Unternehmens sich in dessen langfristigem Wachstum manifestiert. Neben den finanziellen Erträgen bietet thematisches Investieren jedoch mehr: Es bedeutet in letzter Konsequenz, Investitionen in die Bereiche mit dem grössten Wachstumspotenzial weltweit zu lenken. Dies hat auch einen sozialen Nutzen: Aufstrebende Unternehmen in den innovativsten Branchen werden dabei unterstützt, Kapital zu beschaffen und ihr Potenzial zu entfalten.

Von Megatrends zu Themen
Unter den Megatrends lassen sich Veränderungen verstehen, die sich mitunter über einen Zeitraum von auch mehr als 100 Jahre erstrecken können. Für die Menschheit sind sie keine abstrakten Elemente, sondern Realität, die sich an vielen Stellen bemerkbar macht. Digitalisierung, Verstädterung, Ressourcenknappheit oder der demographische Wandel – all diese exemplarischen Megatrends sind real erleb- und greifbar. Um hieran zu partizipieren, sind diese Megatrends aber noch zu abstrakt. Themenfonds brechen diese umspannenden Trends auf einzelne Themen runter, sodass sie investierbar werden. Dabei kann es sich um Einzelthemen handeln oder um multiple Themen, die dann über Multithemenfonds investierbar werden. Zu bekannten Einzelthemen weltweit gehören beispielsweise die Themen Wasser, Gesundheit oder Energie.

Investment-Thema oder Kurzzeit-Hype – aktiver Umgang ist entscheidend
Viele Themen lassen sich aus langanhaltenden (Mega-)Trends ableiten, jedoch gibt es mit hoher Regelmässigkeit auch kurzfristige Hypes, die sich auf das Radar von Anlegern drängen könnten. Und gerade vor dem Hintergrund eines sehr dynamischen Hype-Universums ist es wichtig, zwischen echten langfristigen Themen und kurzfristigen Trends, auch «Fad» genannt, zu unterscheiden. Diese Fads sind in der Regel am Markt schnell eingepreist und halten nicht viel länger als ein Nachrichtenzyklus, da ihnen die Unterstützung eines langfristigen Wachstumsthemas fehlt. Ohne stabile Perspektive sind sie für Anleger und Fondsmanager eine wenig lohnende und zudem riskante Option, oder kurzum: Kein Investment-Thema. Innerhalb dieses Anlageuniversums sollte zudem auch darauf geachtet werden, dass eine Fokussierung auf Unternehmen mit einer eindeutigen thematischen Partizipation besteht, um das Aufwärtspotenzial eines Themas bestmöglich nutzen zu können. Investiert werden sollte folglich nur in Unternehmen, bei denen das Thema vollständig oder zumindest einen erheblichen Teil des Geschäftsmodells ausmacht. Da Unternehmen ihren Umsatz aber selbst nicht anteilig nach Themen veröffentlichen, ist ein hohes Mass an Sachkenntnis und Fundamentalanalyse erforderlich, um solche pure-plays identifizieren zu können. Zudem kann sich der Grad, in dem ein Unternehmen von einem Thema profitiert, im Laufe der Zeit ändern, daher ist eine aktive Herangehensweise sinnvoll, um so auf veränderte Bedingungen reagieren zu können.

Themenfonds spielen ihre Performance am besten aus, wenn grosse und überlagernde externe Einflussfaktoren wie beispielsweise wirtschaftliche oder politische Konflikte gering ausgeprägt sind oder – noch besser – nicht stattfinden.

Andreas Fruschki

Die aktive Handhabe von Themen spielt auch eine gewichtige Rolle, wenn es um die Frage von aktiv vs. passiv geht. Ein ETF, der einen Index repliziert, investiert in das gesamte investierbare Universum eines Themas. Dabei werden jedoch Faktoren wie Bewertung, Wachstumspotenzial und Corporate Governance nicht berücksichtigt. Da sich die investierbaren Bereiche eines Themas laufend verändern, birgt dies Gefahren. Tatsächlich ist es die Sub-Themenebene, die die eigentliche Alpha-Generierung liefert – und diese hat in der Regel einen viel kürzeren Zeithorizont als die übergeordneten Themen selbst. Ein aktiv verwalteter Fonds sollte in der Lage sein, nicht nur seine Aktienbestände, sondern auch seine unter dem Themendach gehaltenen Sub-Themen anzupassen.

Quo vadis Themenfonds?
Themenfonds spielen ihre Performance zudem am besten aus, wenn grosse und überlagernde externe Einflussfaktoren wie beispielsweise wirtschaftliche oder politische Konflikte gering ausgeprägt sind oder – noch besser – nicht stattfinden. Die zurückliegenden zwei Jahre waren geprägt von vielen solcher externen Faktoren, die sich negativ auf die Investitionsbereitschaft oder -fähigkeit ausgewirkt haben. Hinzu kam eine unrealistisch hohe Erwartungshaltung gegenüber vielen Themen, sodass die die Bewertungen relativ hoch waren, die Ansprüche an schnelles Wachstum damit ebenso. Schockanpassungen im Zuge von Inflation und Zinserhöhungen in 2023 hatten ebenfalls negative Auswirkungen, die zwar temporärer Natur gewesen sein dürften, aber dennoch zu einer breiten Neubewertungen viele Themen geführt hat auf ein nunmehr geringeres Preisniveau. Zum Ende des Jahres 2023 lässt sich daher konstatieren, dass die Bewertungshaltung sich nunmehr wieder auf einem moderaten Level eingefunden hat. Belastungen durch das weiterhin erhöhte Inflations- und Zinsniveau sind bereits für 2024 eingepreist und die Erwartungen konservativ. Vor diesem Hintergrund hat 2024 gute Chancen, zu einem guten Einstiegsjahr für Themenfonds zu werden.